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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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ausreden zu laßen, hinzu, das kommt vom
Aderlassen heraus! Man solte nicht Leute
an den Hals laßen, die Blut sehen können,
als sähen sie süße Milch. --)

Der Mörder hätte bekannt, daß er mit
Mordgedanken zum -- gegangen. Alle Um-
stände bestätigten diese Aussage. Der erste
Strich war in seiner Seele Mord. Warum
vollbracht' er ihn erst beym lezten? -- Nota
bene. Er fand den -- allein, und so blie-
ben sie auch -- die That kam nach vier
Stunden erst aus. --

Ich weiß nicht, sagte meine Mutter im
ersten Bande und dessen zweyhundert und sie-
benzigsten Seite, ich weiß nicht, gegen das
gemeinste Volk hab' ich, bis ich bekannt bin,
rückhaltende Achtung; ich glaube, das macht
das Bild Gottes. Wenn meine Leser den
ersten Band nicht bey der Hand haben; so
war es bey Gelegenheit der Blutreinigung,
deretwegen meine Grosmutter mütterlicher
Seits das alte Gesinde behielt, welcher blu-
tigen Meynung meine liebe Mutter, in Rück-
sicht der Königlichen Frau Mutter Babbe,
beytrat.

So ohngefehr beantwortete mein Vater
seine General- und Specialfrage: denn ich

muß

ausreden zu laßen, hinzu, das kommt vom
Aderlaſſen heraus! Man ſolte nicht Leute
an den Hals laßen, die Blut ſehen koͤnnen,
als ſaͤhen ſie ſuͤße Milch. —)

Der Moͤrder haͤtte bekannt, daß er mit
Mordgedanken zum — gegangen. Alle Um-
ſtaͤnde beſtaͤtigten dieſe Ausſage. Der erſte
Strich war in ſeiner Seele Mord. Warum
vollbracht’ er ihn erſt beym lezten? — Nota
bene. Er fand den — allein, und ſo blie-
ben ſie auch — die That kam nach vier
Stunden erſt aus. —

Ich weiß nicht, ſagte meine Mutter im
erſten Bande und deſſen zweyhundert und ſie-
benzigſten Seite, ich weiß nicht, gegen das
gemeinſte Volk hab’ ich, bis ich bekannt bin,
ruͤckhaltende Achtung; ich glaube, das macht
das Bild Gottes. Wenn meine Leſer den
erſten Band nicht bey der Hand haben; ſo
war es bey Gelegenheit der Blutreinigung,
deretwegen meine Grosmutter muͤtterlicher
Seits das alte Geſinde behielt, welcher blu-
tigen Meynung meine liebe Mutter, in Ruͤck-
ſicht der Koͤniglichen Frau Mutter Babbe,
beytrat.

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[75/0081] ausreden zu laßen, hinzu, das kommt vom Aderlaſſen heraus! Man ſolte nicht Leute an den Hals laßen, die Blut ſehen koͤnnen, als ſaͤhen ſie ſuͤße Milch. —) Der Moͤrder haͤtte bekannt, daß er mit Mordgedanken zum — gegangen. Alle Um- ſtaͤnde beſtaͤtigten dieſe Ausſage. Der erſte Strich war in ſeiner Seele Mord. Warum vollbracht’ er ihn erſt beym lezten? — Nota bene. Er fand den — allein, und ſo blie- ben ſie auch — die That kam nach vier Stunden erſt aus. — Ich weiß nicht, ſagte meine Mutter im erſten Bande und deſſen zweyhundert und ſie- benzigſten Seite, ich weiß nicht, gegen das gemeinſte Volk hab’ ich, bis ich bekannt bin, ruͤckhaltende Achtung; ich glaube, das macht das Bild Gottes. Wenn meine Leſer den erſten Band nicht bey der Hand haben; ſo war es bey Gelegenheit der Blutreinigung, deretwegen meine Grosmutter muͤtterlicher Seits das alte Geſinde behielt, welcher blu- tigen Meynung meine liebe Mutter, in Ruͤck- ſicht der Koͤniglichen Frau Mutter Babbe, beytrat. So ohngefehr beantwortete mein Vater ſeine General- und Specialfrage: denn ich muß

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/81>, abgerufen am 28.03.2024.