Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Teufel könnten wir es wohl ganz bestimmt
behaupten; denn nur die Gläubigen haben ihn
bisher gesehen. Auch in Betreff des Adels
werden wir im Laufe einiger Zeit die Erfahrung
machen, daß die bonne societe aufhören wird
die bonne societe zu seyn, sobald der gute
Bürgersmann nicht mehr die Güte hat, sie für
die bonne societe zu halten. Aber die Jesui¬
ten? Wenigstens haben sie doch nicht mehr die
alten Hosen an! Die alten Jesuiten liegen im
Grabe mit ihren alten Hosen, Begierden, Welt¬
plänen, Ränken, Distinctionen, Reservazionen
und Giften, und was wir jetzt in neuen, glän¬
zenden Hosen durch die Welt schleichen sehen,
ist nicht sowohl ihr Geist, als vielmehr ihr Ge¬
spenst, ein albernes, blödsinniges Gespenst, das
uns täglich durch Wort und That zu beweisen
sucht, wie wenig es furchtbar sey; und wahrlich
es mahnt uns an die Geschichte von einem ähn¬
lichen Gespenste im Thüringer Walde, das einst

Vom Teufel koͤnnten wir es wohl ganz beſtimmt
behaupten; denn nur die Glaͤubigen haben ihn
bisher geſehen. Auch in Betreff des Adels
werden wir im Laufe einiger Zeit die Erfahrung
machen, daß die bonne société aufhoͤren wird
die bonne société zu ſeyn, ſobald der gute
Buͤrgersmann nicht mehr die Guͤte hat, ſie fuͤr
die bonne société zu halten. Aber die Jeſui¬
ten? Wenigſtens haben ſie doch nicht mehr die
alten Hoſen an! Die alten Jeſuiten liegen im
Grabe mit ihren alten Hoſen, Begierden, Welt¬
plaͤnen, Raͤnken, Diſtinctionen, Reſervazionen
und Giften, und was wir jetzt in neuen, glaͤn¬
zenden Hoſen durch die Welt ſchleichen ſehen,
iſt nicht ſowohl ihr Geiſt, als vielmehr ihr Ge¬
ſpenſt, ein albernes, bloͤdſinniges Geſpenſt, das
uns taͤglich durch Wort und That zu beweiſen
ſucht, wie wenig es furchtbar ſey; und wahrlich
es mahnt uns an die Geſchichte von einem aͤhn¬
lichen Geſpenſte im Thuͤringer Walde, das einſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0067" n="59"/>
Vom Teufel ko&#x0364;nnten wir es wohl ganz be&#x017F;timmt<lb/>
behaupten; denn nur die Gla&#x0364;ubigen haben ihn<lb/>
bisher ge&#x017F;ehen. Auch in Betreff des Adels<lb/>
werden wir im Laufe einiger Zeit die Erfahrung<lb/>
machen, daß die <hi rendition="#aq">bonne société</hi> aufho&#x0364;ren wird<lb/>
die <hi rendition="#aq">bonne société</hi> zu &#x017F;eyn, &#x017F;obald der gute<lb/>
Bu&#x0364;rgersmann nicht mehr die Gu&#x0364;te hat, &#x017F;ie fu&#x0364;r<lb/>
die <hi rendition="#aq">bonne société</hi> zu halten. Aber die Je&#x017F;ui¬<lb/>
ten? Wenig&#x017F;tens haben &#x017F;ie doch nicht mehr die<lb/>
alten Ho&#x017F;en an! Die alten Je&#x017F;uiten liegen im<lb/>
Grabe mit ihren alten Ho&#x017F;en, Begierden, Welt¬<lb/>
pla&#x0364;nen, Ra&#x0364;nken, Di&#x017F;tinctionen, Re&#x017F;ervazionen<lb/>
und Giften, und was wir jetzt in neuen, gla&#x0364;<lb/>
zenden Ho&#x017F;en durch die Welt &#x017F;chleichen &#x017F;ehen,<lb/>
i&#x017F;t nicht &#x017F;owohl ihr Gei&#x017F;t, als vielmehr ihr Ge¬<lb/>
&#x017F;pen&#x017F;t, ein albernes, blo&#x0364;d&#x017F;inniges Ge&#x017F;pen&#x017F;t, das<lb/>
uns ta&#x0364;glich durch Wort und That zu bewei&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ucht, wie wenig es furchtbar &#x017F;ey; und wahrlich<lb/>
es mahnt uns an die Ge&#x017F;chichte von einem a&#x0364;hn¬<lb/>
lichen Ge&#x017F;pen&#x017F;te im Thu&#x0364;ringer Walde, das ein&#x017F;t<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0067] Vom Teufel koͤnnten wir es wohl ganz beſtimmt behaupten; denn nur die Glaͤubigen haben ihn bisher geſehen. Auch in Betreff des Adels werden wir im Laufe einiger Zeit die Erfahrung machen, daß die bonne société aufhoͤren wird die bonne société zu ſeyn, ſobald der gute Buͤrgersmann nicht mehr die Guͤte hat, ſie fuͤr die bonne société zu halten. Aber die Jeſui¬ ten? Wenigſtens haben ſie doch nicht mehr die alten Hoſen an! Die alten Jeſuiten liegen im Grabe mit ihren alten Hoſen, Begierden, Welt¬ plaͤnen, Raͤnken, Diſtinctionen, Reſervazionen und Giften, und was wir jetzt in neuen, glaͤn¬ zenden Hoſen durch die Welt ſchleichen ſehen, iſt nicht ſowohl ihr Geiſt, als vielmehr ihr Ge¬ ſpenſt, ein albernes, bloͤdſinniges Geſpenſt, das uns taͤglich durch Wort und That zu beweiſen ſucht, wie wenig es furchtbar ſey; und wahrlich es mahnt uns an die Geſchichte von einem aͤhn¬ lichen Geſpenſte im Thuͤringer Walde, das einſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/67
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/67>, abgerufen am 25.04.2024.