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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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sehen, ob er weiß, wo er zu Hause gehöret.
Da ich an diesen hofnungsvollen Jüngling
denke, werd' ich Mühe haben, die Mahlzeit
dieses Lebens unschmackhaft zu finden. --
Findet ihr nicht etwas ähnliches zwischen
ihm, und dem tiefgebeugten Curländer? Ich
glaub', am Ende sehen sich die Studenten
alle gleich, und doch!

Herzlich geliebte Nachbaren! wenn man
auch einen hofnungsvollen Jüngling zum
Sohn hat, der auf Pfingsten predigen wird,
isis doch ein elend jämmerlich Ding um al-
ler Menschen Leben. Auch die Vornehmen
haben nicht alle Tage Rebhüner. Ich aß
ehegestern ein halbes beym gnädigen Herrn
v -- auf dem Gebetsverhör; allein, unter
uns gesagt, es war ein wenig alt! So isis
mit dem Leben, wenn auch Rebhüner aufge-
tragen werden! Wer eine Wittwe mit Geld
heyrathet, ißt ein altes Rebhuhn, und wer
zu Ehren kommt, ißt ein altes Rebhuhn, und
gesetzt, die Rebhüner sind frisch, und gesetzt,
sie wären auch ein Alltagsgericht; was hilfts?
Die Kinder Israel wurden des Manna über-
drüßig, wie es Leute giebt, die des preußi-
schen Mannas, der Schwadegrütze, müde
werden können. Das Manna, es sey das

Israel

ſehen, ob er weiß, wo er zu Hauſe gehoͤret.
Da ich an dieſen hofnungsvollen Juͤngling
denke, werd’ ich Muͤhe haben, die Mahlzeit
dieſes Lebens unſchmackhaft zu finden. —
Findet ihr nicht etwas aͤhnliches zwiſchen
ihm, und dem tiefgebeugten Curlaͤnder? Ich
glaub’, am Ende ſehen ſich die Studenten
alle gleich, und doch!

Herzlich geliebte Nachbaren! wenn man
auch einen hofnungsvollen Juͤngling zum
Sohn hat, der auf Pfingſten predigen wird,
iſis doch ein elend jaͤmmerlich Ding um al-
ler Menſchen Leben. Auch die Vornehmen
haben nicht alle Tage Rebhuͤner. Ich aß
ehegeſtern ein halbes beym gnaͤdigen Herrn
v — auf dem Gebetsverhoͤr; allein, unter
uns geſagt, es war ein wenig alt! So iſis
mit dem Leben, wenn auch Rebhuͤner aufge-
tragen werden! Wer eine Wittwe mit Geld
heyrathet, ißt ein altes Rebhuhn, und wer
zu Ehren kommt, ißt ein altes Rebhuhn, und
geſetzt, die Rebhuͤner ſind friſch, und geſetzt,
ſie waͤren auch ein Alltagsgericht; was hilfts?
Die Kinder Iſrael wurden des Manna uͤber-
druͤßig, wie es Leute giebt, die des preußi-
ſchen Mannas, der Schwadegruͤtze, muͤde
werden koͤnnen. Das Manna, es ſey das

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[653/0667] ſehen, ob er weiß, wo er zu Hauſe gehoͤret. Da ich an dieſen hofnungsvollen Juͤngling denke, werd’ ich Muͤhe haben, die Mahlzeit dieſes Lebens unſchmackhaft zu finden. — Findet ihr nicht etwas aͤhnliches zwiſchen ihm, und dem tiefgebeugten Curlaͤnder? Ich glaub’, am Ende ſehen ſich die Studenten alle gleich, und doch! Herzlich geliebte Nachbaren! wenn man auch einen hofnungsvollen Juͤngling zum Sohn hat, der auf Pfingſten predigen wird, iſis doch ein elend jaͤmmerlich Ding um al- ler Menſchen Leben. Auch die Vornehmen haben nicht alle Tage Rebhuͤner. Ich aß ehegeſtern ein halbes beym gnaͤdigen Herrn v — auf dem Gebetsverhoͤr; allein, unter uns geſagt, es war ein wenig alt! So iſis mit dem Leben, wenn auch Rebhuͤner aufge- tragen werden! Wer eine Wittwe mit Geld heyrathet, ißt ein altes Rebhuhn, und wer zu Ehren kommt, ißt ein altes Rebhuhn, und geſetzt, die Rebhuͤner ſind friſch, und geſetzt, ſie waͤren auch ein Alltagsgericht; was hilfts? Die Kinder Iſrael wurden des Manna uͤber- druͤßig, wie es Leute giebt, die des preußi- ſchen Mannas, der Schwadegruͤtze, muͤde werden koͤnnen. Das Manna, es ſey das Iſrael

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/667>, abgerufen am 24.04.2024.