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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Diese Nacht blieben wir bey unserm
Fuhrmann. Den Morgen um neun Uhr
kamen schon unsre fidele Landsleute, verstärkt
mit drey andern; das Quartier zum Küssen
war angeangelt, -- und wir Burschen, (um
ganz akademisch zu sprechen) zogen vom Pfer-
dephilister
aus.

Ist es Hecht? oder Barsch? fragt'
ich, was sie uns angeangelt haben? und
sie lachten herzlich über eine so unakademi-
sche Frage. --

Wir giengen unser Quartier besehen, das
uns über alle Maaße gefiel. Es hatt' es ein
Curländer bewohnt, der heim reißte, um
nachher in französische Dienste zu gehen.

Warum in französische, sagt' ich?

Zum größten Theil der Sprachewegen. Auch
gut! Ehemals verliebte man sich, um fran-
zösisch und das Feine der Sprache, das je ne
sais quoi
des Herrn v. W., zu lernen! --

Es ward verabredet, daß die Landsmann-
schaft von dem Abziehenden und dem Anzie-
henden bewirthet werden solte. -- Jeder,
sagten die Aeltesten und Vorsteher, giebt sein
Theil, und zwar der Abziehende allein so viel,
als ihr Anziehende beyde -- denn er kommt
bald nach Canaan. --

Um
O 2

Dieſe Nacht blieben wir bey unſerm
Fuhrmann. Den Morgen um neun Uhr
kamen ſchon unſre fidele Landsleute, verſtaͤrkt
mit drey andern; das Quartier zum Kuͤſſen
war angeangelt, — und wir Burſchen, (um
ganz akademiſch zu ſprechen) zogen vom Pfer-
dephiliſter
aus.

Iſt es Hecht? oder Barſch? fragt’
ich, was ſie uns angeangelt haben? und
ſie lachten herzlich uͤber eine ſo unakademi-
ſche Frage. —

Wir giengen unſer Quartier beſehen, das
uns uͤber alle Maaße gefiel. Es hatt’ es ein
Curlaͤnder bewohnt, der heim reißte, um
nachher in franzoͤſiſche Dienſte zu gehen.

Warum in franzoͤſiſche, ſagt’ ich?

Zum groͤßten Theil der Sprachewegen. Auch
gut! Ehemals verliebte man ſich, um fran-
zoͤſiſch und das Feine der Sprache, das je ne
ſais quoi
des Herrn v. W., zu lernen! —

Es ward verabredet, daß die Landsmann-
ſchaft von dem Abziehenden und dem Anzie-
henden bewirthet werden ſolte. — Jeder,
ſagten die Aelteſten und Vorſteher, giebt ſein
Theil, und zwar der Abziehende allein ſo viel,
als ihr Anziehende beyde — denn er kommt
bald nach Canaan. —

Um
O 2
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[211/0219] Dieſe Nacht blieben wir bey unſerm Fuhrmann. Den Morgen um neun Uhr kamen ſchon unſre fidele Landsleute, verſtaͤrkt mit drey andern; das Quartier zum Kuͤſſen war angeangelt, — und wir Burſchen, (um ganz akademiſch zu ſprechen) zogen vom Pfer- dephiliſter aus. Iſt es Hecht? oder Barſch? fragt’ ich, was ſie uns angeangelt haben? und ſie lachten herzlich uͤber eine ſo unakademi- ſche Frage. — Wir giengen unſer Quartier beſehen, das uns uͤber alle Maaße gefiel. Es hatt’ es ein Curlaͤnder bewohnt, der heim reißte, um nachher in franzoͤſiſche Dienſte zu gehen. Warum in franzoͤſiſche, ſagt’ ich? Zum groͤßten Theil der Sprachewegen. Auch gut! Ehemals verliebte man ſich, um fran- zoͤſiſch und das Feine der Sprache, das je ne ſais quoi des Herrn v. W., zu lernen! — Es ward verabredet, daß die Landsmann- ſchaft von dem Abziehenden und dem Anzie- henden bewirthet werden ſolte. — Jeder, ſagten die Aelteſten und Vorſteher, giebt ſein Theil, und zwar der Abziehende allein ſo viel, als ihr Anziehende beyde — denn er kommt bald nach Canaan. — Um O 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/219>, abgerufen am 18.04.2024.