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Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Es schmerzt mich, Ihre Einladung ablehnen zu müssen.

Könnten wir dann nicht an irgend einem öffentlichen Orte zu London zusammentreffen?

Entschuldigen Sie mich, auch das ist unmöglich.

So hätten wir keine Hoffnung, Sie wieder zu sehen?

In London bin ich für Sie und jeden Sterblichen unsichtbar. Lassen Sie sich indessen jeden Sonnabend an dieser Stelle um vier Uhr Nachmittags antreffen; hier werde ich Ihnen alsdann nicht fehlen, und den Sonntag wollen wir in meinem Dörfchen verleben.

Die Einladung war beiden Fremden angenehm und bedenklich zugleich. Bedenklich, da Williams sie in einem Gasthause anständig, ja vortrefflich auf seine Kosten bewirthet hatte und ihr feines Gefühl ihnen nicht gestattete, diese Höflichkeit ein zweites Mal in Anspruch zu nehmen. Sie zauderten deßhalb mit der Antwort. Williams indeß durchschaute ihre Bedenklichkeit und beseitigte sie, indem er ihre Hände ergriff und hinzusetzte: Nicht wahr? Sie gehen in meinen Vorschlag ein; und ich unterwerfe mich bei Ihren künftigen Besuchen in unserem ländlichen Asyle völlig Ihren Wünschen und Ansichten. Auf Wiedersehen also, am nächsten Sonnabende, um vier Uhr Nachmittags, an dieser Stelle, wenn Wetter oder anderweitige Vorfälle nicht hinderlich sind.

Es schmerzt mich, Ihre Einladung ablehnen zu müssen.

Könnten wir dann nicht an irgend einem öffentlichen Orte zu London zusammentreffen?

Entschuldigen Sie mich, auch das ist unmöglich.

So hätten wir keine Hoffnung, Sie wieder zu sehen?

In London bin ich für Sie und jeden Sterblichen unsichtbar. Lassen Sie sich indessen jeden Sonnabend an dieser Stelle um vier Uhr Nachmittags antreffen; hier werde ich Ihnen alsdann nicht fehlen, und den Sonntag wollen wir in meinem Dörfchen verleben.

Die Einladung war beiden Fremden angenehm und bedenklich zugleich. Bedenklich, da Williams sie in einem Gasthause anständig, ja vortrefflich auf seine Kosten bewirthet hatte und ihr feines Gefühl ihnen nicht gestattete, diese Höflichkeit ein zweites Mal in Anspruch zu nehmen. Sie zauderten deßhalb mit der Antwort. Williams indeß durchschaute ihre Bedenklichkeit und beseitigte sie, indem er ihre Hände ergriff und hinzusetzte: Nicht wahr? Sie gehen in meinen Vorschlag ein; und ich unterwerfe mich bei Ihren künftigen Besuchen in unserem ländlichen Asyle völlig Ihren Wünschen und Ansichten. Auf Wiedersehen also, am nächsten Sonnabende, um vier Uhr Nachmittags, an dieser Stelle, wenn Wetter oder anderweitige Vorfälle nicht hinderlich sind.

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[0026] Es schmerzt mich, Ihre Einladung ablehnen zu müssen. Könnten wir dann nicht an irgend einem öffentlichen Orte zu London zusammentreffen? Entschuldigen Sie mich, auch das ist unmöglich. So hätten wir keine Hoffnung, Sie wieder zu sehen? In London bin ich für Sie und jeden Sterblichen unsichtbar. Lassen Sie sich indessen jeden Sonnabend an dieser Stelle um vier Uhr Nachmittags antreffen; hier werde ich Ihnen alsdann nicht fehlen, und den Sonntag wollen wir in meinem Dörfchen verleben. Die Einladung war beiden Fremden angenehm und bedenklich zugleich. Bedenklich, da Williams sie in einem Gasthause anständig, ja vortrefflich auf seine Kosten bewirthet hatte und ihr feines Gefühl ihnen nicht gestattete, diese Höflichkeit ein zweites Mal in Anspruch zu nehmen. Sie zauderten deßhalb mit der Antwort. Williams indeß durchschaute ihre Bedenklichkeit und beseitigte sie, indem er ihre Hände ergriff und hinzusetzte: Nicht wahr? Sie gehen in meinen Vorschlag ein; und ich unterwerfe mich bei Ihren künftigen Besuchen in unserem ländlichen Asyle völlig Ihren Wünschen und Ansichten. Auf Wiedersehen also, am nächsten Sonnabende, um vier Uhr Nachmittags, an dieser Stelle, wenn Wetter oder anderweitige Vorfälle nicht hinderlich sind.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:12:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:12:58Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Heyden, Friedrich von: Der graue John. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 13. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 177–231. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyden_john_1910/26>, abgerufen am 29.03.2024.