Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

gebracht hätte. -- Ich verwieß ihm alles,
was ihm in der Geschichte vom Hünerey und
Judenjungen zu verweisen war, und nun
fieng ich an: ersteige Berge, und schaudre
nicht vor Thälern! Sey Mann! Sey Mi-
nens Bruder! und der Meinige! Ich habe dir
nicht zugetraut, was ich heut' in dir gefun-
den. --

Hiemit weihet' ich ihn zu unserm dritten
Blatt' ein, das bey jeder ehrlichen Liebe vor
der Hochzeit seyn muß, so bald die Sache
nicht eins, zwey, drey, zu End' ist.

Ich. Denk an Gott, an Minen, und an
deinen Bruder! --
Benjamin. Ich werd', ich werd', ich werd'
an Gott denken, an Minen, und an
Dich! --

Wir gaben uns die Hand, und sahen gen
Himmel. --

Benjamin brach auf, und ich gab ihm
noch einen heißen Kuß für Minen mit. --
Benjamin ritt', ohn' Abschied von seinem
Vater zu nehmen, davon.

Da ich ins Zimmer trat, wo die Gesell-
schaft war, fiel mir die Angst des alten Herrn
in alle fünf Sinnen. Er schlich sich an mich,

und

gebracht haͤtte. — Ich verwieß ihm alles,
was ihm in der Geſchichte vom Huͤnerey und
Judenjungen zu verweiſen war, und nun
fieng ich an: erſteige Berge, und ſchaudre
nicht vor Thaͤlern! Sey Mann! Sey Mi-
nens Bruder! und der Meinige! Ich habe dir
nicht zugetraut, was ich heut’ in dir gefun-
den. —

Hiemit weihet’ ich ihn zu unſerm dritten
Blatt’ ein, das bey jeder ehrlichen Liebe vor
der Hochzeit ſeyn muß, ſo bald die Sache
nicht eins, zwey, drey, zu End’ iſt.

Ich. Denk an Gott, an Minen, und an
deinen Bruder! —
Benjamin. Ich werd’, ich werd’, ich werd’
an Gott denken, an Minen, und an
Dich! —

Wir gaben uns die Hand, und ſahen gen
Himmel. —

Benjamin brach auf, und ich gab ihm
noch einen heißen Kuß fuͤr Minen mit. —
Benjamin ritt’, ohn’ Abſchied von ſeinem
Vater zu nehmen, davon.

Da ich ins Zimmer trat, wo die Geſell-
ſchaft war, fiel mir die Angſt des alten Herrn
in alle fuͤnf Sinnen. Er ſchlich ſich an mich,

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0131" n="125"/>
gebracht ha&#x0364;tte. &#x2014; Ich verwieß ihm alles,<lb/>
was ihm in der Ge&#x017F;chichte vom Hu&#x0364;nerey und<lb/>
Judenjungen zu verwei&#x017F;en war, und nun<lb/>
fieng ich an: er&#x017F;teige Berge, und &#x017F;chaudre<lb/>
nicht vor Tha&#x0364;lern! Sey Mann! Sey Mi-<lb/>
nens Bruder! und der Meinige! Ich habe dir<lb/>
nicht zugetraut, was ich heut&#x2019; in dir gefun-<lb/>
den. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Hiemit weihet&#x2019; ich ihn zu un&#x017F;erm dritten<lb/><hi rendition="#fr">Blatt</hi>&#x2019; ein, das bey jeder ehrlichen Liebe vor<lb/>
der Hochzeit &#x017F;eyn muß, &#x017F;o bald die Sache<lb/>
nicht eins, zwey, drey, zu End&#x2019; i&#x017F;t.</p><lb/>
        <list>
          <item><hi rendition="#fr">Ich.</hi> Denk an Gott, an Minen, und an<lb/>
deinen Bruder! &#x2014;</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">Benjamin.</hi> Ich werd&#x2019;, ich werd&#x2019;, ich werd&#x2019;<lb/>
an Gott denken, an Minen, und an<lb/>
Dich! &#x2014;</item>
        </list><lb/>
        <p>Wir gaben uns die Hand, und &#x017F;ahen gen<lb/>
Himmel. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Benjamin brach auf, und ich gab ihm<lb/>
noch einen heißen Kuß fu&#x0364;r Minen mit. &#x2014;<lb/>
Benjamin ritt&#x2019;, ohn&#x2019; Ab&#x017F;chied von &#x017F;einem<lb/>
Vater zu nehmen, davon.</p><lb/>
        <p>Da ich ins Zimmer trat, wo die Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft war, fiel mir die Ang&#x017F;t des alten Herrn<lb/>
in alle fu&#x0364;nf Sinnen. Er &#x017F;chlich &#x017F;ich an mich,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0131] gebracht haͤtte. — Ich verwieß ihm alles, was ihm in der Geſchichte vom Huͤnerey und Judenjungen zu verweiſen war, und nun fieng ich an: erſteige Berge, und ſchaudre nicht vor Thaͤlern! Sey Mann! Sey Mi- nens Bruder! und der Meinige! Ich habe dir nicht zugetraut, was ich heut’ in dir gefun- den. — Hiemit weihet’ ich ihn zu unſerm dritten Blatt’ ein, das bey jeder ehrlichen Liebe vor der Hochzeit ſeyn muß, ſo bald die Sache nicht eins, zwey, drey, zu End’ iſt. Ich. Denk an Gott, an Minen, und an deinen Bruder! — Benjamin. Ich werd’, ich werd’, ich werd’ an Gott denken, an Minen, und an Dich! — Wir gaben uns die Hand, und ſahen gen Himmel. — Benjamin brach auf, und ich gab ihm noch einen heißen Kuß fuͤr Minen mit. — Benjamin ritt’, ohn’ Abſchied von ſeinem Vater zu nehmen, davon. Da ich ins Zimmer trat, wo die Geſell- ſchaft war, fiel mir die Angſt des alten Herrn in alle fuͤnf Sinnen. Er ſchlich ſich an mich, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/131
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/131>, abgerufen am 25.04.2024.