Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Pflicht, unsre Ruhe und Wohlfahrt stören.
Lächerlich und verächtlich muß es werden,
wenn Einheimische sich über ausländische
Angelegenheiten, die sie weder kennen noch
verstehen, in denen sie nichts ändern kön-
nen und die sie gar nicht angehn, sich
entzweien, hassen, verfolgen, verschwärzen
und verläumden. Wie fremde Banditen
und Meuchelmörder müssen die erscheinen,
die aus toller Brunst für oder gegen ein
fremdes Volk die Ruhe ihrer Mitbrüder
untergraben. Man muß lernen, daß man
nur auf dem Platz etwas seyn kann, auf
dem man stehet, wo man etwas seyn soll.


Fünfte Gesinnung.

Gefühl der Billigkeit gegen andre
Nationen.

Dagegen muß jede Nation allgemach
es unangenehm empfinden, wenn eine andre

Pflicht, unſre Ruhe und Wohlfahrt ſtoͤren.
Laͤcherlich und veraͤchtlich muß es werden,
wenn Einheimiſche ſich uͤber auslaͤndiſche
Angelegenheiten, die ſie weder kennen noch
verſtehen, in denen ſie nichts aͤndern koͤn-
nen und die ſie gar nicht angehn, ſich
entzweien, haſſen, verfolgen, verſchwaͤrzen
und verlaͤumden. Wie fremde Banditen
und Meuchelmoͤrder muͤſſen die erſcheinen,
die aus toller Brunſt fuͤr oder gegen ein
fremdes Volk die Ruhe ihrer Mitbruͤder
untergraben. Man muß lernen, daß man
nur auf dem Platz etwas ſeyn kann, auf
dem man ſtehet, wo man etwas ſeyn ſoll.


Fuͤnfte Geſinnung.

Gefuͤhl der Billigkeit gegen andre
Nationen.

Dagegen muß jede Nation allgemach
es unangenehm empfinden, wenn eine andre

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="134"/>
Pflicht, un&#x017F;re Ruhe und Wohlfahrt &#x017F;to&#x0364;ren.<lb/>
La&#x0364;cherlich und vera&#x0364;chtlich muß es werden,<lb/>
wenn Einheimi&#x017F;che &#x017F;ich u&#x0364;ber ausla&#x0364;ndi&#x017F;che<lb/>
Angelegenheiten, die &#x017F;ie weder kennen noch<lb/>
ver&#x017F;tehen, in denen &#x017F;ie nichts a&#x0364;ndern ko&#x0364;n-<lb/>
nen und die &#x017F;ie gar nicht angehn, &#x017F;ich<lb/>
entzweien, ha&#x017F;&#x017F;en, verfolgen, ver&#x017F;chwa&#x0364;rzen<lb/>
und verla&#x0364;umden. Wie fremde Banditen<lb/>
und Meuchelmo&#x0364;rder mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die er&#x017F;cheinen,<lb/>
die aus toller Brun&#x017F;t fu&#x0364;r oder gegen ein<lb/>
fremdes Volk die Ruhe ihrer Mitbru&#x0364;der<lb/>
untergraben. Man muß lernen, daß man<lb/>
nur auf dem Platz etwas &#x017F;eyn kann, auf<lb/>
dem man &#x017F;tehet, wo man etwas &#x017F;eyn <hi rendition="#g">&#x017F;oll</hi>.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>Fu&#x0364;nfte Ge&#x017F;innung.</head><lb/>
          <p>Gefu&#x0364;hl der Billigkeit gegen andre<lb/>
Nationen.</p><lb/>
          <p>Dagegen muß jede Nation allgemach<lb/>
es unangenehm empfinden, wenn eine andre<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0141] Pflicht, unſre Ruhe und Wohlfahrt ſtoͤren. Laͤcherlich und veraͤchtlich muß es werden, wenn Einheimiſche ſich uͤber auslaͤndiſche Angelegenheiten, die ſie weder kennen noch verſtehen, in denen ſie nichts aͤndern koͤn- nen und die ſie gar nicht angehn, ſich entzweien, haſſen, verfolgen, verſchwaͤrzen und verlaͤumden. Wie fremde Banditen und Meuchelmoͤrder muͤſſen die erſcheinen, die aus toller Brunſt fuͤr oder gegen ein fremdes Volk die Ruhe ihrer Mitbruͤder untergraben. Man muß lernen, daß man nur auf dem Platz etwas ſeyn kann, auf dem man ſtehet, wo man etwas ſeyn ſoll. Fuͤnfte Geſinnung. Gefuͤhl der Billigkeit gegen andre Nationen. Dagegen muß jede Nation allgemach es unangenehm empfinden, wenn eine andre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/141
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/141>, abgerufen am 29.03.2024.