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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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Welt in Händen hat, du bist jetzt ebenfalls ein
wichtiger Mensch, schneidest du ihn unten ein
bischen zu scharf, so wird er verdrießlich, und
schneidet oben die größten Könige noch ärger --
Es war der glücklichste Moment meines Lebens!

Ich kann mir dieses schöne Gefühl vorstellen,
Herr Hyazinth. Welchen aber von der Roth¬
schildschen Dynastie haben Sie solchermaßen am¬
putirt? War es etwa der hochherzige Britte,
der Mann in Lombardstreet, der ein Leihhaus
für Kaiser und Könige errichtet hat?

Versteht sich, Herr Doktor, ich meyne den
großen Rothschild, den großen Nathan Roth¬
schild, Nathan den Weisen, bey dem der
Kaiser von Brasilien seine diamantene Krone
versetzt hat. Aber ich habe auch die Ehre
gehabt, den Baron Salomon Rothschild in
Frankfurt kennen zu lernen, und wenn ich
mich auch nicht seines intimen Fußes zu erfreuen
hatte, so wußte er mich doch zu schätzen. Als

Welt in Haͤnden hat, du biſt jetzt ebenfalls ein
wichtiger Menſch, ſchneideſt du ihn unten ein
biſchen zu ſcharf, ſo wird er verdrießlich, und
ſchneidet oben die groͤßten Koͤnige noch aͤrger —
Es war der gluͤcklichſte Moment meines Lebens!

Ich kann mir dieſes ſchoͤne Gefuͤhl vorſtellen,
Herr Hyazinth. Welchen aber von der Roth¬
ſchildſchen Dynaſtie haben Sie ſolchermaßen am¬
putirt? War es etwa der hochherzige Britte,
der Mann in Lombardſtreet, der ein Leihhaus
fuͤr Kaiſer und Koͤnige errichtet hat?

Verſteht ſich, Herr Doktor, ich meyne den
großen Rothſchild, den großen Nathan Roth¬
ſchild, Nathan den Weiſen, bey dem der
Kaiſer von Braſilien ſeine diamantene Krone
verſetzt hat. Aber ich habe auch die Ehre
gehabt, den Baron Salomon Rothſchild in
Frankfurt kennen zu lernen, und wenn ich
mich auch nicht ſeines intimen Fußes zu erfreuen
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[298/0306] Welt in Haͤnden hat, du biſt jetzt ebenfalls ein wichtiger Menſch, ſchneideſt du ihn unten ein biſchen zu ſcharf, ſo wird er verdrießlich, und ſchneidet oben die groͤßten Koͤnige noch aͤrger — Es war der gluͤcklichſte Moment meines Lebens! Ich kann mir dieſes ſchoͤne Gefuͤhl vorſtellen, Herr Hyazinth. Welchen aber von der Roth¬ ſchildſchen Dynaſtie haben Sie ſolchermaßen am¬ putirt? War es etwa der hochherzige Britte, der Mann in Lombardſtreet, der ein Leihhaus fuͤr Kaiſer und Koͤnige errichtet hat? Verſteht ſich, Herr Doktor, ich meyne den großen Rothſchild, den großen Nathan Roth¬ ſchild, Nathan den Weiſen, bey dem der Kaiſer von Braſilien ſeine diamantene Krone verſetzt hat. Aber ich habe auch die Ehre gehabt, den Baron Salomon Rothſchild in Frankfurt kennen zu lernen, und wenn ich mich auch nicht ſeines intimen Fußes zu erfreuen hatte, ſo wußte er mich doch zu ſchaͤtzen. Als

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/306>, abgerufen am 29.03.2024.