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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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der Fahne seyn; da du aber kein Freund
von Hunden bist --
Ich. Bruder! die Wissenschaften lieben
Stille, in ein weiches Herz ziehen sie ein,
und machen Wohnung daselbst. Wald-
hörner sind nicht ihr Instrument. Ich soll
dein Pastor werden. Du, und nicht der
Wacker, sondern der letzte deiner Bauren,
sind gleich vor Gott und -- -- --

Da sah man uns kommen. Ich ward,
weil ich leer kam, ausgelacht; über Tafel
aber, da die Frau v. W. die Geschicht' ihrer
Tochter erzählte, bestand Herr v. G. der
jüngere schlechter, als ich. Herr v. G. be-
schämte seinen Sohn. Wer wird seine
Braut um einen elenden Haasen überlaßen,
die Erstgeburt um ein Linsengericht? So
seyd ihr Jäger alle. Ich bin auch ein Jä-
ger, das weißt du, aber --. Frau v. G.
entschuldigt' ihren Sohn, ich weiß nicht
mehr womit? Frau v. W. dankte mir herz-
lich, und ihr Gemahl schalt aus Höflichkeit
auf seine Tochter, um dem jungen Herrn
v. G. Genugthuung zu verschaffen. Mei-
netwegen war er in erschrecklicher Verlegen-
heit: denn so sehr dieser Vorfall zu einem
neuen Feste Anlaß zu geben schien; so blieb

es
der Fahne ſeyn; da du aber kein Freund
von Hunden biſt —
Ich. Bruder! die Wiſſenſchaften lieben
Stille, in ein weiches Herz ziehen ſie ein,
und machen Wohnung daſelbſt. Wald-
hoͤrner ſind nicht ihr Inſtrument. Ich ſoll
dein Paſtor werden. Du, und nicht der
Wacker, ſondern der letzte deiner Bauren,
ſind gleich vor Gott und — — —

Da ſah man uns kommen. Ich ward,
weil ich leer kam, ausgelacht; uͤber Tafel
aber, da die Frau v. W. die Geſchicht’ ihrer
Tochter erzaͤhlte, beſtand Herr v. G. der
juͤngere ſchlechter, als ich. Herr v. G. be-
ſchaͤmte ſeinen Sohn. Wer wird ſeine
Braut um einen elenden Haaſen uͤberlaßen,
die Erſtgeburt um ein Linſengericht? So
ſeyd ihr Jaͤger alle. Ich bin auch ein Jaͤ-
ger, das weißt du, aber —. Frau v. G.
entſchuldigt’ ihren Sohn, ich weiß nicht
mehr womit? Frau v. W. dankte mir herz-
lich, und ihr Gemahl ſchalt aus Hoͤflichkeit
auf ſeine Tochter, um dem jungen Herrn
v. G. Genugthuung zu verſchaffen. Mei-
netwegen war er in erſchrecklicher Verlegen-
heit: denn ſo ſehr dieſer Vorfall zu einem
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[64/0070] der Fahne ſeyn; da du aber kein Freund von Hunden biſt — Ich. Bruder! die Wiſſenſchaften lieben Stille, in ein weiches Herz ziehen ſie ein, und machen Wohnung daſelbſt. Wald- hoͤrner ſind nicht ihr Inſtrument. Ich ſoll dein Paſtor werden. Du, und nicht der Wacker, ſondern der letzte deiner Bauren, ſind gleich vor Gott und — — — Da ſah man uns kommen. Ich ward, weil ich leer kam, ausgelacht; uͤber Tafel aber, da die Frau v. W. die Geſchicht’ ihrer Tochter erzaͤhlte, beſtand Herr v. G. der juͤngere ſchlechter, als ich. Herr v. G. be- ſchaͤmte ſeinen Sohn. Wer wird ſeine Braut um einen elenden Haaſen uͤberlaßen, die Erſtgeburt um ein Linſengericht? So ſeyd ihr Jaͤger alle. Ich bin auch ein Jaͤ- ger, das weißt du, aber —. Frau v. G. entſchuldigt’ ihren Sohn, ich weiß nicht mehr womit? Frau v. W. dankte mir herz- lich, und ihr Gemahl ſchalt aus Hoͤflichkeit auf ſeine Tochter, um dem jungen Herrn v. G. Genugthuung zu verſchaffen. Mei- netwegen war er in erſchrecklicher Verlegen- heit: denn ſo ſehr dieſer Vorfall zu einem neuen Feſte Anlaß zu geben ſchien; ſo blieb es

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/70>, abgerufen am 23.04.2024.