Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

lein es wolte nur, ich ließ es nicht dazu.
Ich stieß diesen Einfall mit allen Kräften fort
-- und bäumte mich so dagegen, daß ich
auch würklich nur kurz vor L -- mich davon
überzeugte. Wenn ich auf die Gegenständ'
acht gehabt, welche mein Lehrer abhandelte,
würd ich freylich nicht bis kurz vor L --
ungewiß geblieben seyn -- ich hatte, die
Wahrheit zu sagen, nicht das Herz, auf
diese Gegenstände acht zu haben. Es waren
alles Trostgründe unter fremden Namen; un-
ter ihrem eigenem taugen Trostgründ' ohne-
dem nichts. Sie müssen all' incognito kom-
men. -- Ich hatte nicht das Herz, den Fuhr-
mann eher, als kurz vor L -- nach Minen
zu fragen. Hundertmal wolt' ich, und hun-
dertmal konnt' ich nicht. Da grif ich Herz,
und der gute Fuhrmann, dem freylich ver-
boten war, mit der Thür ins Hauß zu stür-
zen, sagte mir eben alles, da er mir nichts
sagte, oder nichts sagen wolte. --

Gott! mehr konnt' ich nicht. Der Fuhr-
mann bot mir ein Glaß Wasser an, um die
Sache gut zu machen: allein ich hatt' es
nicht nöthig. -- Ists Betäubung, oder was
ist eine solche Stärke? --

Auf
K k 4

lein es wolte nur, ich ließ es nicht dazu.
Ich ſtieß dieſen Einfall mit allen Kraͤften fort
— und baͤumte mich ſo dagegen, daß ich
auch wuͤrklich nur kurz vor L — mich davon
uͤberzeugte. Wenn ich auf die Gegenſtaͤnd’
acht gehabt, welche mein Lehrer abhandelte,
wuͤrd ich freylich nicht bis kurz vor L —
ungewiß geblieben ſeyn — ich hatte, die
Wahrheit zu ſagen, nicht das Herz, auf
dieſe Gegenſtaͤnde acht zu haben. Es waren
alles Troſtgruͤnde unter fremden Namen; un-
ter ihrem eigenem taugen Troſtgruͤnd’ ohne-
dem nichts. Sie muͤſſen all’ incognito kom-
men. — Ich hatte nicht das Herz, den Fuhr-
mann eher, als kurz vor L — nach Minen
zu fragen. Hundertmal wolt’ ich, und hun-
dertmal konnt’ ich nicht. Da grif ich Herz,
und der gute Fuhrmann, dem freylich ver-
boten war, mit der Thuͤr ins Hauß zu ſtuͤr-
zen, ſagte mir eben alles, da er mir nichts
ſagte, oder nichts ſagen wolte. —

Gott! mehr konnt’ ich nicht. Der Fuhr-
mann bot mir ein Glaß Waſſer an, um die
Sache gut zu machen: allein ich hatt’ es
nicht noͤthig. — Iſts Betaͤubung, oder was
iſt eine ſolche Staͤrke? —

Auf
K k 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0529" n="519"/>
lein es wolte nur, ich ließ es nicht dazu.<lb/>
Ich &#x017F;tieß die&#x017F;en Einfall mit allen Kra&#x0364;ften fort<lb/>
&#x2014; und ba&#x0364;umte mich &#x017F;o dagegen, daß ich<lb/>
auch wu&#x0364;rklich nur kurz vor L &#x2014; mich davon<lb/>
u&#x0364;berzeugte. Wenn ich auf die Gegen&#x017F;ta&#x0364;nd&#x2019;<lb/>
acht gehabt, welche mein Lehrer abhandelte,<lb/>
wu&#x0364;rd ich freylich nicht bis kurz vor L &#x2014;<lb/>
ungewiß geblieben &#x017F;eyn &#x2014; ich hatte, die<lb/>
Wahrheit zu &#x017F;agen, nicht das Herz, auf<lb/>
die&#x017F;e Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde acht zu haben. Es waren<lb/>
alles Tro&#x017F;tgru&#x0364;nde unter fremden Namen; un-<lb/>
ter ihrem eigenem taugen Tro&#x017F;tgru&#x0364;nd&#x2019; ohne-<lb/>
dem nichts. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en all&#x2019; incognito kom-<lb/>
men. &#x2014; Ich hatte nicht das Herz, den Fuhr-<lb/>
mann eher, als kurz vor L &#x2014; nach Minen<lb/>
zu fragen. Hundertmal wolt&#x2019; ich, und hun-<lb/>
dertmal konnt&#x2019; ich nicht. Da grif ich Herz,<lb/>
und der gute Fuhrmann, dem freylich ver-<lb/>
boten war, mit der Thu&#x0364;r ins Hauß zu &#x017F;tu&#x0364;r-<lb/>
zen, &#x017F;agte mir eben alles, da er mir nichts<lb/>
&#x017F;agte, oder nichts &#x017F;agen wolte. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Gott! mehr konnt&#x2019; ich nicht. Der Fuhr-<lb/>
mann bot mir ein Glaß Wa&#x017F;&#x017F;er an, um die<lb/>
Sache gut zu machen: allein ich hatt&#x2019; es<lb/>
nicht no&#x0364;thig. &#x2014; I&#x017F;ts Beta&#x0364;ubung, oder was<lb/>
i&#x017F;t eine &#x017F;olche Sta&#x0364;rke? &#x2014;</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">K k 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[519/0529] lein es wolte nur, ich ließ es nicht dazu. Ich ſtieß dieſen Einfall mit allen Kraͤften fort — und baͤumte mich ſo dagegen, daß ich auch wuͤrklich nur kurz vor L — mich davon uͤberzeugte. Wenn ich auf die Gegenſtaͤnd’ acht gehabt, welche mein Lehrer abhandelte, wuͤrd ich freylich nicht bis kurz vor L — ungewiß geblieben ſeyn — ich hatte, die Wahrheit zu ſagen, nicht das Herz, auf dieſe Gegenſtaͤnde acht zu haben. Es waren alles Troſtgruͤnde unter fremden Namen; un- ter ihrem eigenem taugen Troſtgruͤnd’ ohne- dem nichts. Sie muͤſſen all’ incognito kom- men. — Ich hatte nicht das Herz, den Fuhr- mann eher, als kurz vor L — nach Minen zu fragen. Hundertmal wolt’ ich, und hun- dertmal konnt’ ich nicht. Da grif ich Herz, und der gute Fuhrmann, dem freylich ver- boten war, mit der Thuͤr ins Hauß zu ſtuͤr- zen, ſagte mir eben alles, da er mir nichts ſagte, oder nichts ſagen wolte. — Gott! mehr konnt’ ich nicht. Der Fuhr- mann bot mir ein Glaß Waſſer an, um die Sache gut zu machen: allein ich hatt’ es nicht noͤthig. — Iſts Betaͤubung, oder was iſt eine ſolche Staͤrke? — Auf K k 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/529
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/529>, abgerufen am 19.04.2024.