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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

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orientiren kann. Diesem analog ist der Fall, wo alle Vor-
stellungen gleich stark, aber die Hemmungsgrade ver-
schieden sind. Hier hebe man zuvörderst diejenigen drey
Vorstellungen heraus, welche unter einander die grösste
Hemmungssumme bilden. Eine darunter wird bey Be-
stimmung der H. S. als ungehemmt betrachtet werden;
dieser gegenüber denke man sich die sämmtlichen übrigen
als sinkend nach ihrem Hemmungsgrade, und addire, was
herauskommt, zur Hemmungssumme der herausgehobenen
drey. Das Gesagte wird für unsre gegenwärtigen Zwecke
völlig hinreichen.

§. 53.

Die Bestimmung des Hemmungsverhältnisses bey
minderem Gegensatz ist noch bey weitem schwieriger,
als die der Hemmungssumme, falls dabey auf alle Um-
stände, die vorkommen können, soll Rücksicht genom-
men werden. Die Angabe derselben gehört in die fol-
genden Capitel; hier werden wir nur das Leichteste, All-
gemeinste, und was die Grundlage der Untersuchung bil-
det, in Betracht ziehn.

Zuerst müssen die Ueberlegungen des §. 43. zurück-
gerufen werden. An der Stelle, wo dort gesagt wurde,
jede Vorstellung wirke im Verhältniss ihrer
Stärke
, ist jetzt hinzuzufügen: und im Verhältnisse
ihres Gegensatzes
. Daher leidet nun auch jede Vor-
stellung nicht bloss im umgekehrten Verhältniss ihrer
Stärke, sondern sie leidet von jeder andern nach dem
Hemmungsgrade, den sie gegen diese andre bildet. Bey
zweyen Vorstellungen hebt dieses sich auf, aber nicht so
bey mehrern. Für a und b, und den Hemmungsgrad m,
sind die Hemmungsverhältnisse [Formel 1] , [Formel 2] , oder [Formel 3] , [Formel 4] . Aber
für drey Vorstellungen, und drey Hemmungsgrade, müs-
sen wir die Sache etwas genauer betrachten.

Wir gehn zurück zu den oben unterschiedenen sechs
Fällen, wiewohl nur, um uns der dortigen Bezeichnung
zu bedienen, denn der Unterschied der Fälle selbst kommt

orientiren kann. Diesem analog ist der Fall, wo alle Vor-
stellungen gleich stark, aber die Hemmungsgrade ver-
schieden sind. Hier hebe man zuvörderst diejenigen drey
Vorstellungen heraus, welche unter einander die gröſste
Hemmungssumme bilden. Eine darunter wird bey Be-
stimmung der H. S. als ungehemmt betrachtet werden;
dieser gegenüber denke man sich die sämmtlichen übrigen
als sinkend nach ihrem Hemmungsgrade, und addire, was
herauskommt, zur Hemmungssumme der herausgehobenen
drey. Das Gesagte wird für unsre gegenwärtigen Zwecke
völlig hinreichen.

§. 53.

Die Bestimmung des Hemmungsverhältnisses bey
minderem Gegensatz ist noch bey weitem schwieriger,
als die der Hemmungssumme, falls dabey auf alle Um-
stände, die vorkommen können, soll Rücksicht genom-
men werden. Die Angabe derselben gehört in die fol-
genden Capitel; hier werden wir nur das Leichteste, All-
gemeinste, und was die Grundlage der Untersuchung bil-
det, in Betracht ziehn.

Zuerst müssen die Ueberlegungen des §. 43. zurück-
gerufen werden. An der Stelle, wo dort gesagt wurde,
jede Vorstellung wirke im Verhältniſs ihrer
Stärke
, ist jetzt hinzuzufügen: und im Verhältnisse
ihres Gegensatzes
. Daher leidet nun auch jede Vor-
stellung nicht bloſs im umgekehrten Verhältniſs ihrer
Stärke, sondern sie leidet von jeder andern nach dem
Hemmungsgrade, den sie gegen diese andre bildet. Bey
zweyen Vorstellungen hebt dieses sich auf, aber nicht so
bey mehrern. Für a und b, und den Hemmungsgrad m,
sind die Hemmungsverhältnisse [Formel 1] , [Formel 2] , oder [Formel 3] , [Formel 4] . Aber
für drey Vorstellungen, und drey Hemmungsgrade, müs-
sen wir die Sache etwas genauer betrachten.

Wir gehn zurück zu den oben unterschiedenen sechs
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zu bedienen, denn der Unterschied der Fälle selbst kommt

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[189/0209] orientiren kann. Diesem analog ist der Fall, wo alle Vor- stellungen gleich stark, aber die Hemmungsgrade ver- schieden sind. Hier hebe man zuvörderst diejenigen drey Vorstellungen heraus, welche unter einander die gröſste Hemmungssumme bilden. Eine darunter wird bey Be- stimmung der H. S. als ungehemmt betrachtet werden; dieser gegenüber denke man sich die sämmtlichen übrigen als sinkend nach ihrem Hemmungsgrade, und addire, was herauskommt, zur Hemmungssumme der herausgehobenen drey. Das Gesagte wird für unsre gegenwärtigen Zwecke völlig hinreichen. §. 53. Die Bestimmung des Hemmungsverhältnisses bey minderem Gegensatz ist noch bey weitem schwieriger, als die der Hemmungssumme, falls dabey auf alle Um- stände, die vorkommen können, soll Rücksicht genom- men werden. Die Angabe derselben gehört in die fol- genden Capitel; hier werden wir nur das Leichteste, All- gemeinste, und was die Grundlage der Untersuchung bil- det, in Betracht ziehn. Zuerst müssen die Ueberlegungen des §. 43. zurück- gerufen werden. An der Stelle, wo dort gesagt wurde, jede Vorstellung wirke im Verhältniſs ihrer Stärke, ist jetzt hinzuzufügen: und im Verhältnisse ihres Gegensatzes. Daher leidet nun auch jede Vor- stellung nicht bloſs im umgekehrten Verhältniſs ihrer Stärke, sondern sie leidet von jeder andern nach dem Hemmungsgrade, den sie gegen diese andre bildet. Bey zweyen Vorstellungen hebt dieses sich auf, aber nicht so bey mehrern. Für a und b, und den Hemmungsgrad m, sind die Hemmungsverhältnisse [FORMEL], [FORMEL], oder [FORMEL], [FORMEL]. Aber für drey Vorstellungen, und drey Hemmungsgrade, müs- sen wir die Sache etwas genauer betrachten. Wir gehn zurück zu den oben unterschiedenen sechs Fällen, wiewohl nur, um uns der dortigen Bezeichnung zu bedienen, denn der Unterschied der Fälle selbst kommt

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/209>, abgerufen am 19.03.2024.