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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

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[Formel 1] und für p=1, [Formel 2] . Ist endlich auch a=a=b,
so kommt [Formel 3] . Mit dieser Complicationsschwelle
vergleiche man nach §. 47. die gemeine Schwelle, wel-
che entstehn würde, wenn aus einem einzigen Continuum
von Vorstellungen die stärkste =a+a, zwey andre =b
und =g genommen wären, auch a=a=b=1, da denn
[Formel 4] auf der Schwelle seyn würde. Es leuchtet ein,
dass hier das ganze a+a im Streite wäre mit jeder der
beyden einfachen Vorstellungen; während in unserm Falle
nur a wider b, und a wider g streitet, daher ein schwä-
cheres g hinreicht, um noch die Schwelle des Bewusst-
seyns zu behaupten.


Fünftes Capitel.
Von den unvollkommnen Complicationen.
§. 63.

Schon der Anfang des vorigen Capitels erklärt den
Ausdruck unvollkommne Complicationen. Die Un-
tersuchung der statischen Gesetze für dieselben ist schwe-
rer, als die zunächst vorhergegangene für die vollkom-
menen Complicationen; auch die Mannigfaltigkeit der
Fälle ist hier unendlich grösser, weil die Innigkeit der
Verbindung jeden beliebigen Grad haben kann. Daher
lässt sich alles bisher über die Complicationen Vorgetra-
gene ansehn als gehörig zu einem speciellen Fall aus ei-
nem sehr weiten Gebiete, in welchem wir uns jetzo um-
sehen wollen. Doch nur das Allgemeinste und Leichteste
können wir hier angeben. --

[Formel 1] und für p=1, [Formel 2] . Ist endlich auch α=a=b,
so kommt [Formel 3] . Mit dieser Complicationsschwelle
vergleiche man nach §. 47. die gemeine Schwelle, wel-
che entstehn würde, wenn aus einem einzigen Continuum
von Vorstellungen die stärkste =a+α, zwey andre =b
und =γ genommen wären, auch a=α=b=1, da denn
[Formel 4] auf der Schwelle seyn würde. Es leuchtet ein,
daſs hier das ganze a+α im Streite wäre mit jeder der
beyden einfachen Vorstellungen; während in unserm Falle
nur a wider b, und α wider γ streitet, daher ein schwä-
cheres γ hinreicht, um noch die Schwelle des Bewuſst-
seyns zu behaupten.


Fünftes Capitel.
Von den unvollkommnen Complicationen.
§. 63.

Schon der Anfang des vorigen Capitels erklärt den
Ausdruck unvollkommne Complicationen. Die Un-
tersuchung der statischen Gesetze für dieselben ist schwe-
rer, als die zunächst vorhergegangene für die vollkom-
menen Complicationen; auch die Mannigfaltigkeit der
Fälle ist hier unendlich gröſser, weil die Innigkeit der
Verbindung jeden beliebigen Grad haben kann. Daher
läſst sich alles bisher über die Complicationen Vorgetra-
gene ansehn als gehörig zu einem speciellen Fall aus ei-
nem sehr weiten Gebiete, in welchem wir uns jetzo um-
sehen wollen. Doch nur das Allgemeinste und Leichteste
können wir hier angeben. —

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[212/0232] [FORMEL] und für p=1, [FORMEL]. Ist endlich auch α=a=b, so kommt [FORMEL]. Mit dieser Complicationsschwelle vergleiche man nach §. 47. die gemeine Schwelle, wel- che entstehn würde, wenn aus einem einzigen Continuum von Vorstellungen die stärkste =a+α, zwey andre =b und =γ genommen wären, auch a=α=b=1, da denn [FORMEL] auf der Schwelle seyn würde. Es leuchtet ein, daſs hier das ganze a+α im Streite wäre mit jeder der beyden einfachen Vorstellungen; während in unserm Falle nur a wider b, und α wider γ streitet, daher ein schwä- cheres γ hinreicht, um noch die Schwelle des Bewuſst- seyns zu behaupten. Fünftes Capitel. Von den unvollkommnen Complicationen. §. 63. Schon der Anfang des vorigen Capitels erklärt den Ausdruck unvollkommne Complicationen. Die Un- tersuchung der statischen Gesetze für dieselben ist schwe- rer, als die zunächst vorhergegangene für die vollkom- menen Complicationen; auch die Mannigfaltigkeit der Fälle ist hier unendlich gröſser, weil die Innigkeit der Verbindung jeden beliebigen Grad haben kann. Daher läſst sich alles bisher über die Complicationen Vorgetra- gene ansehn als gehörig zu einem speciellen Fall aus ei- nem sehr weiten Gebiete, in welchem wir uns jetzo um- sehen wollen. Doch nur das Allgemeinste und Leichteste können wir hier angeben. —

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/232>, abgerufen am 19.03.2024.