Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

dre benachbarte Edelleute, die zu ihren Pisto-
len: macht euch fertig, sagten, dieser Juden
und ihrer Pfeifenköpfe angenommen hätten.
Der arme Junge blieb also der einzige Gegen-
stand der Grausamkeit, die durch diesen Vor-
gang noch mehr vergrößert ward. Der Un-
glückliche solte verbüßen, daß sich die Juden
als Vindicanten und die zwey Edelleute als
Sekundanten gemeldet hatten. Man konnte
nicht begreifen, was Herr v. -- mit diesem
Arrest beabsichtigte; indessen schien er zu glau-
ben, daß sich einer von den Israeliten mel-
den, und den armen Jungen lösen würde.
Alles bedaurte den unglücklichen Knaben.
Christ und Jude sprach von des Edelmanns
Grausamkeit. Der Christ sagt' indessen, es
ist ein Judenknabe, und der Jude, wer wirds
mit dem vornehmen Christen anbinden. Die
zwey Eigenthümer der Pfeifenköpfe, welche
dem Unglücklichen die Commißionsgüter an-
vertrauet hatten, giengen auch wie der Prie-
ster und Levite vorbey, und wünschten sich,
so oft an die Grausamkeit des Edelmanns ge-
dacht wurde, Glück, daß sie ihre Pfeifenkö-
pfe in Sicherheit hätten. Der grausame
Edelmann, dem das Brod und Wasser mit
der Zeit zu kostbar ward, welches er zu dem

hohen
C 4

dre benachbarte Edelleute, die zu ihren Piſto-
len: macht euch fertig, ſagten, dieſer Juden
und ihrer Pfeifenkoͤpfe angenommen haͤtten.
Der arme Junge blieb alſo der einzige Gegen-
ſtand der Grauſamkeit, die durch dieſen Vor-
gang noch mehr vergroͤßert ward. Der Un-
gluͤckliche ſolte verbuͤßen, daß ſich die Juden
als Vindicanten und die zwey Edelleute als
Sekundanten gemeldet hatten. Man konnte
nicht begreifen, was Herr v. — mit dieſem
Arreſt beabſichtigte; indeſſen ſchien er zu glau-
ben, daß ſich einer von den Iſraeliten mel-
den, und den armen Jungen loͤſen wuͤrde.
Alles bedaurte den ungluͤcklichen Knaben.
Chriſt und Jude ſprach von des Edelmanns
Grauſamkeit. Der Chriſt ſagt’ indeſſen, es
iſt ein Judenknabe, und der Jude, wer wirds
mit dem vornehmen Chriſten anbinden. Die
zwey Eigenthuͤmer der Pfeifenkoͤpfe, welche
dem Ungluͤcklichen die Commißionsguͤter an-
vertrauet hatten, giengen auch wie der Prie-
ſter und Levite vorbey, und wuͤnſchten ſich,
ſo oft an die Grauſamkeit des Edelmanns ge-
dacht wurde, Gluͤck, daß ſie ihre Pfeifenkoͤ-
pfe in Sicherheit haͤtten. Der grauſame
Edelmann, dem das Brod und Waſſer mit
der Zeit zu koſtbar ward, welches er zu dem

hohen
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0045" n="39"/>
dre benachbarte Edelleute, die zu ihren Pi&#x017F;to-<lb/>
len: macht euch fertig, &#x017F;agten, die&#x017F;er Juden<lb/>
und ihrer Pfeifenko&#x0364;pfe angenommen ha&#x0364;tten.<lb/>
Der arme Junge blieb al&#x017F;o der einzige Gegen-<lb/>
&#x017F;tand der Grau&#x017F;amkeit, die durch die&#x017F;en Vor-<lb/>
gang noch mehr vergro&#x0364;ßert ward. Der Un-<lb/>
glu&#x0364;ckliche &#x017F;olte verbu&#x0364;ßen, daß &#x017F;ich die Juden<lb/>
als Vindicanten und die zwey Edelleute als<lb/>
Sekundanten gemeldet hatten. Man konnte<lb/>
nicht begreifen, was Herr v. &#x2014; mit die&#x017F;em<lb/>
Arre&#x017F;t beab&#x017F;ichtigte; inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chien er zu glau-<lb/>
ben, daß &#x017F;ich einer von den I&#x017F;raeliten mel-<lb/>
den, und den armen Jungen lo&#x0364;&#x017F;en wu&#x0364;rde.<lb/>
Alles bedaurte den unglu&#x0364;cklichen Knaben.<lb/>
Chri&#x017F;t und Jude &#x017F;prach von des Edelmanns<lb/>
Grau&#x017F;amkeit. Der Chri&#x017F;t &#x017F;agt&#x2019; inde&#x017F;&#x017F;en, es<lb/>
i&#x017F;t ein Judenknabe, und der Jude, wer wirds<lb/>
mit dem vornehmen Chri&#x017F;ten anbinden. Die<lb/>
zwey Eigenthu&#x0364;mer der Pfeifenko&#x0364;pfe, welche<lb/>
dem Unglu&#x0364;cklichen die Commißionsgu&#x0364;ter an-<lb/>
vertrauet hatten, giengen auch wie der Prie-<lb/>
&#x017F;ter und Levite vorbey, und wu&#x0364;n&#x017F;chten &#x017F;ich,<lb/>
&#x017F;o oft an die Grau&#x017F;amkeit des Edelmanns ge-<lb/>
dacht wurde, Glu&#x0364;ck, daß &#x017F;ie ihre Pfeifenko&#x0364;-<lb/>
pfe in Sicherheit ha&#x0364;tten. Der grau&#x017F;ame<lb/>
Edelmann, dem das Brod und Wa&#x017F;&#x017F;er mit<lb/>
der Zeit zu ko&#x017F;tbar ward, welches er zu dem<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">hohen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0045] dre benachbarte Edelleute, die zu ihren Piſto- len: macht euch fertig, ſagten, dieſer Juden und ihrer Pfeifenkoͤpfe angenommen haͤtten. Der arme Junge blieb alſo der einzige Gegen- ſtand der Grauſamkeit, die durch dieſen Vor- gang noch mehr vergroͤßert ward. Der Un- gluͤckliche ſolte verbuͤßen, daß ſich die Juden als Vindicanten und die zwey Edelleute als Sekundanten gemeldet hatten. Man konnte nicht begreifen, was Herr v. — mit dieſem Arreſt beabſichtigte; indeſſen ſchien er zu glau- ben, daß ſich einer von den Iſraeliten mel- den, und den armen Jungen loͤſen wuͤrde. Alles bedaurte den ungluͤcklichen Knaben. Chriſt und Jude ſprach von des Edelmanns Grauſamkeit. Der Chriſt ſagt’ indeſſen, es iſt ein Judenknabe, und der Jude, wer wirds mit dem vornehmen Chriſten anbinden. Die zwey Eigenthuͤmer der Pfeifenkoͤpfe, welche dem Ungluͤcklichen die Commißionsguͤter an- vertrauet hatten, giengen auch wie der Prie- ſter und Levite vorbey, und wuͤnſchten ſich, ſo oft an die Grauſamkeit des Edelmanns ge- dacht wurde, Gluͤck, daß ſie ihre Pfeifenkoͤ- pfe in Sicherheit haͤtten. Der grauſame Edelmann, dem das Brod und Waſſer mit der Zeit zu koſtbar ward, welches er zu dem hohen C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/45
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/45>, abgerufen am 28.03.2024.