Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Die jungen Deutschen nahmen diese freundliche Einladung, die ohnehin ihren ursprünglichen Absichten entsprach, mit großem Vergnügen an und betraten das Dörfchen, welches sich durch Reinlichkeit und Zierlichkeit ganz besonders empfahl. Langsam wandelten sie mit ihrem freundlichen Wirthe zwischen den artigen Wohnungen hin, den Duft der Blumen und Blüten einathmend und sich an den fröhlichen, sauber gekleideten Landleuten erfreuend, welche sämmtlich Herrn Williams als einen alten, lieben Bekannten achtungsvoll begrüßten und auch von ihm Zusprüche herzlichen Wohlwollens empfingen. Endlich erblickten sie ein zwar ländliches, aber stattliches und geschmackvolles Wohngebäude, von neuen Gartenanlagen umgeben und durch eine edle, einfache Säulenvorhalle verziert. Sehen Sie mein Haus; sagte Herr Williams, darauf hindeutend --; nach einem Jahre werde ich Sie darin empfangen können. Für jetzt ist nur die Facade vollendet. Die hintere Seite ist noch mit Baugerüsten umgeben, und das Innere zeigt nur erst rohe Wände. Ich muß Sie bitten, für jetzt mit mir in meinem vorläufigen Absteige-Quartier vorlieb zu nehmen, welches ich im Wirthshause des Orts aufgeschlagen habe. Das Haus -- es heißt die Papstmütze -- ist gewiß eins der besten seiner Gattung bei London, obgleich der Ort an keiner Hauptstraße liegt. Master Leads, der Wirth, ist indessen bemittelt und ein Ehrenmann von altbrittischem Schrot und Korn.

Die jungen Deutschen nahmen diese freundliche Einladung, die ohnehin ihren ursprünglichen Absichten entsprach, mit großem Vergnügen an und betraten das Dörfchen, welches sich durch Reinlichkeit und Zierlichkeit ganz besonders empfahl. Langsam wandelten sie mit ihrem freundlichen Wirthe zwischen den artigen Wohnungen hin, den Duft der Blumen und Blüten einathmend und sich an den fröhlichen, sauber gekleideten Landleuten erfreuend, welche sämmtlich Herrn Williams als einen alten, lieben Bekannten achtungsvoll begrüßten und auch von ihm Zusprüche herzlichen Wohlwollens empfingen. Endlich erblickten sie ein zwar ländliches, aber stattliches und geschmackvolles Wohngebäude, von neuen Gartenanlagen umgeben und durch eine edle, einfache Säulenvorhalle verziert. Sehen Sie mein Haus; sagte Herr Williams, darauf hindeutend —; nach einem Jahre werde ich Sie darin empfangen können. Für jetzt ist nur die Façade vollendet. Die hintere Seite ist noch mit Baugerüsten umgeben, und das Innere zeigt nur erst rohe Wände. Ich muß Sie bitten, für jetzt mit mir in meinem vorläufigen Absteige-Quartier vorlieb zu nehmen, welches ich im Wirthshause des Orts aufgeschlagen habe. Das Haus — es heißt die Papstmütze — ist gewiß eins der besten seiner Gattung bei London, obgleich der Ort an keiner Hauptstraße liegt. Master Leads, der Wirth, ist indessen bemittelt und ein Ehrenmann von altbrittischem Schrot und Korn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0022"/>
        <p>Die jungen Deutschen nahmen diese freundliche Einladung, die ohnehin ihren                ursprünglichen Absichten entsprach, mit großem Vergnügen an und betraten das                Dörfchen, welches sich durch Reinlichkeit und Zierlichkeit ganz besonders empfahl.                Langsam wandelten sie mit ihrem freundlichen Wirthe zwischen den artigen Wohnungen                hin, den Duft der Blumen und Blüten einathmend und sich an den fröhlichen, sauber                gekleideten Landleuten erfreuend, welche sämmtlich Herrn Williams als einen alten,                lieben Bekannten achtungsvoll begrüßten und auch von ihm Zusprüche herzlichen                Wohlwollens empfingen. Endlich erblickten sie ein zwar ländliches, aber stattliches                und geschmackvolles Wohngebäude, von neuen Gartenanlagen umgeben und durch eine edle,                einfache Säulenvorhalle verziert. Sehen Sie mein Haus; sagte Herr Williams, darauf                hindeutend &#x2014;; nach einem Jahre werde ich Sie darin empfangen können. Für jetzt ist                nur die Façade vollendet. Die hintere Seite ist noch mit Baugerüsten umgeben, und das                Innere zeigt nur erst rohe Wände. Ich muß Sie bitten, für jetzt mit mir in meinem                vorläufigen Absteige-Quartier vorlieb zu nehmen, welches ich im Wirthshause des Orts                aufgeschlagen habe. Das Haus &#x2014; es heißt die Papstmütze &#x2014; ist gewiß eins der besten                seiner Gattung bei London, obgleich der Ort an keiner Hauptstraße liegt. Master                Leads, der Wirth, ist indessen bemittelt und ein Ehrenmann von altbrittischem Schrot                und Korn.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0022] Die jungen Deutschen nahmen diese freundliche Einladung, die ohnehin ihren ursprünglichen Absichten entsprach, mit großem Vergnügen an und betraten das Dörfchen, welches sich durch Reinlichkeit und Zierlichkeit ganz besonders empfahl. Langsam wandelten sie mit ihrem freundlichen Wirthe zwischen den artigen Wohnungen hin, den Duft der Blumen und Blüten einathmend und sich an den fröhlichen, sauber gekleideten Landleuten erfreuend, welche sämmtlich Herrn Williams als einen alten, lieben Bekannten achtungsvoll begrüßten und auch von ihm Zusprüche herzlichen Wohlwollens empfingen. Endlich erblickten sie ein zwar ländliches, aber stattliches und geschmackvolles Wohngebäude, von neuen Gartenanlagen umgeben und durch eine edle, einfache Säulenvorhalle verziert. Sehen Sie mein Haus; sagte Herr Williams, darauf hindeutend —; nach einem Jahre werde ich Sie darin empfangen können. Für jetzt ist nur die Façade vollendet. Die hintere Seite ist noch mit Baugerüsten umgeben, und das Innere zeigt nur erst rohe Wände. Ich muß Sie bitten, für jetzt mit mir in meinem vorläufigen Absteige-Quartier vorlieb zu nehmen, welches ich im Wirthshause des Orts aufgeschlagen habe. Das Haus — es heißt die Papstmütze — ist gewiß eins der besten seiner Gattung bei London, obgleich der Ort an keiner Hauptstraße liegt. Master Leads, der Wirth, ist indessen bemittelt und ein Ehrenmann von altbrittischem Schrot und Korn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:12:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:12:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/22
Zitationshilfe: Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/22>, abgerufen am 23.04.2024.