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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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sen wäre -- welches so ganz dreist heraus
zu behaupten, er ohnfehlbar außerhalb der
Jahreszeit hielt; da Herr v. E. so sehr gerü-
stet schien, sich an allem, was preußisch war,
zu vergreifen und ein Exempel zu statuiren.
Herr a nannte diese Zurückhaltung, um zu
zeigen, daß er durch das preußische Rückschrei-
ben nicht Kopfscheu geworden wäre, wie ei-
ne Katze um den heißen Brey gehn
. Er sa-
he den Herrn b steif und fest an, und man merk-
te, daß er seinen Einwand aus dem Grunde
widerlegen wollte. Schon recht, sagte Herr a,
allein Preußen hat noch keinen Präpositus,
Pastor, Arzt und Rechtsgelehrten, unter de-
nen ich einen guten Freund habe, den wir alle
kennen, gefordert: wir aber fordern Wilhel-
minen. -- Was das Fordern anbetrift, wolte
Herr b fortfahren, indessen schlug Herr a
vor, das Wiederholungsschreiben noch ein-
mal vorzulesen, und punktatim zu beprüfen.
Es ward als eine Zugabe festgesetzet, daß es
nach drey Wochen allererst abgelassen, und,
falls in dieser Zeit eine Definitivantwort aus
Preußen käme, nach Bewandniß derselben mit
diesem Entwurf verfahren werden sollte.

Diese Erzählung ist wieder ein Auszug aus
genau geführten Protokollen und den münd-

lichen

ſen waͤre — welches ſo ganz dreiſt heraus
zu behaupten, er ohnfehlbar außerhalb der
Jahreszeit hielt; da Herr v. E. ſo ſehr geruͤ-
ſtet ſchien, ſich an allem, was preußiſch war,
zu vergreifen und ein Exempel zu ſtatuiren.
Herr α nannte dieſe Zuruͤckhaltung, um zu
zeigen, daß er durch das preußiſche Ruͤckſchrei-
ben nicht Kopfſcheu geworden waͤre, wie ei-
ne Katze um den heißen Brey gehn
. Er ſa-
he den Herrn β ſteif und feſt an, und man merk-
te, daß er ſeinen Einwand aus dem Grunde
widerlegen wollte. Schon recht, ſagte Herr α,
allein Preußen hat noch keinen Praͤpoſitus,
Paſtor, Arzt und Rechtsgelehrten, unter de-
nen ich einen guten Freund habe, den wir alle
kennen, gefordert: wir aber fordern Wilhel-
minen. — Was das Fordern anbetrift, wolte
Herr β fortfahren, indeſſen ſchlug Herr α
vor, das Wiederholungsſchreiben noch ein-
mal vorzuleſen, und punktatim zu bepruͤfen.
Es ward als eine Zugabe feſtgeſetzet, daß es
nach drey Wochen allererſt abgelaſſen, und,
falls in dieſer Zeit eine Definitivantwort aus
Preußen kaͤme, nach Bewandniß derſelben mit
dieſem Entwurf verfahren werden ſollte.

Dieſe Erzaͤhlung iſt wieder ein Auszug aus
genau gefuͤhrten Protokollen und den muͤnd-

lichen
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[459/0469] ſen waͤre — welches ſo ganz dreiſt heraus zu behaupten, er ohnfehlbar außerhalb der Jahreszeit hielt; da Herr v. E. ſo ſehr geruͤ- ſtet ſchien, ſich an allem, was preußiſch war, zu vergreifen und ein Exempel zu ſtatuiren. Herr α nannte dieſe Zuruͤckhaltung, um zu zeigen, daß er durch das preußiſche Ruͤckſchrei- ben nicht Kopfſcheu geworden waͤre, wie ei- ne Katze um den heißen Brey gehn. Er ſa- he den Herrn β ſteif und feſt an, und man merk- te, daß er ſeinen Einwand aus dem Grunde widerlegen wollte. Schon recht, ſagte Herr α, allein Preußen hat noch keinen Praͤpoſitus, Paſtor, Arzt und Rechtsgelehrten, unter de- nen ich einen guten Freund habe, den wir alle kennen, gefordert: wir aber fordern Wilhel- minen. — Was das Fordern anbetrift, wolte Herr β fortfahren, indeſſen ſchlug Herr α vor, das Wiederholungsſchreiben noch ein- mal vorzuleſen, und punktatim zu bepruͤfen. Es ward als eine Zugabe feſtgeſetzet, daß es nach drey Wochen allererſt abgelaſſen, und, falls in dieſer Zeit eine Definitivantwort aus Preußen kaͤme, nach Bewandniß derſelben mit dieſem Entwurf verfahren werden ſollte. Dieſe Erzaͤhlung iſt wieder ein Auszug aus genau gefuͤhrten Protokollen und den muͤnd- lichen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/469>, abgerufen am 25.04.2024.