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Herzl, Theodor: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Leipzig u. a., 1896.

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Andere Kategorien von Heimstätten.

Ich habe die Hauptkette dieser Auseinandersetzungen beim
Baue der Arbeiterwohnungen in eigener Regie verlassen. Nun
kehre ich zurück zu anderen Kategorien von Heimstätten. Auch
den Kleinbürgern wird die Company durch ihre Architekten
Häuser bauen lassen, entweder als Tauschobjecte oder für Geld.
Die Company wird etwa hundert Häusertypen von ihren Architekten
anfertigen und vervielfältigen lassen. Diese hübschen
Muster werden zugleich einen Theil der Propaganda bilden.
Jedes Haus hat seinen festen Preis, die Güte der Ausführung
wird von der Company garantirt, die am Hausbaue nichts verdienen
will. Ja wo werden diese Häuser stehen? Das wird bei
den Ortsgruppen gezeigt werden.

Da die Company an den Bauarbeiten nichts verdienen
will, sondern nur am Grund und Boden, so wird es nur erwünscht
sein, wenn recht viele freie Architekten im Privatauftrage bauen.
Dadurch wird der Landbesitz mehr werth, dadurch kommt Luxus
in's Land, und den Luxus brauchen wir für verschiedene Zwecke.
Namentlich für die Kunst, für Industrie und in einer späteren
Ferne für den Zerfall der grossen Vermögen.

Ja, die reichen Juden, die jetzt ihre Schätze ängstlich
verbergen müssen und bei herabgelassenen Vorhängen ihre unbehaglichen
Feste geben, werden drüben frei geniessen dürfen.
Wenn diese Auswanderung mit ihrer Hilfe zustandekommt, wird
das Capital bei uns drüben rehabilitirt sein; es wird in einem
beispiellosen Werke seine Nützlichkeit gezeigt haben. Wenn
die reichsten Juden anfangen, ihre Schlösser, die man in Europa
schon mit so scheelen Augen ansieht, drüben zu bauen,
so wird es bald modern werden, sich drüben in prächtigen
Häusern anzusiedeln.



Einige Formen der Liquidation.

Die Jewish Company ist als Uebernehmer oder Verweser
von Immobilien der Juden gedacht.

Bei Häusern und Grundstücken lassen sich diese Aufgaben
leicht construiren. Wie ist es aber bei Geschäften?

Da werden die Formen vielfältig sein. Sie lassen sich gar
nicht vorher in eine Uebersicht bringen. Und doch ist darin

Andere Kategorien von Heimstätten.

Ich habe die Hauptkette dieser Auseinandersetzungen beim
Baue der Arbeiterwohnungen in eigener Regie verlassen. Nun
kehre ich zurück zu anderen Kategorien von Heimstätten. Auch
den Kleinbürgern wird die Company durch ihre Architekten
Häuser bauen lassen, entweder als Tauschobjecte oder für Geld.
Die Company wird etwa hundert Häusertypen von ihren Architekten
anfertigen und vervielfältigen lassen. Diese hübschen
Muster werden zugleich einen Theil der Propaganda bilden.
Jedes Haus hat seinen festen Preis, die Güte der Ausführung
wird von der Company garantirt, die am Hausbaue nichts verdienen
will. Ja wo werden diese Häuser stehen? Das wird bei
den Ortsgruppen gezeigt werden.

Da die Company an den Bauarbeiten nichts verdienen
will, sondern nur am Grund und Boden, so wird es nur erwünscht
sein, wenn recht viele freie Architekten im Privatauftrage bauen.
Dadurch wird der Landbesitz mehr werth, dadurch kommt Luxus
in's Land, und den Luxus brauchen wir für verschiedene Zwecke.
Namentlich für die Kunst, für Industrie und in einer späteren
Ferne für den Zerfall der grossen Vermögen.

Ja, die reichen Juden, die jetzt ihre Schätze ängstlich
verbergen müssen und bei herabgelassenen Vorhängen ihre unbehaglichen
Feste geben, werden drüben frei geniessen dürfen.
Wenn diese Auswanderung mit ihrer Hilfe zustandekommt, wird
das Capital bei uns drüben rehabilitirt sein; es wird in einem
beispiellosen Werke seine Nützlichkeit gezeigt haben. Wenn
die reichsten Juden anfangen, ihre Schlösser, die man in Europa
schon mit so scheelen Augen ansieht, drüben zu bauen,
so wird es bald modern werden, sich drüben in prächtigen
Häusern anzusiedeln.



Einige Formen der Liquidation.

Die Jewish Company ist als Uebernehmer oder Verweser
von Immobilien der Juden gedacht.

Bei Häusern und Grundstücken lassen sich diese Aufgaben
leicht construiren. Wie ist es aber bei Geschäften?

Da werden die Formen vielfältig sein. Sie lassen sich gar
nicht vorher in eine Uebersicht bringen. Und doch ist darin

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[0042] Andere Kategorien von Heimstätten. Ich habe die Hauptkette dieser Auseinandersetzungen beim Baue der Arbeiterwohnungen in eigener Regie verlassen. Nun kehre ich zurück zu anderen Kategorien von Heimstätten. Auch den Kleinbürgern wird die Company durch ihre Architekten Häuser bauen lassen, entweder als Tauschobjecte oder für Geld. Die Company wird etwa hundert Häusertypen von ihren Architekten anfertigen und vervielfältigen lassen. Diese hübschen Muster werden zugleich einen Theil der Propaganda bilden. Jedes Haus hat seinen festen Preis, die Güte der Ausführung wird von der Company garantirt, die am Hausbaue nichts verdienen will. Ja wo werden diese Häuser stehen? Das wird bei den Ortsgruppen gezeigt werden. Da die Company an den Bauarbeiten nichts verdienen will, sondern nur am Grund und Boden, so wird es nur erwünscht sein, wenn recht viele freie Architekten im Privatauftrage bauen. Dadurch wird der Landbesitz mehr werth, dadurch kommt Luxus in's Land, und den Luxus brauchen wir für verschiedene Zwecke. Namentlich für die Kunst, für Industrie und in einer späteren Ferne für den Zerfall der grossen Vermögen. Ja, die reichen Juden, die jetzt ihre Schätze ängstlich verbergen müssen und bei herabgelassenen Vorhängen ihre unbehaglichen Feste geben, werden drüben frei geniessen dürfen. Wenn diese Auswanderung mit ihrer Hilfe zustandekommt, wird das Capital bei uns drüben rehabilitirt sein; es wird in einem beispiellosen Werke seine Nützlichkeit gezeigt haben. Wenn die reichsten Juden anfangen, ihre Schlösser, die man in Europa schon mit so scheelen Augen ansieht, drüben zu bauen, so wird es bald modern werden, sich drüben in prächtigen Häusern anzusiedeln. Einige Formen der Liquidation. Die Jewish Company ist als Uebernehmer oder Verweser von Immobilien der Juden gedacht. Bei Häusern und Grundstücken lassen sich diese Aufgaben leicht construiren. Wie ist es aber bei Geschäften? Da werden die Formen vielfältig sein. Sie lassen sich gar nicht vorher in eine Uebersicht bringen. Und doch ist darin

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Zitationshilfe: Herzl, Theodor: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Leipzig u. a., 1896, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herzl_judenstaat_1896/42>, abgerufen am 28.03.2024.