Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

daß sie selten von rechter Art ist. Denn
wirklich gebildete Gemüther, (in dem
Verstande, wie Griechen und Römer dies
Wort uns zugebracht haben,) können am
Nutzen der ächten Bildung nicht zweifeln.

Doch wo gerathe ich hin? Lassen Sie uns
schnell zu unsrer Materie, zu dem unver-
fänglichen Wunsch nach Compositionen
schöner Stellen aus lateinischen
Dichtern
zurückkehren. Oft, gar oft
wenn ich geistliche Musiken über lateinische
Mönchsworte hörte, regte sich das Ver-
langen in mir, auch altrömische Stellen
mit solcher Musik begleitet zu hören; und
als in Reichardts Todtenfeier auf Frie-
derich nach Lucchesini's Worten alt Rö-
mische Tugenden, Eine nach der Andern,
auf des Unsterblichen Grab auch in Tönen
sich zudrängten, ward der Wunsch aufs
neue in mir lebendig. Strophen aus

daß ſie ſelten von rechter Art iſt. Denn
wirklich gebildete Gemuͤther, (in dem
Verſtande, wie Griechen und Roͤmer dies
Wort uns zugebracht haben,) koͤnnen am
Nutzen der aͤchten Bildung nicht zweifeln.

Doch wo gerathe ich hin? Laſſen Sie uns
ſchnell zu unſrer Materie, zu dem unver-
faͤnglichen Wunſch nach Compoſitionen
ſchoͤner Stellen aus lateiniſchen
Dichtern
zuruͤckkehren. Oft, gar oft
wenn ich geiſtliche Muſiken uͤber lateiniſche
Moͤnchsworte hoͤrte, regte ſich das Ver-
langen in mir, auch altroͤmiſche Stellen
mit ſolcher Muſik begleitet zu hoͤren; und
als in Reichardts Todtenfeier auf Frie-
derich nach Luccheſini's Worten alt Roͤ-
miſche Tugenden, Eine nach der Andern,
auf des Unſterblichen Grab auch in Toͤnen
ſich zudraͤngten, ward der Wunſch aufs
neue in mir lebendig. Strophen aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0117" n="108"/>
daß &#x017F;ie &#x017F;elten von rechter Art i&#x017F;t. Denn<lb/>
wirklich <hi rendition="#g">gebildete Gemu&#x0364;ther</hi>, (in dem<lb/>
Ver&#x017F;tande, wie Griechen und Ro&#x0364;mer dies<lb/>
Wort uns zugebracht haben,) ko&#x0364;nnen am<lb/>
Nutzen der a&#x0364;chten Bildung nicht zweifeln.</p><lb/>
        <p>Doch wo gerathe ich hin? La&#x017F;&#x017F;en Sie uns<lb/>
&#x017F;chnell zu un&#x017F;rer Materie, zu dem unver-<lb/>
fa&#x0364;nglichen Wun&#x017F;ch nach <hi rendition="#g">Compo&#x017F;itionen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner Stellen aus lateini&#x017F;chen<lb/>
Dichtern</hi> zuru&#x0364;ckkehren. Oft, gar oft<lb/>
wenn ich gei&#x017F;tliche Mu&#x017F;iken u&#x0364;ber lateini&#x017F;che<lb/>
Mo&#x0364;nchsworte ho&#x0364;rte, regte &#x017F;ich das Ver-<lb/>
langen in mir, auch altro&#x0364;mi&#x017F;che Stellen<lb/>
mit &#x017F;olcher Mu&#x017F;ik begleitet zu ho&#x0364;ren; und<lb/>
als in <hi rendition="#g">Reichardts</hi> Todtenfeier auf Frie-<lb/>
derich nach <hi rendition="#g">Lucche&#x017F;ini</hi>'s Worten alt Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;che Tugenden, Eine nach der Andern,<lb/>
auf des Un&#x017F;terblichen Grab auch in To&#x0364;nen<lb/>
&#x017F;ich zudra&#x0364;ngten, ward der Wun&#x017F;ch aufs<lb/>
neue in mir lebendig. Strophen aus<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0117] daß ſie ſelten von rechter Art iſt. Denn wirklich gebildete Gemuͤther, (in dem Verſtande, wie Griechen und Roͤmer dies Wort uns zugebracht haben,) koͤnnen am Nutzen der aͤchten Bildung nicht zweifeln. Doch wo gerathe ich hin? Laſſen Sie uns ſchnell zu unſrer Materie, zu dem unver- faͤnglichen Wunſch nach Compoſitionen ſchoͤner Stellen aus lateiniſchen Dichtern zuruͤckkehren. Oft, gar oft wenn ich geiſtliche Muſiken uͤber lateiniſche Moͤnchsworte hoͤrte, regte ſich das Ver- langen in mir, auch altroͤmiſche Stellen mit ſolcher Muſik begleitet zu hoͤren; und als in Reichardts Todtenfeier auf Frie- derich nach Luccheſini's Worten alt Roͤ- miſche Tugenden, Eine nach der Andern, auf des Unſterblichen Grab auch in Toͤnen ſich zudraͤngten, ward der Wunſch aufs neue in mir lebendig. Strophen aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/117
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/117>, abgerufen am 29.03.2024.