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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

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Kritische Wälder.
"und Paläologus, der nichts, was schön ist, ken-
"net, Crusius zum Diebe Hoffmanns, und die
"Darjesianer ihrem meisten Theile nach zu Barba-
"ren ohne Geschmack, ohne Wissenschaft und
"Kenntnisse" macht: sie ists, die große Freundinn
des Hrn. Klotz, die Philosophie. -- -- Sie
rächet sich gegen ihre Verächter!



Nun komme ich endlich in das rechte Feld des
Hrn. Kl., wo er unter geschnittenen Steinen und
Münzen und Scherben dasitzt, wie ein Kind unter
Schnecken, und bunten Steinchen und Spielzeuge:
Jch soll von seinem Buche reden:

Ueber die geschnittnen Steine.


Wo doch Hr. Kl. wahrhaftig alle seine Bele-
senheit, recht häßlich weite Gelehrsamkeit,
und recht honigsüßen Geschmack bewiesen hat?
Habe er doch! Mein einziges Urtheil ist dies, daß,
wenn ein Mann wirklich so viel große, schöne, kost-
bare Werke nachgelesen, nachgeschlagen hat, und
nichts mehr, als die elenden, trivialen Anmerkun-
gen, das halbkluge und verzuckertsüße Geschwätz
herauslesen und herausausschlagen kann, was Hr.
Kl. hier vorzeiget: so schlage man ihm die Bücher zu.

Mit

Kritiſche Waͤlder.
„und Palaͤologus, der nichts, was ſchoͤn iſt, ken-
„net, Cruſius zum Diebe Hoffmanns, und die
„Darjeſianer ihrem meiſten Theile nach zu Barba-
„ren ohne Geſchmack, ohne Wiſſenſchaft und
„Kenntniſſe„ macht: ſie iſts, die große Freundinn
des Hrn. Klotz, die Philoſophie. — — Sie
raͤchet ſich gegen ihre Veraͤchter!



Nun komme ich endlich in das rechte Feld des
Hrn. Kl., wo er unter geſchnittenen Steinen und
Muͤnzen und Scherben daſitzt, wie ein Kind unter
Schnecken, und bunten Steinchen und Spielzeuge:
Jch ſoll von ſeinem Buche reden:

Ueber die geſchnittnen Steine.


Wo doch Hr. Kl. wahrhaftig alle ſeine Bele-
ſenheit, recht haͤßlich weite Gelehrſamkeit,
und recht honigſuͤßen Geſchmack bewieſen hat?
Habe er doch! Mein einziges Urtheil iſt dies, daß,
wenn ein Mann wirklich ſo viel große, ſchoͤne, koſt-
bare Werke nachgeleſen, nachgeſchlagen hat, und
nichts mehr, als die elenden, trivialen Anmerkun-
gen, das halbkluge und verzuckertſuͤße Geſchwaͤtz
herausleſen und herausauſſchlagen kann, was Hr.
Kl. hier vorzeiget: ſo ſchlage man ihm die Buͤcher zu.

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[174/0180] Kritiſche Waͤlder. „und Palaͤologus, der nichts, was ſchoͤn iſt, ken- „net, Cruſius zum Diebe Hoffmanns, und die „Darjeſianer ihrem meiſten Theile nach zu Barba- „ren ohne Geſchmack, ohne Wiſſenſchaft und „Kenntniſſe„ macht: ſie iſts, die große Freundinn des Hrn. Klotz, die Philoſophie. — — Sie raͤchet ſich gegen ihre Veraͤchter! Nun komme ich endlich in das rechte Feld des Hrn. Kl., wo er unter geſchnittenen Steinen und Muͤnzen und Scherben daſitzt, wie ein Kind unter Schnecken, und bunten Steinchen und Spielzeuge: Jch ſoll von ſeinem Buche reden: Ueber die geſchnittnen Steine. Wo doch Hr. Kl. wahrhaftig alle ſeine Bele- ſenheit, recht haͤßlich weite Gelehrſamkeit, und recht honigſuͤßen Geſchmack bewieſen hat? Habe er doch! Mein einziges Urtheil iſt dies, daß, wenn ein Mann wirklich ſo viel große, ſchoͤne, koſt- bare Werke nachgeleſen, nachgeſchlagen hat, und nichts mehr, als die elenden, trivialen Anmerkun- gen, das halbkluge und verzuckertſuͤße Geſchwaͤtz herausleſen und herausauſſchlagen kann, was Hr. Kl. hier vorzeiget: ſo ſchlage man ihm die Buͤcher zu. Mit

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/180>, abgerufen am 29.03.2024.