Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Groß endlich in den Kampfspielen, in der
Ueberwindung sein selbst, da er den Leich-
nam Hektors zurückgiebt, in der Behand-
lung Priamus dabei, groß von Anfange
des Gedichts bis zu Ende. Scherzend
spricht er zu Priamus:

Greis, wie schläfst du so unbekümmert, kein
Uebel befürchtend,
Wenn dich allhier Agamemnon entdeckt und
die andern Achäer! --

Dies ist das letztemal, da Agamemnons in
der Ilias gedacht wird; wie tief steht er
unter Achill, in dessen Zelte sein Feind ru-
hig schläft.

Ich weiß wohl, daß man die gedrohete
Mißhandlung am Leichnam Hektors dem
Achilles hoch aufnimmt; aber preiset sie
Homer? und verhindern sie die Götter
nicht selbst, denen Achilles sogleich wie ein

Groß endlich in den Kampfſpielen, in der
Ueberwindung ſein ſelbſt, da er den Leich-
nam Hektors zuruͤckgiebt, in der Behand-
lung Priamus dabei, groß von Anfange
des Gedichts bis zu Ende. Scherzend
ſpricht er zu Priamus:

Greis, wie ſchlaͤfſt du ſo unbekuͤmmert, kein
Uebel befuͤrchtend,
Wenn dich allhier Agamemnon entdeckt und
die andern Achaͤer! —

Dies iſt das letztemal, da Agamemnons in
der Ilias gedacht wird; wie tief ſteht er
unter Achill, in deſſen Zelte ſein Feind ru-
hig ſchlaͤft.

Ich weiß wohl, daß man die gedrohete
Mißhandlung am Leichnam Hektors dem
Achilles hoch aufnimmt; aber preiſet ſie
Homer? und verhindern ſie die Goͤtter
nicht ſelbſt, denen Achilles ſogleich wie ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0102" n="93"/>
        <p>Groß endlich in den Kampf&#x017F;pielen, in der<lb/>
Ueberwindung &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t, da er den Leich-<lb/>
nam Hektors zuru&#x0364;ckgiebt, in der Behand-<lb/>
lung Priamus dabei, groß von Anfange<lb/>
des Gedichts bis zu Ende. Scherzend<lb/>
&#x017F;pricht er zu Priamus:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Greis, wie &#x017F;chla&#x0364;f&#x017F;t du &#x017F;o unbeku&#x0364;mmert, kein</l><lb/>
          <l>Uebel befu&#x0364;rchtend,</l><lb/>
          <l>Wenn dich allhier Agamemnon entdeckt und</l><lb/>
          <l>die andern Acha&#x0364;er! &#x2014;</l>
        </lg><lb/>
        <p>Dies i&#x017F;t das letztemal, da Agamemnons in<lb/>
der Ilias gedacht wird; wie tief &#x017F;teht er<lb/>
unter Achill, in de&#x017F;&#x017F;en Zelte &#x017F;ein Feind ru-<lb/>
hig &#x017F;chla&#x0364;ft.</p><lb/>
        <p>Ich weiß wohl, daß man die gedrohete<lb/>
Mißhandlung am Leichnam Hektors dem<lb/>
Achilles hoch aufnimmt; aber prei&#x017F;et &#x017F;ie<lb/>
Homer? und verhindern &#x017F;ie die Go&#x0364;tter<lb/>
nicht &#x017F;elb&#x017F;t, denen Achilles &#x017F;ogleich wie ein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0102] Groß endlich in den Kampfſpielen, in der Ueberwindung ſein ſelbſt, da er den Leich- nam Hektors zuruͤckgiebt, in der Behand- lung Priamus dabei, groß von Anfange des Gedichts bis zu Ende. Scherzend ſpricht er zu Priamus: Greis, wie ſchlaͤfſt du ſo unbekuͤmmert, kein Uebel befuͤrchtend, Wenn dich allhier Agamemnon entdeckt und die andern Achaͤer! — Dies iſt das letztemal, da Agamemnons in der Ilias gedacht wird; wie tief ſteht er unter Achill, in deſſen Zelte ſein Feind ru- hig ſchlaͤft. Ich weiß wohl, daß man die gedrohete Mißhandlung am Leichnam Hektors dem Achilles hoch aufnimmt; aber preiſet ſie Homer? und verhindern ſie die Goͤtter nicht ſelbſt, denen Achilles ſogleich wie ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/102
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/102>, abgerufen am 25.04.2024.