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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795.

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75.

Reizend, wie die Kunst der Griechen,
wenn sie die Kindesjahre darstellt,
ist auch die Stimme der Musen, die sie
erkläret. Gehen Sie alle Tändeleien durch,
in welche Dichter und Künstler den klei-
nen Gott gesetzt haben, und nehmen ihm
die Flügel, so sind es gewöhnliche Kinder-
und Knabenspiele, womit er sich belustigt.

Was ist holdseliger, als ein schlafen-
des Kind? Die Kunst und das Epigramm
erfreuete sich also sehr am schlummernden
Amor. "Man solle ihm nicht nahen,

75.

Reizend, wie die Kunſt der Griechen,
wenn ſie die Kindesjahre darſtellt,
iſt auch die Stimme der Muſen, die ſie
erklaͤret. Gehen Sie alle Taͤndeleien durch,
in welche Dichter und Kuͤnſtler den klei-
nen Gott geſetzt haben, und nehmen ihm
die Fluͤgel, ſo ſind es gewoͤhnliche Kinder-
und Knabenſpiele, womit er ſich beluſtigt.

Was iſt holdſeliger, als ein ſchlafen-
des Kind? Die Kunſt und das Epigramm
erfreuete ſich alſo ſehr am ſchlummernden
Amor. „Man ſolle ihm nicht nahen,

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[117/0132] 75. Reizend, wie die Kunſt der Griechen, wenn ſie die Kindesjahre darſtellt, iſt auch die Stimme der Muſen, die ſie erklaͤret. Gehen Sie alle Taͤndeleien durch, in welche Dichter und Kuͤnſtler den klei- nen Gott geſetzt haben, und nehmen ihm die Fluͤgel, ſo ſind es gewoͤhnliche Kinder- und Knabenſpiele, womit er ſich beluſtigt. Was iſt holdſeliger, als ein ſchlafen- des Kind? Die Kunſt und das Epigramm erfreuete ſich alſo ſehr am ſchlummernden Amor. „Man ſolle ihm nicht nahen,

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 6. Riga, 1795, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet06_1795/132>, abgerufen am 19.04.2024.