Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
XXVI.
Wir haben, was auch eine Sage schreibe,
Den Funken des Prometheus nicht gepachtet;
So tief wir unter uns das Weib geachtet,
Die reinste Flamme wohnt in seinem Leibe.
Und wer dem selbstisch frostigen Getreibe,
Das ihm des Herzens liebste Kinder schlachtet,
Wer dieser Kälte zu entrinnen trachtet,
Wo flöh' er hin, als zu dem treuen Weibe?
Ein Felsen ist der Mann, der nur erglüt,
Wenn trotzig er gen Himmel sich erhoben,
Zurück ihm schleudernd seiner Sonne Strahlen;
Ein stiller See des Weibes weich Gemüt,
Das fromm in sich empfängt das Licht von Oben,
Drin sich die Himmel himmlischer noch malen.
XXVI.
Wir haben, was auch eine Sage ſchreibe,
Den Funken des Prometheus nicht gepachtet;
So tief wir unter uns das Weib geachtet,
Die reinſte Flamme wohnt in ſeinem Leibe.
Und wer dem ſelbſtiſch froſtigen Getreibe,
Das ihm des Herzens liebſte Kinder ſchlachtet,
Wer dieſer Kälte zu entrinnen trachtet,
Wo flöh' er hin, als zu dem treuen Weibe?
Ein Felſen iſt der Mann, der nur erglüt,
Wenn trotzig er gen Himmel ſich erhoben,
Zurück ihm ſchleudernd ſeiner Sonne Strahlen;
Ein ſtiller See des Weibes weich Gemüt,
Das fromm in ſich empfängt das Licht von Oben,
Drin ſich die Himmel himmliſcher noch malen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0162" n="156"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XXVI.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Wir haben, was auch eine Sage &#x017F;chreibe,</l><lb/>
              <l>Den Funken des Prometheus nicht gepachtet;</l><lb/>
              <l>So tief wir unter uns das Weib geachtet,</l><lb/>
              <l>Die rein&#x017F;te Flamme wohnt in <hi rendition="#g">&#x017F;einem</hi> Leibe.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Und wer dem &#x017F;elb&#x017F;ti&#x017F;ch fro&#x017F;tigen Getreibe,</l><lb/>
              <l>Das ihm des Herzens lieb&#x017F;te Kinder &#x017F;chlachtet,</l><lb/>
              <l>Wer die&#x017F;er Kälte zu entrinnen trachtet,</l><lb/>
              <l>Wo flöh' er hin, als zu dem treuen Weibe?</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Ein Fel&#x017F;en i&#x017F;t der Mann, der nur erglüt,</l><lb/>
              <l>Wenn trotzig er gen Himmel &#x017F;ich erhoben,</l><lb/>
              <l>Zurück ihm &#x017F;chleudernd &#x017F;einer Sonne Strahlen;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Ein &#x017F;tiller See des Weibes weich Gemüt,</l><lb/>
              <l>Das fromm in &#x017F;ich empfängt das Licht von Oben,</l><lb/>
              <l>Drin &#x017F;ich die Himmel himmli&#x017F;cher noch malen.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0162] XXVI. Wir haben, was auch eine Sage ſchreibe, Den Funken des Prometheus nicht gepachtet; So tief wir unter uns das Weib geachtet, Die reinſte Flamme wohnt in ſeinem Leibe. Und wer dem ſelbſtiſch froſtigen Getreibe, Das ihm des Herzens liebſte Kinder ſchlachtet, Wer dieſer Kälte zu entrinnen trachtet, Wo flöh' er hin, als zu dem treuen Weibe? Ein Felſen iſt der Mann, der nur erglüt, Wenn trotzig er gen Himmel ſich erhoben, Zurück ihm ſchleudernd ſeiner Sonne Strahlen; Ein ſtiller See des Weibes weich Gemüt, Das fromm in ſich empfängt das Licht von Oben, Drin ſich die Himmel himmliſcher noch malen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/162
Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/162>, abgerufen am 25.04.2024.