Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Allerheiligsten. Wahrlich die Zu-
kunft ist das Allerheiligste! Wer kann
das Triebwerk der Schöpfung leiten! Auf
Gott aber können wir uns verlassen!
--

Eine selige Empfindung! -- Der Meister
drückt seinem Werke seinen Namen ein, nicht
ohne Schaamröthe, wenn er ein ehrlicher Kerl
ist, und wenn er auf die kleineren Gelegenhei-
ten zurück denkt, die ihn zu dem Meisterstücke
brachten. Darum, und nicht aus Affektation,
sollten große Künstler auch ihren Namen nur
so hin -- werfen, und Gott die Ehre geben,
ihrem Obermeister ihre Arbeit weyhen und zu-
eignen. Wer gab ihnen Handwerkzeug und
Materie? Wer Zeit, Ort und Umstände?
Selbst das Formale gehört dem Obermeister.
Ists denn Wunder, wenn das Werk so sehr
über den Stand des Künstlers ist, daß es län-
ger lebt, wie er, und daß jedes eher darnach
greift, als nach ihm! Des Künstlers Verdienst
in dieser Welt ist ein Kunstgrif, ein Grif nach
gutem Stof zu seiner Arbeit, nach einem gu-
ten Reißbrett in der Werkstube Gottes, nach
guten Zeichnungen, die ihm die Natur dar-
reicht -- -- -- Doch! wo gerath' ich hin? Ich
solte mich begnügen zu sagen: Gesegnet ist der
Mann, der sich auf den Herrn verläßt!

Eben
M m 4

dem Allerheiligſten. Wahrlich die Zu-
kunft iſt das Allerheiligſte! Wer kann
das Triebwerk der Schoͤpfung leiten! Auf
Gott aber koͤnnen wir uns verlaſſen!

Eine ſelige Empfindung! — Der Meiſter
druͤckt ſeinem Werke ſeinen Namen ein, nicht
ohne Schaamroͤthe, wenn er ein ehrlicher Kerl
iſt, und wenn er auf die kleineren Gelegenhei-
ten zuruͤck denkt, die ihn zu dem Meiſterſtuͤcke
brachten. Darum, und nicht aus Affektation,
ſollten große Kuͤnſtler auch ihren Namen nur
ſo hin — werfen, und Gott die Ehre geben,
ihrem Obermeiſter ihre Arbeit weyhen und zu-
eignen. Wer gab ihnen Handwerkzeug und
Materie? Wer Zeit, Ort und Umſtaͤnde?
Selbſt das Formale gehoͤrt dem Obermeiſter.
Iſts denn Wunder, wenn das Werk ſo ſehr
uͤber den Stand des Kuͤnſtlers iſt, daß es laͤn-
ger lebt, wie er, und daß jedes eher darnach
greift, als nach ihm! Des Kuͤnſtlers Verdienſt
in dieſer Welt iſt ein Kunſtgrif, ein Grif nach
gutem Stof zu ſeiner Arbeit, nach einem gu-
ten Reißbrett in der Werkſtube Gottes, nach
guten Zeichnungen, die ihm die Natur dar-
reicht — — — Doch! wo gerath’ ich hin? Ich
ſolte mich begnuͤgen zu ſagen: Geſegnet iſt der
Mann, der ſich auf den Herrn verlaͤßt!

Eben
M m 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0563" n="551"/><hi rendition="#fr">dem Allerheilig&#x017F;ten. Wahrlich die Zu-<lb/>
kunft i&#x017F;t das Allerheilig&#x017F;te! Wer kann<lb/>
das Triebwerk der Scho&#x0364;pfung leiten! Auf<lb/>
Gott aber ko&#x0364;nnen wir uns verla&#x017F;&#x017F;en!</hi> &#x2014;</p><lb/>
          <p>Eine &#x017F;elige Empfindung! &#x2014; Der Mei&#x017F;ter<lb/>
dru&#x0364;ckt &#x017F;einem Werke &#x017F;einen Namen ein, nicht<lb/>
ohne Schaamro&#x0364;the, wenn er ein ehrlicher Kerl<lb/>
i&#x017F;t, und wenn er auf die kleineren Gelegenhei-<lb/>
ten zuru&#x0364;ck denkt, die ihn zu dem Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;cke<lb/>
brachten. Darum, und nicht aus Affektation,<lb/>
&#x017F;ollten große Ku&#x0364;n&#x017F;tler auch ihren Namen nur<lb/>
&#x017F;o hin &#x2014; werfen, und Gott die Ehre geben,<lb/>
ihrem Obermei&#x017F;ter ihre Arbeit weyhen und zu-<lb/>
eignen. Wer gab ihnen Handwerkzeug und<lb/>
Materie? Wer Zeit, Ort und Um&#x017F;ta&#x0364;nde?<lb/>
Selb&#x017F;t das Formale geho&#x0364;rt dem Obermei&#x017F;ter.<lb/>
I&#x017F;ts denn Wunder, wenn das Werk &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
u&#x0364;ber den Stand des Ku&#x0364;n&#x017F;tlers i&#x017F;t, daß es la&#x0364;n-<lb/>
ger lebt, wie er, und daß jedes eher darnach<lb/>
greift, als nach ihm! Des Ku&#x0364;n&#x017F;tlers Verdien&#x017F;t<lb/>
in die&#x017F;er Welt i&#x017F;t ein Kun&#x017F;tgrif, ein Grif nach<lb/>
gutem Stof zu &#x017F;einer Arbeit, nach einem gu-<lb/>
ten Reißbrett in der Werk&#x017F;tube Gottes, nach<lb/>
guten Zeichnungen, die ihm die Natur dar-<lb/>
reicht &#x2014; &#x2014; &#x2014; Doch! wo gerath&#x2019; ich hin? Ich<lb/>
&#x017F;olte mich begnu&#x0364;gen zu &#x017F;agen: Ge&#x017F;egnet i&#x017F;t der<lb/>
Mann, der &#x017F;ich auf den Herrn verla&#x0364;ßt!</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M m 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Eben</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[551/0563] dem Allerheiligſten. Wahrlich die Zu- kunft iſt das Allerheiligſte! Wer kann das Triebwerk der Schoͤpfung leiten! Auf Gott aber koͤnnen wir uns verlaſſen! — Eine ſelige Empfindung! — Der Meiſter druͤckt ſeinem Werke ſeinen Namen ein, nicht ohne Schaamroͤthe, wenn er ein ehrlicher Kerl iſt, und wenn er auf die kleineren Gelegenhei- ten zuruͤck denkt, die ihn zu dem Meiſterſtuͤcke brachten. Darum, und nicht aus Affektation, ſollten große Kuͤnſtler auch ihren Namen nur ſo hin — werfen, und Gott die Ehre geben, ihrem Obermeiſter ihre Arbeit weyhen und zu- eignen. Wer gab ihnen Handwerkzeug und Materie? Wer Zeit, Ort und Umſtaͤnde? Selbſt das Formale gehoͤrt dem Obermeiſter. Iſts denn Wunder, wenn das Werk ſo ſehr uͤber den Stand des Kuͤnſtlers iſt, daß es laͤn- ger lebt, wie er, und daß jedes eher darnach greift, als nach ihm! Des Kuͤnſtlers Verdienſt in dieſer Welt iſt ein Kunſtgrif, ein Grif nach gutem Stof zu ſeiner Arbeit, nach einem gu- ten Reißbrett in der Werkſtube Gottes, nach guten Zeichnungen, die ihm die Natur dar- reicht — — — Doch! wo gerath’ ich hin? Ich ſolte mich begnuͤgen zu ſagen: Geſegnet iſt der Mann, der ſich auf den Herrn verlaͤßt! Eben M m 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/563
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/563>, abgerufen am 23.04.2024.