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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843.

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Die Partei.

An Ferdinand Freiligrath.


Die ihr gehört -- frei hab' ich sie verkündigt;
Ob jedem recht: -- schiert ein Poet sich drum?
Seit Priam's Tagen, weiß er, wird gesündigt
In Ilium und außer Ilium.
Er beugt sein Knie dem Helden Bonaparte,
Und hört mit Zürnen d'Enghiens Todesschrei:
Der Dichter steht auf einer höhern Warte,
Als auf den Zinnen der Partei.

Ferdinand Freiligrath.

(S. dessen Gedicht auf den Tod von Diego Leon,
Morgenblatt Nro. 286, Jahrg. 1841.)

Du drückst den Kranz auf eines Mannes Stirne,
Der wie ein Schächer jüngst sein Blut vergoß,
Indessen hier die königliche Dirne
Die Sündenhefe ihrer Lust genoß;
Ich will ihm den Cypressenkranz gewähren,
Düngt auch sein Blut die Saat der Tyrannei --
Für ihn den milden Regen deiner Zähren!
Doch gegen sie die Blitze der Partei!
Die Partei.

An Ferdinand Freiligrath.


Die ihr gehört — frei hab' ich ſie verkündigt;
Ob jedem recht: — ſchiert ein Poet ſich drum?
Seit Priam's Tagen, weiß er, wird geſündigt
In Ilium und außer Ilium.
Er beugt ſein Knie dem Helden Bonaparte,
Und hört mit Zürnen d'Enghiens Todesſchrei:
Der Dichter ſteht auf einer höhern Warte,
Als auf den Zinnen der Partei.

Ferdinand Freiligrath.

(S. deſſen Gedicht auf den Tod von Diego Leon,
Morgenblatt Nro. 286, Jahrg. 1841.)

Du drückſt den Kranz auf eines Mannes Stirne,
Der wie ein Schächer jüngſt ſein Blut vergoß,
Indeſſen hier die königliche Dirne
Die Sündenhefe ihrer Luſt genoß;
Ich will ihm den Cypreſſenkranz gewähren,
Düngt auch ſein Blut die Saat der Tyrannei —
Für ihn den milden Regen deiner Zähren!
Doch gegen ſie die Blitze der Partei!
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[[61]/0071] Die Partei. An Ferdinand Freiligrath. Die ihr gehört — frei hab' ich ſie verkündigt; Ob jedem recht: — ſchiert ein Poet ſich drum? Seit Priam's Tagen, weiß er, wird geſündigt In Ilium und außer Ilium. Er beugt ſein Knie dem Helden Bonaparte, Und hört mit Zürnen d'Enghiens Todesſchrei: Der Dichter ſteht auf einer höhern Warte, Als auf den Zinnen der Partei. Ferdinand Freiligrath. (S. deſſen Gedicht auf den Tod von Diego Leon, Morgenblatt Nro. 286, Jahrg. 1841.) Du drückſt den Kranz auf eines Mannes Stirne, Der wie ein Schächer jüngſt ſein Blut vergoß, Indeſſen hier die königliche Dirne Die Sündenhefe ihrer Luſt genoß; Ich will ihm den Cypreſſenkranz gewähren, Düngt auch ſein Blut die Saat der Tyrannei — Für ihn den milden Regen deiner Zähren! Doch gegen ſie die Blitze der Partei!

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 2. Zürich u. a., 1843, S. [61]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte02_1843/71>, abgerufen am 28.03.2024.