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Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.

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Vierte Mittheilung.
Über die sogenannte Intensität der Lichtempfindung
und über die Empfindung des Schwarzen.

(Vorgelegt in der Sitzung am 19. März 1874.)

§. 21.
Von der sogenannten Intensität der Licht-
empfindung.

Wenn es sich darum handelt, für die verschiedenen Eigen-
schaften unserer Empfindungen passende und strenge Begriffe und
Bezeichnungen zu erhalten, so ist das erste Erforderniß, daß
man diese Begriffe lediglich aus den Empfindungen selbst abziehe
und es streng vermeide, die Empfindung mit ihren physikalischen
oder physiologischen Ursachen zu verwechseln, oder irgend ein
Princip der Eintheilung dem Gebiete der letzteren zu entnehmen.
Es ist auffällig, daß gegen diese eigentlich selbstverständliche
Forderung noch immer verstossen wird, und daß wir daher viel-
fach bei Malern eine objectivere Auffassung der Gesichtsempfin-
dungen finden, als bei Physikern und Physiologen, ja daß sogar
im gemeinen Sprachgebrauche in mancher Beziehung größere
Klarheit über den hier zu behandelnden Gegenstand herrscht
als in der Literatur der physiologischen Optik.

Jede Gesichtsempfindung erinnert uns mehr oder minder
lebhaft an andere Gesichtsempfindungen, jede hat mit gewissen
anderen eine ganz besondere Ähnlichkeit. Darauf beruht die
innere Verwandtschaft der Gesichtsempfindungen untereinander
und die Möglichkeit, sie von dem großen Kreise der Empfin-
dungen überhaupt als ein besonderes Empfindungsgebiet abzu-
grenzen. Wir sind auch meistens im Stande, sofort anzugeben,
worin diese Ähnlichkeit oder Verwandtschaft hauptsächlich liegt,
und was eigentlich das tertium comparationis ist.

4 *
Vierte Mittheilung.
Über die sogenannte Intensität der Lichtempfindung
und über die Empfindung des Schwarzen.

(Vorgelegt in der Sitzung am 19. März 1874.)

§. 21.
Von der sogenannten Intensität der Licht-
empfindung.

Wenn es sich darum handelt, für die verschiedenen Eigen-
schaften unserer Empfindungen passende und strenge Begriffe und
Bezeichnungen zu erhalten, so ist das erste Erforderniß, daß
man diese Begriffe lediglich aus den Empfindungen selbst abziehe
und es streng vermeide, die Empfindung mit ihren physikalischen
oder physiologischen Ursachen zu verwechseln, oder irgend ein
Princip der Eintheilung dem Gebiete der letzteren zu entnehmen.
Es ist auffällig, daß gegen diese eigentlich selbstverständliche
Forderung noch immer verstossen wird, und daß wir daher viel-
fach bei Malern eine objectivere Auffassung der Gesichtsempfin-
dungen finden, als bei Physikern und Physiologen, ja daß sogar
im gemeinen Sprachgebrauche in mancher Beziehung größere
Klarheit über den hier zu behandelnden Gegenstand herrscht
als in der Literatur der physiologischen Optik.

Jede Gesichtsempfindung erinnert uns mehr oder minder
lebhaft an andere Gesichtsempfindungen, jede hat mit gewissen
anderen eine ganz besondere Ähnlichkeit. Darauf beruht die
innere Verwandtschaft der Gesichtsempfindungen untereinander
und die Möglichkeit, sie von dem großen Kreise der Empfin-
dungen überhaupt als ein besonderes Empfindungsgebiet abzu-
grenzen. Wir sind auch meistens im Stande, sofort anzugeben,
worin diese Ähnlichkeit oder Verwandtschaft hauptsächlich liegt,
und was eigentlich das tertium comparationis ist.

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[[51]/0059] Vierte Mittheilung. Über die sogenannte Intensität der Lichtempfindung und über die Empfindung des Schwarzen. (Vorgelegt in der Sitzung am 19. März 1874.) §. 21. Von der sogenannten Intensität der Licht- empfindung. Wenn es sich darum handelt, für die verschiedenen Eigen- schaften unserer Empfindungen passende und strenge Begriffe und Bezeichnungen zu erhalten, so ist das erste Erforderniß, daß man diese Begriffe lediglich aus den Empfindungen selbst abziehe und es streng vermeide, die Empfindung mit ihren physikalischen oder physiologischen Ursachen zu verwechseln, oder irgend ein Princip der Eintheilung dem Gebiete der letzteren zu entnehmen. Es ist auffällig, daß gegen diese eigentlich selbstverständliche Forderung noch immer verstossen wird, und daß wir daher viel- fach bei Malern eine objectivere Auffassung der Gesichtsempfin- dungen finden, als bei Physikern und Physiologen, ja daß sogar im gemeinen Sprachgebrauche in mancher Beziehung größere Klarheit über den hier zu behandelnden Gegenstand herrscht als in der Literatur der physiologischen Optik. Jede Gesichtsempfindung erinnert uns mehr oder minder lebhaft an andere Gesichtsempfindungen, jede hat mit gewissen anderen eine ganz besondere Ähnlichkeit. Darauf beruht die innere Verwandtschaft der Gesichtsempfindungen untereinander und die Möglichkeit, sie von dem großen Kreise der Empfin- dungen überhaupt als ein besonderes Empfindungsgebiet abzu- grenzen. Wir sind auch meistens im Stande, sofort anzugeben, worin diese Ähnlichkeit oder Verwandtschaft hauptsächlich liegt, und was eigentlich das tertium comparationis ist. 4 *

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Zitationshilfe: Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878, S. [51]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hering_lichtsinn_1878/59>, abgerufen am 19.03.2024.