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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.

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50.

Die Griechische Philomele ist noch nicht
verstummt; auch hat sie ihren Schmerz noch
nicht vergessen. Sie klagt das Unrecht,
das ihr von Menschen geschah und erweicht
mit ihrem Gesange das Herz, sich von
gleichem Unrecht zu enthalten.

Flet Philomela nefas; neque adhuc de
pectore caedis
Effluxere notae, signataque sanguine, pluma
est.

Als ihre Schwester, die Schwalbe, sie
aus der Einsamkeit des Waldes in die Ge-
sellschaft, in die Häuser der Menschen
schmeichelnd einlud:

Vierte Samml. I
50.

Die Griechiſche Philomele iſt noch nicht
verſtummt; auch hat ſie ihren Schmerz noch
nicht vergeſſen. Sie klagt das Unrecht,
das ihr von Menſchen geſchah und erweicht
mit ihrem Geſange das Herz, ſich von
gleichem Unrecht zu enthalten.

Flet Philomela nefas; neque adhuc de
pectore caedis
Effluxere notae, ſignataque ſanguine, pluma
eſt.

Als ihre Schweſter, die Schwalbe, ſie
aus der Einſamkeit des Waldes in die Ge-
ſellſchaft, in die Haͤuſer der Menſchen
ſchmeichelnd einlud:

Vierte Samml. I
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[129/0134] 50. Die Griechiſche Philomele iſt noch nicht verſtummt; auch hat ſie ihren Schmerz noch nicht vergeſſen. Sie klagt das Unrecht, das ihr von Menſchen geſchah und erweicht mit ihrem Geſange das Herz, ſich von gleichem Unrecht zu enthalten. Flet Philomela nefas; neque adhuc de pectore caedis Effluxere notae, ſignataque ſanguine, pluma eſt. Als ihre Schweſter, die Schwalbe, ſie aus der Einſamkeit des Waldes in die Ge- ſellſchaft, in die Haͤuſer der Menſchen ſchmeichelnd einlud: Vierte Samml. I

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet04_1794/134>, abgerufen am 19.04.2024.