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Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.

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streiten, sondern werde später diese Veränderung der Erregbar-
keit ausführlich zu erörtern haben. Dagegen aber darf nun auch
auf Grund dieser Mittheilungen verlangt werden, daß die suc-
cessive Lichtinduction und ihre sehr wesentliche Mitwirkung bei
den Erscheinungen des successiven Contrastes anerkannt werde.

§. 20.
Schlußbemerkungen.

Durch die vorliegende und die beiden früheren Mitthei-
lungen hoffe ich im Leser wenigstens so viel Zweifel an der
Richtigkeit der jetzt herrschenden Theorie der Gesichtsempfin-
dungen erweckt zu haben, als nöthig ist, um für eine neue
Theorie zugänglich zu werden.

Ich hätte, wenn ich nicht Furcht vor der Ermüdung des
Lesers gehabt hätte, von den zahlreichen Thatsachen, welche
mit jener Theorie nicht in Einklang zu bringen sind, noch so
manche anführen und insbesondere die Erscheinungen der In-
duction und des Contrastes auch noch an den Farbenempfin-
dungen erläutern können. Aber ich halte es für zweckmässiger,
nunmehr sogleich die Grundzüge meiner Theorie selbst darzu-
legen und dann aus derselben nach und nach die Thatsachen
gruppenweise zu entwickeln. Was die Farben (im engern Sinne)
betrifft, so sei hier nur soviel bemerkt, daß die Erscheinungen
der Induction und des Contrastes sich ebenso wie zwischen
Schwarz und Weiß oder Dunkel und Hell, auch zwischen Blau
und Gelb und zwischen Grün und Roth erzeugen lassen, so daß
man im Allgemeinen alle in diesen Mittheilungen angegebenen
Versuche in's Farbige übersetzen kann, wenn man festhält, daß
sich Schwarz zu Weiß verhält wie Blau zu Gelb und wie Grün
zu Roth.


streiten, sondern werde später diese Veränderung der Erregbar-
keit ausführlich zu erörtern haben. Dagegen aber darf nun auch
auf Grund dieser Mittheilungen verlangt werden, daß die suc-
cessive Lichtinduction und ihre sehr wesentliche Mitwirkung bei
den Erscheinungen des successiven Contrastes anerkannt werde.

§. 20.
Schlußbemerkungen.

Durch die vorliegende und die beiden früheren Mitthei-
lungen hoffe ich im Leser wenigstens so viel Zweifel an der
Richtigkeit der jetzt herrschenden Theorie der Gesichtsempfin-
dungen erweckt zu haben, als nöthig ist, um für eine neue
Theorie zugänglich zu werden.

Ich hätte, wenn ich nicht Furcht vor der Ermüdung des
Lesers gehabt hätte, von den zahlreichen Thatsachen, welche
mit jener Theorie nicht in Einklang zu bringen sind, noch so
manche anführen und insbesondere die Erscheinungen der In-
duction und des Contrastes auch noch an den Farbenempfin-
dungen erläutern können. Aber ich halte es für zweckmässiger,
nunmehr sogleich die Grundzüge meiner Theorie selbst darzu-
legen und dann aus derselben nach und nach die Thatsachen
gruppenweise zu entwickeln. Was die Farben (im engern Sinne)
betrifft, so sei hier nur soviel bemerkt, daß die Erscheinungen
der Induction und des Contrastes sich ebenso wie zwischen
Schwarz und Weiß oder Dunkel und Hell, auch zwischen Blau
und Gelb und zwischen Grün und Roth erzeugen lassen, so daß
man im Allgemeinen alle in diesen Mittheilungen angegebenen
Versuche in’s Farbige übersetzen kann, wenn man festhält, daß
sich Schwarz zu Weiß verhält wie Blau zu Gelb und wie Grün
zu Roth.


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[50/0058] streiten, sondern werde später diese Veränderung der Erregbar- keit ausführlich zu erörtern haben. Dagegen aber darf nun auch auf Grund dieser Mittheilungen verlangt werden, daß die suc- cessive Lichtinduction und ihre sehr wesentliche Mitwirkung bei den Erscheinungen des successiven Contrastes anerkannt werde. §. 20. Schlußbemerkungen. Durch die vorliegende und die beiden früheren Mitthei- lungen hoffe ich im Leser wenigstens so viel Zweifel an der Richtigkeit der jetzt herrschenden Theorie der Gesichtsempfin- dungen erweckt zu haben, als nöthig ist, um für eine neue Theorie zugänglich zu werden. Ich hätte, wenn ich nicht Furcht vor der Ermüdung des Lesers gehabt hätte, von den zahlreichen Thatsachen, welche mit jener Theorie nicht in Einklang zu bringen sind, noch so manche anführen und insbesondere die Erscheinungen der In- duction und des Contrastes auch noch an den Farbenempfin- dungen erläutern können. Aber ich halte es für zweckmässiger, nunmehr sogleich die Grundzüge meiner Theorie selbst darzu- legen und dann aus derselben nach und nach die Thatsachen gruppenweise zu entwickeln. Was die Farben (im engern Sinne) betrifft, so sei hier nur soviel bemerkt, daß die Erscheinungen der Induction und des Contrastes sich ebenso wie zwischen Schwarz und Weiß oder Dunkel und Hell, auch zwischen Blau und Gelb und zwischen Grün und Roth erzeugen lassen, so daß man im Allgemeinen alle in diesen Mittheilungen angegebenen Versuche in’s Farbige übersetzen kann, wenn man festhält, daß sich Schwarz zu Weiß verhält wie Blau zu Gelb und wie Grün zu Roth.

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Zitationshilfe: Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hering_lichtsinn_1878/58>, abgerufen am 19.03.2024.