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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.

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"Siehe zu, daß du nicht verkaisert
werdest: nimm die Tinctur nicht an. Denn
das geschieht leicht! Erhalte dich einfach,
gut, unverfälscht, ernsthaft, Prachtlos,
Rechtliebend, Gottverehrend, sanftmüthig,
liebend die Deinigen, tapfer zu jedem wohl-
anständigen Werk. Kämpfe, daß du Der
bleibest, zu dem dich die Philosophie machen
wollte. Verehre die Götter, erhalte die Men-
schen. Kurz ist das Leben; und es giebt nur
Eine Frucht des irrdischen Lebens: ein heili-
ges Gemüth und zum Wohl der Gesellschaft
dienende Werke."

"Glaube nicht, daß wenn dir etwas
schwer dünkt, es dem Menschen unmög-
lich sey; und was dem Menschen je möglich
war, das halte auch dir möglich."

"Gegen unvernünftige Thiere, überhaupt
auch bei allen vorkommenden Vernunftlosen
Dingen und Geschäften betrage dich als ei-

„Siehe zu, daß du nicht verkaiſert
werdeſt: nimm die Tinctur nicht an. Denn
das geſchieht leicht! Erhalte dich einfach,
gut, unverfaͤlſcht, ernſthaft, Prachtlos,
Rechtliebend, Gottverehrend, ſanftmuͤthig,
liebend die Deinigen, tapfer zu jedem wohl-
anſtaͤndigen Werk. Kaͤmpfe, daß du Der
bleibeſt, zu dem dich die Philoſophie machen
wollte. Verehre die Goͤtter, erhalte die Men-
ſchen. Kurz iſt das Leben; und es giebt nur
Eine Frucht des irrdiſchen Lebens: ein heili-
ges Gemuͤth und zum Wohl der Geſellſchaft
dienende Werke.“

„Glaube nicht, daß wenn dir etwas
ſchwer duͤnkt, es dem Menſchen unmoͤg-
lich ſey; und was dem Menſchen je moͤglich
war, das halte auch dir moͤglich.“

„Gegen unvernuͤnftige Thiere, uͤberhaupt
auch bei allen vorkommenden Vernunftloſen
Dingen und Geſchaͤften betrage dich als ei-

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[31/0040] „Siehe zu, daß du nicht verkaiſert werdeſt: nimm die Tinctur nicht an. Denn das geſchieht leicht! Erhalte dich einfach, gut, unverfaͤlſcht, ernſthaft, Prachtlos, Rechtliebend, Gottverehrend, ſanftmuͤthig, liebend die Deinigen, tapfer zu jedem wohl- anſtaͤndigen Werk. Kaͤmpfe, daß du Der bleibeſt, zu dem dich die Philoſophie machen wollte. Verehre die Goͤtter, erhalte die Men- ſchen. Kurz iſt das Leben; und es giebt nur Eine Frucht des irrdiſchen Lebens: ein heili- ges Gemuͤth und zum Wohl der Geſellſchaft dienende Werke.“ „Glaube nicht, daß wenn dir etwas ſchwer duͤnkt, es dem Menſchen unmoͤg- lich ſey; und was dem Menſchen je moͤglich war, das halte auch dir moͤglich.“ „Gegen unvernuͤnftige Thiere, uͤberhaupt auch bei allen vorkommenden Vernunftloſen Dingen und Geſchaͤften betrage dich als ei-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/40>, abgerufen am 28.03.2024.