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Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

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Garten Memorial.

Die besten Pfropff-Reiser sind diese/ welche an
den Spitzen und Haupt-Aesten des Baums sitzen/
und an welchen man siehet/ daß sie in demselben
Jahr/ da man pfropffen will/ viel blühen und tra-
gen wollen/ dann daher kommt es/ daß die jungen
Bäume desto eher Früchte tragen.

Jm Schneiden aber oder Zubereiten der Pfropf-
Reiser ist in acht zu nehmen/ daß man die Rinde/
so auswarts mit den Wildling oder Stamm sich ver-
einigen muß/ nicht ablöse/ und muß der Einschluß
des Pfropffreises beynahe dreyeckicht gemacht wer-
den/ daß die äusserste Seite allemal dicker sey als
die innere.

Wie man auf verschiedene Art pfropf-
fen soll.

Ehe und bevor man pfropffet/ muß man wohl
zusehen/ ob der Grund der Baum-Schule gut und
beqvem ist vor sothane Pfröpfflinge/ und was für
Bäume am selbigem Ort am besten wachsen. Man
pfropffet auf Weyhnacht-Abend od um selbige Zeit/
nachdem es kalt oder laulicht Wetter ist/ die Wel-
sche Pflaumen- und Birn-Bäume/ und die/ so früh-
zeitige Früchte bringen. Aber mit Aepffel- und Mis-
pel-Bäumen ists besser zu warten biß in den Mer-
tzen/ da man siehet/ daß sie anfahen auszubrechen.
Um selbige Zeit ist gut zupfropffen auf grosse
Stämme/ und zwar insgemein vom Mertz an bißzum
ersten Mäy/ doch daß man allzeit acht habe auf
die Natur eines Baums. Dann die/ so den meisten
Safft haben/ müssen zu erst gepfropfft werden und die
weniger Safft haben/ später ausgenommen/ die Gra-

nat-
Y
Garten Memorial.

Die beſten Pfropff-Reiſer ſind dieſe/ welche an
den Spitzen und Haupt-Aeſten des Baums ſitzen/
und an welchen man ſiehet/ daß ſie in demſelben
Jahr/ da man pfropffen will/ viel bluͤhen und tra-
gen wollen/ dann daher kommt es/ daß die jungen
Baͤume deſto eher Fruͤchte tragen.

Jm Schneiden aber oder Zubereiten der Pfropf-
Reiſer iſt in acht zu nehmen/ daß man die Rinde/
ſo auswarts mit den Wildling oder Stam̃ ſich ver-
einigen muß/ nicht abloͤſe/ und muß der Einſchluß
des Pfropffreiſes beynahe dreyeckicht gemacht wer-
den/ daß die aͤuſſerſte Seite allemal dicker ſey als
die innere.

Wie man auf verſchiedene Art pfropf-
fen ſoll.

Ehe und bevor man pfropffet/ muß man wohl
zuſehen/ ob der Grund der Baum-Schule gut und
beqvem iſt vor ſothane Pfroͤpfflinge/ und was fuͤr
Bäume am ſelbigem Ort am beſten wachſen. Man
pfropffet auf Weyhnacht-Abend oď um ſelbige Zeit/
nachdem es kalt oder laulicht Wetter iſt/ die Wel-
ſche Pflaumen- und Birn-Baͤume/ und die/ ſo fruͤh-
zeitige Fruͤchte bringen. Aber mit Aepffel- und Miſ-
pel-Baͤumen iſts beſſer zu warten biß in den Mer-
tzen/ da man ſiehet/ daß ſie anfahen auszubrechen.
Um ſelbige Zeit iſt gut zupfropffen auf groſſe
Staͤm̃e/ und zwar insgemein vom Mertz an bißzum
erſten Maͤy/ doch daß man allzeit acht habe auf
die Natur eines Baums. Dann die/ ſo den meiſten
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weniger Safft haben/ ſpaͤter ausgenommen/ die Gra-

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[337/0353] Garten Memorial. Die beſten Pfropff-Reiſer ſind dieſe/ welche an den Spitzen und Haupt-Aeſten des Baums ſitzen/ und an welchen man ſiehet/ daß ſie in demſelben Jahr/ da man pfropffen will/ viel bluͤhen und tra- gen wollen/ dann daher kommt es/ daß die jungen Baͤume deſto eher Fruͤchte tragen. Jm Schneiden aber oder Zubereiten der Pfropf- Reiſer iſt in acht zu nehmen/ daß man die Rinde/ ſo auswarts mit den Wildling oder Stam̃ ſich ver- einigen muß/ nicht abloͤſe/ und muß der Einſchluß des Pfropffreiſes beynahe dreyeckicht gemacht wer- den/ daß die aͤuſſerſte Seite allemal dicker ſey als die innere. Wie man auf verſchiedene Art pfropf- fen ſoll. Ehe und bevor man pfropffet/ muß man wohl zuſehen/ ob der Grund der Baum-Schule gut und beqvem iſt vor ſothane Pfroͤpfflinge/ und was fuͤr Bäume am ſelbigem Ort am beſten wachſen. Man pfropffet auf Weyhnacht-Abend oď um ſelbige Zeit/ nachdem es kalt oder laulicht Wetter iſt/ die Wel- ſche Pflaumen- und Birn-Baͤume/ und die/ ſo fruͤh- zeitige Fruͤchte bringen. Aber mit Aepffel- und Miſ- pel-Baͤumen iſts beſſer zu warten biß in den Mer- tzen/ da man ſiehet/ daß ſie anfahen auszubrechen. Um ſelbige Zeit iſt gut zupfropffen auf groſſe Staͤm̃e/ und zwar insgemein vom Mertz an bißzum erſten Maͤy/ doch daß man allzeit acht habe auf die Natur eines Baums. Dann die/ ſo den meiſten Safft haben/ muͤſſen zu erſt gepfropfft werden uñ die weniger Safft haben/ ſpaͤter ausgenommen/ die Gra- nat- Y

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Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/353>, abgerufen am 25.04.2024.