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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Ob sie nicht alle zehn Gebote Gottes über-
treten, und

ob, wenn noch mehr als zehn wären, sie
nicht auch die mehrere mit Füßen gestoßen?

Es giebt nur ein Laster, nur eine Tugend.
Einmal eins ist eins.

Das gegebene böse Exempel ist wie eine
Brandstiftung; wenn man auch gern die
Flamme hemmen wolte, kann man?

Donner und Blitz --

Vogel friß, oder stirb!

Nach diesen Vorbereitungsfragen:

Ihr stehet vor Gott und der Obrigkeit, die von
ihm geordnet ist, prüft euch, ob ihr mit dem
Vorsatz hergekommen, Gott die Ehre zu ge-
ben, und die reine ungeschminkte Wahrheit
zu bekennen? Ist es nicht euer Vorsatz ge-
wesen, sondern habt ihr geflissentlich Sünden
mit Sünden häufen wollen; so verstockt we-
nigstens auf dies Wort euer Felsenherz nicht.

Das wenigste, was ihr thun könnt, ist
Bekenntniß und eine geduldige Unterwerfung
in Rücksicht der zeitlichen Strafe, die gegen
die ewige leicht ist. Antwortet ohne Gleis-
nerey und Kunststück, aus dem innersten eu-
res Herzens, und so, wie ihr es einst vor
dem lezten strengen Richtstuhl Gottes zu ver-

ant-

Ob ſie nicht alle zehn Gebote Gottes uͤber-
treten, und

ob, wenn noch mehr als zehn waͤren, ſie
nicht auch die mehrere mit Fuͤßen geſtoßen?

Es giebt nur ein Laſter, nur eine Tugend.
Einmal eins iſt eins.

Das gegebene boͤſe Exempel iſt wie eine
Brandſtiftung; wenn man auch gern die
Flamme hemmen wolte, kann man?

Donner und Blitz —

Vogel friß, oder ſtirb!

Nach dieſen Vorbereitungsfragen:

Ihr ſtehet vor Gott und der Obrigkeit, die von
ihm geordnet iſt, pruͤft euch, ob ihr mit dem
Vorſatz hergekommen, Gott die Ehre zu ge-
ben, und die reine ungeſchminkte Wahrheit
zu bekennen? Iſt es nicht euer Vorſatz ge-
weſen, ſondern habt ihr gefliſſentlich Suͤnden
mit Suͤnden haͤufen wollen; ſo verſtockt we-
nigſtens auf dies Wort euer Felſenherz nicht.

Das wenigſte, was ihr thun koͤnnt, iſt
Bekenntniß und eine geduldige Unterwerfung
in Ruͤckſicht der zeitlichen Strafe, die gegen
die ewige leicht iſt. Antwortet ohne Gleis-
nerey und Kunſtſtuͤck, aus dem innerſten eu-
res Herzens, und ſo, wie ihr es einſt vor
dem lezten ſtrengen Richtſtuhl Gottes zu ver-

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[468/0478] Ob ſie nicht alle zehn Gebote Gottes uͤber- treten, und ob, wenn noch mehr als zehn waͤren, ſie nicht auch die mehrere mit Fuͤßen geſtoßen? Es giebt nur ein Laſter, nur eine Tugend. Einmal eins iſt eins. Das gegebene boͤſe Exempel iſt wie eine Brandſtiftung; wenn man auch gern die Flamme hemmen wolte, kann man? Donner und Blitz — Vogel friß, oder ſtirb! Nach dieſen Vorbereitungsfragen: Ihr ſtehet vor Gott und der Obrigkeit, die von ihm geordnet iſt, pruͤft euch, ob ihr mit dem Vorſatz hergekommen, Gott die Ehre zu ge- ben, und die reine ungeſchminkte Wahrheit zu bekennen? Iſt es nicht euer Vorſatz ge- weſen, ſondern habt ihr gefliſſentlich Suͤnden mit Suͤnden haͤufen wollen; ſo verſtockt we- nigſtens auf dies Wort euer Felſenherz nicht. Das wenigſte, was ihr thun koͤnnt, iſt Bekenntniß und eine geduldige Unterwerfung in Ruͤckſicht der zeitlichen Strafe, die gegen die ewige leicht iſt. Antwortet ohne Gleis- nerey und Kunſtſtuͤck, aus dem innerſten eu- res Herzens, und ſo, wie ihr es einſt vor dem lezten ſtrengen Richtſtuhl Gottes zu ver- ant-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/478>, abgerufen am 25.04.2024.