Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Ihm im Titel den Rang laßen! Kommt
Zeit kommt Rath. --

Der Herr v. G. der ältere hielte diese
Anrede mit einer unaussprechlichen Wärme,
Er schien im Ernst zu fürchten, wir würden
uns in Preußen werben laßen, und König-
sche
werden. --

Noch muß ich bemerken, daß er sich
während der Zeit, da er Curland prieß,
aufs grüne Gras geworfen hatte, als wenn
er der freyen Erde seinen Dank ablegen und
sie umarmen, umfaßen wolte. -- Es schien,
da er geendiget hatte, als besorg' er, nicht
aufstehen zu können.

Dies bewog den alten Herrn, ihm un-
ter den Arm zu greifen; allein Herr Herr-
mann kam beym Herrn v. G. jederzeit zu
kurz, er mocht' es anlegen, wie ers wolte.
Es riß Herr v. G. den allzeit dienstfertigen
Herrmann auf Gottes Erdboden. Da lag
mein Schwiegervater so lang er war. Herr
v. G. stand auf, so frisch als ein Jüngling
von funfzehn Jahren. -- Es war bey die-
sem Niederriß nicht Gewaltthätigkeit, son-
dern nur Stärke. -- Es war schön anzu-
sehn! -- --

Den

Ihm im Titel den Rang laßen! Kommt
Zeit kommt Rath. —

Der Herr v. G. der aͤltere hielte dieſe
Anrede mit einer unausſprechlichen Waͤrme,
Er ſchien im Ernſt zu fuͤrchten, wir wuͤrden
uns in Preußen werben laßen, und Koͤnig-
ſche
werden. —

Noch muß ich bemerken, daß er ſich
waͤhrend der Zeit, da er Curland prieß,
aufs gruͤne Gras geworfen hatte, als wenn
er der freyen Erde ſeinen Dank ablegen und
ſie umarmen, umfaßen wolte. — Es ſchien,
da er geendiget hatte, als beſorg’ er, nicht
aufſtehen zu koͤnnen.

Dies bewog den alten Herrn, ihm un-
ter den Arm zu greifen; allein Herr Herr-
mann kam beym Herrn v. G. jederzeit zu
kurz, er mocht’ es anlegen, wie ers wolte.
Es riß Herr v. G. den allzeit dienſtfertigen
Herrmann auf Gottes Erdboden. Da lag
mein Schwiegervater ſo lang er war. Herr
v. G. ſtand auf, ſo friſch als ein Juͤngling
von funfzehn Jahren. — Es war bey die-
ſem Niederriß nicht Gewaltthaͤtigkeit, ſon-
dern nur Staͤrke. — Es war ſchoͤn anzu-
ſehn! — —

Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="154"/>
Ihm im Titel den Rang laßen! Kommt<lb/>
Zeit kommt Rath. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Der Herr v. G. der a&#x0364;ltere hielte die&#x017F;e<lb/>
Anrede mit einer unaus&#x017F;prechlichen Wa&#x0364;rme,<lb/>
Er &#x017F;chien im Ern&#x017F;t zu fu&#x0364;rchten, wir wu&#x0364;rden<lb/>
uns in Preußen werben laßen, und <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;nig-<lb/>
&#x017F;che</hi> werden. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Noch muß ich bemerken, daß er &#x017F;ich<lb/>
wa&#x0364;hrend der Zeit, da er Curland prieß,<lb/>
aufs gru&#x0364;ne Gras geworfen hatte, als wenn<lb/>
er der freyen Erde &#x017F;einen Dank ablegen und<lb/>
&#x017F;ie umarmen, umfaßen wolte. &#x2014; Es &#x017F;chien,<lb/>
da er geendiget hatte, als be&#x017F;org&#x2019; er, nicht<lb/>
auf&#x017F;tehen zu ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Dies bewog den alten Herrn, ihm un-<lb/>
ter den Arm zu greifen; allein Herr Herr-<lb/>
mann kam beym Herrn v. G. jederzeit zu<lb/>
kurz, er mocht&#x2019; es anlegen, wie ers wolte.<lb/>
Es riß Herr v. G. den allzeit dien&#x017F;tfertigen<lb/>
Herrmann auf Gottes Erdboden. Da lag<lb/>
mein Schwiegervater &#x017F;o lang er war. Herr<lb/>
v. G. &#x017F;tand auf, &#x017F;o fri&#x017F;ch als ein Ju&#x0364;ngling<lb/>
von funfzehn Jahren. &#x2014; Es war bey die-<lb/>
&#x017F;em Niederriß nicht Gewalttha&#x0364;tigkeit, &#x017F;on-<lb/>
dern nur Sta&#x0364;rke. &#x2014; Es war &#x017F;cho&#x0364;n anzu-<lb/>
&#x017F;ehn! &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0160] Ihm im Titel den Rang laßen! Kommt Zeit kommt Rath. — Der Herr v. G. der aͤltere hielte dieſe Anrede mit einer unausſprechlichen Waͤrme, Er ſchien im Ernſt zu fuͤrchten, wir wuͤrden uns in Preußen werben laßen, und Koͤnig- ſche werden. — Noch muß ich bemerken, daß er ſich waͤhrend der Zeit, da er Curland prieß, aufs gruͤne Gras geworfen hatte, als wenn er der freyen Erde ſeinen Dank ablegen und ſie umarmen, umfaßen wolte. — Es ſchien, da er geendiget hatte, als beſorg’ er, nicht aufſtehen zu koͤnnen. Dies bewog den alten Herrn, ihm un- ter den Arm zu greifen; allein Herr Herr- mann kam beym Herrn v. G. jederzeit zu kurz, er mocht’ es anlegen, wie ers wolte. Es riß Herr v. G. den allzeit dienſtfertigen Herrmann auf Gottes Erdboden. Da lag mein Schwiegervater ſo lang er war. Herr v. G. ſtand auf, ſo friſch als ein Juͤngling von funfzehn Jahren. — Es war bey die- ſem Niederriß nicht Gewaltthaͤtigkeit, ſon- dern nur Staͤrke. — Es war ſchoͤn anzu- ſehn! — — Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/160
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/160>, abgerufen am 29.03.2024.