Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite

men, damit durch das Hinzukommen des c der statische
Punct von a und von b nicht möge verrückt werden.

§. 79.

Zweyerley ist noch übrig: erstlich, das Gesetz zu be-
stimmen, nach welchem sich während der Zeit, da eine
Vorstellung auf der mechanischen Schwelle verweilt, die
übrigen bewegen; zweytens, die beschränkende Voraus-
setzung, dass c auf der statischen Schwelle oder darun-
ter sey, zurückzunehmen, und die Folgen davon zu er-
örtern.

Ruhet b auf der mechanischen Schwelle, so liegt
eben darin der Unterschied dieser Schwelle von der sta-
tischen, dass nun gleichwohl b nicht aufhört, Einfluss zu
haben auf das was im Bewusstseyn vorgeht. Denn wie
weit es von seinem statischen Puncte entfernt ist, um so
weit vermag es, sich wieder zu erheben, wenn schon
nicht plötzlich, sondern erst nach vorgängigem ferneren
Sinken der übrigen Vorstellungen. Der ganze Unter-
schied seiner jetzigen Wirksamkeit von jener, da es noch
selbst im Sinken begriffen war, ist nur dieser, dass es
zuvor an Spannung zunahm, indem es tiefer sank; jetzt
hingegen übt es einen gleichbleibenden Druck, so lange
bis es sich von der mechanischen Schwelle wieder erhe-
ben kann.

Um hiernach die Formel des §. 77., nämlich
[Formel 1]
abzuändern, bedenke man, dass q aus drey Theilen be-
steht, unter welchen einer die Wirksamkeit von a, ein
andrer die von b ausdrückt. Der letztre wird offenbar
jetzt constant, und hängt nicht mehr von s ab. Alles
Constante (welches näher zu bestimmen noch vorbehal-
ten bleibt) mag mit c zu Einer Grösse zusammengefasst
werden, welche C heisse. Auch sey das übrigbleibende
Veränderliche =q's, so wird die Formel
[Formel 2]
woraus man sieht, dass das Bewegungsgesetz mit gerin-
ger Veränderung dasselbe ist wie zuvor. Um aber zu-

men, damit durch das Hinzukommen des c der statische
Punct von a und von b nicht möge verrückt werden.

§. 79.

Zweyerley ist noch übrig: erstlich, das Gesetz zu be-
stimmen, nach welchem sich während der Zeit, da eine
Vorstellung auf der mechanischen Schwelle verweilt, die
übrigen bewegen; zweytens, die beschränkende Voraus-
setzung, daſs c auf der statischen Schwelle oder darun-
ter sey, zurückzunehmen, und die Folgen davon zu er-
örtern.

Ruhet b auf der mechanischen Schwelle, so liegt
eben darin der Unterschied dieser Schwelle von der sta-
tischen, daſs nun gleichwohl b nicht aufhört, Einfluſs zu
haben auf das was im Bewuſstseyn vorgeht. Denn wie
weit es von seinem statischen Puncte entfernt ist, um so
weit vermag es, sich wieder zu erheben, wenn schon
nicht plötzlich, sondern erst nach vorgängigem ferneren
Sinken der übrigen Vorstellungen. Der ganze Unter-
schied seiner jetzigen Wirksamkeit von jener, da es noch
selbst im Sinken begriffen war, ist nur dieser, daſs es
zuvor an Spannung zunahm, indem es tiefer sank; jetzt
hingegen übt es einen gleichbleibenden Druck, so lange
bis es sich von der mechanischen Schwelle wieder erhe-
ben kann.

Um hiernach die Formel des §. 77., nämlich
[Formel 1]
abzuändern, bedenke man, daſs q aus drey Theilen be-
steht, unter welchen einer die Wirksamkeit von a, ein
andrer die von b ausdrückt. Der letztre wird offenbar
jetzt constant, und hängt nicht mehr von σ ab. Alles
Constante (welches näher zu bestimmen noch vorbehal-
ten bleibt) mag mit c zu Einer Gröſse zusammengefaſst
werden, welche C heiſse. Auch sey das übrigbleibende
Veränderliche =q'σ, so wird die Formel
[Formel 2]
woraus man sieht, daſs das Bewegungsgesetz mit gerin-
ger Veränderung dasselbe ist wie zuvor. Um aber zu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0278" n="258"/>
men, damit durch das Hinzukommen des <hi rendition="#i">c</hi> der statische<lb/>
Punct von <hi rendition="#i">a</hi> und von <hi rendition="#i">b</hi> nicht möge verrückt werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 79.</head><lb/>
              <p>Zweyerley ist noch übrig: erstlich, das Gesetz zu be-<lb/>
stimmen, nach welchem sich während der Zeit, da eine<lb/>
Vorstellung auf der mechanischen Schwelle verweilt, die<lb/>
übrigen bewegen; zweytens, die beschränkende Voraus-<lb/>
setzung, da&#x017F;s <hi rendition="#i">c</hi> auf der statischen Schwelle oder darun-<lb/>
ter sey, zurückzunehmen, und die Folgen davon zu er-<lb/>
örtern.</p><lb/>
              <p>Ruhet <hi rendition="#i">b</hi> auf der mechanischen Schwelle, so liegt<lb/>
eben darin der Unterschied dieser Schwelle von der sta-<lb/>
tischen, da&#x017F;s nun gleichwohl <hi rendition="#i">b</hi> nicht aufhört, Einflu&#x017F;s zu<lb/>
haben auf das was im Bewu&#x017F;stseyn vorgeht. Denn wie<lb/>
weit es von seinem statischen Puncte entfernt ist, um so<lb/>
weit vermag es, sich wieder zu erheben, wenn schon<lb/>
nicht plötzlich, sondern erst nach vorgängigem ferneren<lb/>
Sinken der übrigen Vorstellungen. Der ganze Unter-<lb/>
schied seiner jetzigen Wirksamkeit von jener, da es noch<lb/>
selbst im Sinken begriffen war, ist nur dieser, da&#x017F;s es<lb/>
zuvor an Spannung zunahm, indem es tiefer sank; jetzt<lb/>
hingegen übt es einen gleichbleibenden Druck, so lange<lb/>
bis es sich von der mechanischen Schwelle wieder erhe-<lb/>
ben kann.</p><lb/>
              <p>Um hiernach die Formel des §. 77., nämlich<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi><lb/>
abzuändern, bedenke man, da&#x017F;s <hi rendition="#i">q</hi> aus drey Theilen be-<lb/>
steht, unter welchen einer die Wirksamkeit von <hi rendition="#i">a</hi>, ein<lb/>
andrer die von <hi rendition="#i">b</hi> ausdrückt. Der letztre wird offenbar<lb/>
jetzt constant, und hängt nicht mehr von <hi rendition="#i">&#x03C3;</hi> ab. Alles<lb/>
Constante (welches näher zu bestimmen noch vorbehal-<lb/>
ten bleibt) mag mit <hi rendition="#i">c</hi> zu <hi rendition="#g">Einer</hi> Grö&#x017F;se zusammengefa&#x017F;st<lb/>
werden, welche <hi rendition="#i">C</hi> hei&#x017F;se. Auch sey das übrigbleibende<lb/>
Veränderliche =<hi rendition="#i">q'&#x03C3;</hi>, so wird die Formel<lb/><hi rendition="#c"><formula/></hi><lb/>
woraus man sieht, da&#x017F;s das Bewegungsgesetz mit gerin-<lb/>
ger Veränderung dasselbe ist wie zuvor. Um aber zu-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0278] men, damit durch das Hinzukommen des c der statische Punct von a und von b nicht möge verrückt werden. §. 79. Zweyerley ist noch übrig: erstlich, das Gesetz zu be- stimmen, nach welchem sich während der Zeit, da eine Vorstellung auf der mechanischen Schwelle verweilt, die übrigen bewegen; zweytens, die beschränkende Voraus- setzung, daſs c auf der statischen Schwelle oder darun- ter sey, zurückzunehmen, und die Folgen davon zu er- örtern. Ruhet b auf der mechanischen Schwelle, so liegt eben darin der Unterschied dieser Schwelle von der sta- tischen, daſs nun gleichwohl b nicht aufhört, Einfluſs zu haben auf das was im Bewuſstseyn vorgeht. Denn wie weit es von seinem statischen Puncte entfernt ist, um so weit vermag es, sich wieder zu erheben, wenn schon nicht plötzlich, sondern erst nach vorgängigem ferneren Sinken der übrigen Vorstellungen. Der ganze Unter- schied seiner jetzigen Wirksamkeit von jener, da es noch selbst im Sinken begriffen war, ist nur dieser, daſs es zuvor an Spannung zunahm, indem es tiefer sank; jetzt hingegen übt es einen gleichbleibenden Druck, so lange bis es sich von der mechanischen Schwelle wieder erhe- ben kann. Um hiernach die Formel des §. 77., nämlich [FORMEL] abzuändern, bedenke man, daſs q aus drey Theilen be- steht, unter welchen einer die Wirksamkeit von a, ein andrer die von b ausdrückt. Der letztre wird offenbar jetzt constant, und hängt nicht mehr von σ ab. Alles Constante (welches näher zu bestimmen noch vorbehal- ten bleibt) mag mit c zu Einer Gröſse zusammengefaſst werden, welche C heiſse. Auch sey das übrigbleibende Veränderliche =q'σ, so wird die Formel [FORMEL] woraus man sieht, daſs das Bewegungsgesetz mit gerin- ger Veränderung dasselbe ist wie zuvor. Um aber zu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/278
Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/278>, abgerufen am 18.04.2024.