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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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jenes Auge nicht beschreiben! Ich will mir
einen Poeten, der vor Liebe verrückt worden
ist, aus dem Tollhause kommen lassen, damit
er aus dem Abgrund des Wahnsinns ein Bild
heraufhole, womit ich jenes Auge vergleiche --
Unter uns gesagt, ich wäre wohl selbst verrückt
genug, daß ich zu einem solchen Geschäfte kei¬
nes Gehülfen bedürfte. God d--n! sagte mal
ein Engländer, wenn Sie einen so recht ruhig
von oben bis unten betrachtet, so schmelzen ei¬
nem die kupfernen Knöpfe des Fracks und das
Herz obendrein. F--e! sagte ein Franzose,
Sie hat Augen vom größten Kaliber, und wenn
so ein dreyzigpfünder Blick herausschießt, krach!
so ist man verliebt. Da war ein rothköpfi¬
ger Advokat aus Mainz, der sagte: ihre Augen
sähen aus wie zwey Tassen schwarzen Kaffee --
Er wollte etwas sehr Süßes sagen, denn er
warf immer unmenschlich viel Zucker in seinen
Kaffee -- Schlechte Vergleiche -- Ich und der
braune Dachshund lagen still zu den Füßen der

jenes Auge nicht beſchreiben! Ich will mir
einen Poeten, der vor Liebe verruͤckt worden
iſt, aus dem Tollhauſe kommen laſſen, damit
er aus dem Abgrund des Wahnſinns ein Bild
heraufhole, womit ich jenes Auge vergleiche —
Unter uns geſagt, ich waͤre wohl ſelbſt verruͤckt
genug, daß ich zu einem ſolchen Geſchaͤfte kei¬
nes Gehuͤlfen beduͤrfte. God d—n! ſagte mal
ein Englaͤnder, wenn Sie einen ſo recht ruhig
von oben bis unten betrachtet, ſo ſchmelzen ei¬
nem die kupfernen Knoͤpfe des Fracks und das
Herz obendrein. F—e! ſagte ein Franzoſe,
Sie hat Augen vom groͤßten Kaliber, und wenn
ſo ein dreyzigpfuͤnder Blick herausſchießt, krach!
ſo iſt man verliebt. Da war ein rothkoͤpfi¬
ger Advokat aus Mainz, der ſagte: ihre Augen
ſaͤhen aus wie zwey Taſſen ſchwarzen Kaffee —
Er wollte etwas ſehr Suͤßes ſagen, denn er
warf immer unmenſchlich viel Zucker in ſeinen
Kaffee — Schlechte Vergleiche — Ich und der
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[276/0284] jenes Auge nicht beſchreiben! Ich will mir einen Poeten, der vor Liebe verruͤckt worden iſt, aus dem Tollhauſe kommen laſſen, damit er aus dem Abgrund des Wahnſinns ein Bild heraufhole, womit ich jenes Auge vergleiche — Unter uns geſagt, ich waͤre wohl ſelbſt verruͤckt genug, daß ich zu einem ſolchen Geſchaͤfte kei¬ nes Gehuͤlfen beduͤrfte. God d—n! ſagte mal ein Englaͤnder, wenn Sie einen ſo recht ruhig von oben bis unten betrachtet, ſo ſchmelzen ei¬ nem die kupfernen Knoͤpfe des Fracks und das Herz obendrein. F—e! ſagte ein Franzoſe, Sie hat Augen vom groͤßten Kaliber, und wenn ſo ein dreyzigpfuͤnder Blick herausſchießt, krach! ſo iſt man verliebt. Da war ein rothkoͤpfi¬ ger Advokat aus Mainz, der ſagte: ihre Augen ſaͤhen aus wie zwey Taſſen ſchwarzen Kaffee — Er wollte etwas ſehr Suͤßes ſagen, denn er warf immer unmenſchlich viel Zucker in ſeinen Kaffee — Schlechte Vergleiche — Ich und der braune Dachshund lagen ſtill zu den Fuͤßen der

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/284>, abgerufen am 28.03.2024.