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Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.

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merke aber ausdrücklich, daß dies nur ein Bild sein soll, und daß
sich solcher Bilder viele machen ließen.

§. 33.
Erklärung der simultanen und successiven Licht-
induction
.

Wie in meiner dritten Mittheilung (über simultane Licht-
induction) näher auseinandergesetzt ist, überzieht sich ein dunkler
Grund, auf welchem sich helle Theile befinden, mehr und mehr
mit subjectivem Licht, wenn man eine Stelle längere Zeit fixirt
hat. Diese Erhellung des Grundes beginnt an der Grenze der
hellen Theile und breitet sich allmälig immer weiter aus, wäh-
rend zugleich die hellen Theile immer dunkler werden.

Diese von mir sogenannte simultane Lichtinduction ist eine
nothwendige Folge der anfänglichen Contrastwirkung. Durch die
Reizung und gesteigerte Dissimilirung in den beleuchteten
Theilen wird in den übrigen die Assimilirung gesteigert, was
sich durch die subjective Verdunklung derselben verräth. Diese
Steigerung der Assimilirung hat nun an den dunklen Stellen
eine Zunahme der erregbaren Substanz und also auch der D-
Erregbarkeit zur Folge. Die fortwirkenden innern Reize und
das schwache von dem dunklen Grunde zurückgeworfene oder
von den hellen Theilen zerstreute Licht bewirken daher eine
immer mehr zunehmende Dissimilirung, während die Assimilirung
nicht zu-, sondern vielmehr allmälich wieder abnimmt. Hieraus
folgt, nach meiner Theorie, eine Wiederzunahme der
scheinbaren Helligkeit an den vorher durch Contrast
verdunkelten Stellen
.

Handelt es sich nicht um Hell und Dunkel, sondern um
Hell und Minderhell, Minderdunkel und Dunkel, so ist der Ver-
lauf im wesentlichen derselbe; der anfangs durch Contrast mit
dem Helleren etwas abgeschwächte Grund nimmt wieder an Hel-
ligkeit zu, der durch Contrast mit dem Minderdunklen noch mehr
verdunkelte dunkle Grund wird wieder minder dunkel.

Da, während der Grund sich durch simultane Induction
aufhellt, zugleich die helleren Theile wegen der unter dem Ein-
flusse des Reizes stattfindenden Abnahme der erregbaren Sub-
stanz und der D-Erregbarkeit allmälich minder hell werden, so

merke aber ausdrücklich, daß dies nur ein Bild sein soll, und daß
sich solcher Bilder viele machen ließen.

§. 33.
Erklärung der simultanen und successiven Licht-
induction
.

Wie in meiner dritten Mittheilung (über simultane Licht-
induction) näher auseinandergesetzt ist, überzieht sich ein dunkler
Grund, auf welchem sich helle Theile befinden, mehr und mehr
mit subjectivem Licht, wenn man eine Stelle längere Zeit fixirt
hat. Diese Erhellung des Grundes beginnt an der Grenze der
hellen Theile und breitet sich allmälig immer weiter aus, wäh-
rend zugleich die hellen Theile immer dunkler werden.

Diese von mir sogenannte simultane Lichtinduction ist eine
nothwendige Folge der anfänglichen Contrastwirkung. Durch die
Reizung und gesteigerte Dissimilirung in den beleuchteten
Theilen wird in den übrigen die Assimilirung gesteigert, was
sich durch die subjective Verdunklung derselben verräth. Diese
Steigerung der Assimilirung hat nun an den dunklen Stellen
eine Zunahme der erregbaren Substanz und also auch der D-
Erregbarkeit zur Folge. Die fortwirkenden innern Reize und
das schwache von dem dunklen Grunde zurückgeworfene oder
von den hellen Theilen zerstreute Licht bewirken daher eine
immer mehr zunehmende Dissimilirung, während die Assimilirung
nicht zu-, sondern vielmehr allmälich wieder abnimmt. Hieraus
folgt, nach meiner Theorie, eine Wiederzunahme der
scheinbaren Helligkeit an den vorher durch Contrast
verdunkelten Stellen
.

Handelt es sich nicht um Hell und Dunkel, sondern um
Hell und Minderhell, Minderdunkel und Dunkel, so ist der Ver-
lauf im wesentlichen derselbe; der anfangs durch Contrast mit
dem Helleren etwas abgeschwächte Grund nimmt wieder an Hel-
ligkeit zu, der durch Contrast mit dem Minderdunklen noch mehr
verdunkelte dunkle Grund wird wieder minder dunkel.

Da, während der Grund sich durch simultane Induction
aufhellt, zugleich die helleren Theile wegen der unter dem Ein-
flusse des Reizes stattfindenden Abnahme der erregbaren Sub-
stanz und der D-Erregbarkeit allmälich minder hell werden, so

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[95/0103] merke aber ausdrücklich, daß dies nur ein Bild sein soll, und daß sich solcher Bilder viele machen ließen. §. 33. Erklärung der simultanen und successiven Licht- induction. Wie in meiner dritten Mittheilung (über simultane Licht- induction) näher auseinandergesetzt ist, überzieht sich ein dunkler Grund, auf welchem sich helle Theile befinden, mehr und mehr mit subjectivem Licht, wenn man eine Stelle längere Zeit fixirt hat. Diese Erhellung des Grundes beginnt an der Grenze der hellen Theile und breitet sich allmälig immer weiter aus, wäh- rend zugleich die hellen Theile immer dunkler werden. Diese von mir sogenannte simultane Lichtinduction ist eine nothwendige Folge der anfänglichen Contrastwirkung. Durch die Reizung und gesteigerte Dissimilirung in den beleuchteten Theilen wird in den übrigen die Assimilirung gesteigert, was sich durch die subjective Verdunklung derselben verräth. Diese Steigerung der Assimilirung hat nun an den dunklen Stellen eine Zunahme der erregbaren Substanz und also auch der D- Erregbarkeit zur Folge. Die fortwirkenden innern Reize und das schwache von dem dunklen Grunde zurückgeworfene oder von den hellen Theilen zerstreute Licht bewirken daher eine immer mehr zunehmende Dissimilirung, während die Assimilirung nicht zu-, sondern vielmehr allmälich wieder abnimmt. Hieraus folgt, nach meiner Theorie, eine Wiederzunahme der scheinbaren Helligkeit an den vorher durch Contrast verdunkelten Stellen. Handelt es sich nicht um Hell und Dunkel, sondern um Hell und Minderhell, Minderdunkel und Dunkel, so ist der Ver- lauf im wesentlichen derselbe; der anfangs durch Contrast mit dem Helleren etwas abgeschwächte Grund nimmt wieder an Hel- ligkeit zu, der durch Contrast mit dem Minderdunklen noch mehr verdunkelte dunkle Grund wird wieder minder dunkel. Da, während der Grund sich durch simultane Induction aufhellt, zugleich die helleren Theile wegen der unter dem Ein- flusse des Reizes stattfindenden Abnahme der erregbaren Sub- stanz und der D-Erregbarkeit allmälich minder hell werden, so

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Zitationshilfe: Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hering_lichtsinn_1878/103>, abgerufen am 19.03.2024.