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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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und brannte zu wissen, ob Benjamin schon
weg wäre? -- Obgleich sein so unbändiger
Stolz, welcher dieses Angstfeuer angesteckt
hatte, eine so schleunige Löschung nicht ver-
diente; so konnt' ich's doch nicht über mein
Herz bringen, den Herrn Candidaten so lich-
terloh brennen zu sehen. Er war der Vater
meiner Mine. -- Er konnte wahrlich das
Gesicht nicht so verziehen, wenn ihn das Zip-
perlein plagte, und er dem Nicolaus Herr-
mann leiblich ähnlich war, als jezt, da er
befürchtete, sein Sohn würd' ihn verdunkeln.
Eben darum hatt' er auch den Benjamin aus
dieser Gegend so weit entfernt. Wie dies
seine Schwester, nachdem Benjamin vollends
der Vertraut' unsrer heiligen Liebe geworden,
bedauret, wie sehr ich's zu bedauren fand,
darf ich nicht bemerken, da es sich, wie vieles
in dieser Geschichte, von selbst verstehet. --

Um mir Zaum und Gebiß in den Mund
zu legen, sprach er gestern, wie meine Le-
ser es sich erinnern werden, von seinem
Sohn, als von einem angehenden Präpo-
situs! Wie sehr ward sein Stolz bestraft! --
Ich konnt', um aufrichtig zu seyn, mich des
Lächelns nicht enthalten, da ich sahe, wie
der Herr Candidat mit seiner gestrigen fal-

schen

und brannte zu wiſſen, ob Benjamin ſchon
weg waͤre? — Obgleich ſein ſo unbaͤndiger
Stolz, welcher dieſes Angſtfeuer angeſteckt
hatte, eine ſo ſchleunige Loͤſchung nicht ver-
diente; ſo konnt’ ich’s doch nicht uͤber mein
Herz bringen, den Herrn Candidaten ſo lich-
terloh brennen zu ſehen. Er war der Vater
meiner Mine. — Er konnte wahrlich das
Geſicht nicht ſo verziehen, wenn ihn das Zip-
perlein plagte, und er dem Nicolaus Herr-
mann leiblich aͤhnlich war, als jezt, da er
befuͤrchtete, ſein Sohn wuͤrd’ ihn verdunkeln.
Eben darum hatt’ er auch den Benjamin aus
dieſer Gegend ſo weit entfernt. Wie dies
ſeine Schweſter, nachdem Benjamin vollends
der Vertraut’ unſrer heiligen Liebe geworden,
bedauret, wie ſehr ich’s zu bedauren fand,
darf ich nicht bemerken, da es ſich, wie vieles
in dieſer Geſchichte, von ſelbſt verſtehet. —

Um mir Zaum und Gebiß in den Mund
zu legen, ſprach er geſtern, wie meine Le-
ſer es ſich erinnern werden, von ſeinem
Sohn, als von einem angehenden Praͤpo-
ſitus! Wie ſehr ward ſein Stolz beſtraft! —
Ich konnt’, um aufrichtig zu ſeyn, mich des
Laͤchelns nicht enthalten, da ich ſahe, wie
der Herr Candidat mit ſeiner geſtrigen fal-

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[126/0132] und brannte zu wiſſen, ob Benjamin ſchon weg waͤre? — Obgleich ſein ſo unbaͤndiger Stolz, welcher dieſes Angſtfeuer angeſteckt hatte, eine ſo ſchleunige Loͤſchung nicht ver- diente; ſo konnt’ ich’s doch nicht uͤber mein Herz bringen, den Herrn Candidaten ſo lich- terloh brennen zu ſehen. Er war der Vater meiner Mine. — Er konnte wahrlich das Geſicht nicht ſo verziehen, wenn ihn das Zip- perlein plagte, und er dem Nicolaus Herr- mann leiblich aͤhnlich war, als jezt, da er befuͤrchtete, ſein Sohn wuͤrd’ ihn verdunkeln. Eben darum hatt’ er auch den Benjamin aus dieſer Gegend ſo weit entfernt. Wie dies ſeine Schweſter, nachdem Benjamin vollends der Vertraut’ unſrer heiligen Liebe geworden, bedauret, wie ſehr ich’s zu bedauren fand, darf ich nicht bemerken, da es ſich, wie vieles in dieſer Geſchichte, von ſelbſt verſtehet. — Um mir Zaum und Gebiß in den Mund zu legen, ſprach er geſtern, wie meine Le- ſer es ſich erinnern werden, von ſeinem Sohn, als von einem angehenden Praͤpo- ſitus! Wie ſehr ward ſein Stolz beſtraft! — Ich konnt’, um aufrichtig zu ſeyn, mich des Laͤchelns nicht enthalten, da ich ſahe, wie der Herr Candidat mit ſeiner geſtrigen fal- ſchen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/132>, abgerufen am 25.04.2024.