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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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dieser argen, bösen bösen Welt herausschei-
den, wo man so gar Gottes Altar beym hell-
brennenden Licht bestiehlt! Lebt wohl, wenn
ich euch nicht mehr wieder sehen soll, gütige
Felder! Tragt siebenfältig und mehrfältig, so
vielfältig, als es eurem Eigenthümer nützlich
und selig ist! -- Gott vergelt' jedem die Aeh-
ren, die mir sein Acker verliehen hat! Lebt
wohl all' ihr mitleidigen Oerter, wo ich
mich ausruhete, wenn ich mich nicht mehr
bücken konnte, und du vor allen, gütigster
Ort, wo mir ein sanfter spannbreiter Bach
Kühlung gab, und in süßen Schlaf rauschte,
leb wohl! Da sah' ich, wie das neugierige
Feldblümchen, welches am Ufer blühete, sich
recht mühsam herüber bog, als wolt es das
Ohr ans kleine Welchen legen, und es be-
horchen. Da sah ich -- bis ich sanft ein-
schlief -- sanft. O so sanft komme mir auch
der Tod, so sanft! -- dann bin ich reicher,
als wenn mir all' diese Felder gehörten, und
der spannbreite Bach, den die neugierige Feld-
blume belauschte, und die mitleidigen Oerter,
wo ich mich so sanft ausruhete -- so sanft! --

Ende der Beilage A.

Daß

dieſer argen, boͤſen boͤſen Welt herausſchei-
den, wo man ſo gar Gottes Altar beym hell-
brennenden Licht beſtiehlt! Lebt wohl, wenn
ich euch nicht mehr wieder ſehen ſoll, guͤtige
Felder! Tragt ſiebenfaͤltig und mehrfaͤltig, ſo
vielfaͤltig, als es eurem Eigenthuͤmer nuͤtzlich
und ſelig iſt! — Gott vergelt’ jedem die Aeh-
ren, die mir ſein Acker verliehen hat! Lebt
wohl all’ ihr mitleidigen Oerter, wo ich
mich ausruhete, wenn ich mich nicht mehr
buͤcken konnte, und du vor allen, guͤtigſter
Ort, wo mir ein ſanfter ſpannbreiter Bach
Kuͤhlung gab, und in ſuͤßen Schlaf rauſchte,
leb wohl! Da ſah’ ich, wie das neugierige
Feldbluͤmchen, welches am Ufer bluͤhete, ſich
recht muͤhſam heruͤber bog, als wolt es das
Ohr ans kleine Welchen legen, und es be-
horchen. Da ſah ich — bis ich ſanft ein-
ſchlief — ſanft. O ſo ſanft komme mir auch
der Tod, ſo ſanft! — dann bin ich reicher,
als wenn mir all’ dieſe Felder gehoͤrten, und
der ſpannbreite Bach, den die neugierige Feld-
blume belauſchte, und die mitleidigen Oerter,
wo ich mich ſo ſanft ausruhete — ſo ſanft! —

Ende der Beilage A.

Daß
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[618/0630] dieſer argen, boͤſen boͤſen Welt herausſchei- den, wo man ſo gar Gottes Altar beym hell- brennenden Licht beſtiehlt! Lebt wohl, wenn ich euch nicht mehr wieder ſehen ſoll, guͤtige Felder! Tragt ſiebenfaͤltig und mehrfaͤltig, ſo vielfaͤltig, als es eurem Eigenthuͤmer nuͤtzlich und ſelig iſt! — Gott vergelt’ jedem die Aeh- ren, die mir ſein Acker verliehen hat! Lebt wohl all’ ihr mitleidigen Oerter, wo ich mich ausruhete, wenn ich mich nicht mehr buͤcken konnte, und du vor allen, guͤtigſter Ort, wo mir ein ſanfter ſpannbreiter Bach Kuͤhlung gab, und in ſuͤßen Schlaf rauſchte, leb wohl! Da ſah’ ich, wie das neugierige Feldbluͤmchen, welches am Ufer bluͤhete, ſich recht muͤhſam heruͤber bog, als wolt es das Ohr ans kleine Welchen legen, und es be- horchen. Da ſah ich — bis ich ſanft ein- ſchlief — ſanft. O ſo ſanft komme mir auch der Tod, ſo ſanft! — dann bin ich reicher, als wenn mir all’ dieſe Felder gehoͤrten, und der ſpannbreite Bach, den die neugierige Feld- blume belauſchte, und die mitleidigen Oerter, wo ich mich ſo ſanft ausruhete — ſo ſanft! — Ende der Beilage A. Daß

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/630>, abgerufen am 28.03.2024.