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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Obgleich wir ein Trauerfest hatten, und
der Herr v. W., sein Waffenträger, und
Herr v. G. sehr höflich gegen einander wa-
ren, welches gemeinhin bey Trauerfesten zu
seyn pflegt; so konnte doch Herr v. G. nicht
umhin, wiewohl ohne ihnen diese Saladiere
anzubieten, gelegentlich anzumerken, daß
derjenige, der nicht bezahlen könnte, sehr
höflich wäre, welches gestern mit alten Män-
nern, wenn sie junge Weiber zur Ehe hät-
ten, bewiesen sey.

Wie denn Herr v. G. sich wider alle Ge-
burtstags Glückwünsche erklärte. -- Wer
wird, sagt er, gratuliren, daß man schwä-
cher geworden? Zum Geburtstage muß
man nur bis zum dreyßigsten, und da in
der Weichlichkeit der Jünger immer stärker,
als der Meister ist, nach unserm Weltlauf
bis zum fünf und zwanzigsten, ein und zwan-
zigsten, und wohl neunzehnten Lebensjahre
Glück wünschen -- es wäre denn, daß
man auf die andere Welt Rücksicht nehmen
wolte, nach der aber in gesunden Tagen
wenig Nachfrag' ist. --

Noch eins! Mein Vater hätte gesagt,
sagte Herr v. G., wer einen Brief schreibt,

muß
Zweiter Th. F

Obgleich wir ein Trauerfeſt hatten, und
der Herr v. W., ſein Waffentraͤger, und
Herr v. G. ſehr hoͤflich gegen einander wa-
ren, welches gemeinhin bey Trauerfeſten zu
ſeyn pflegt; ſo konnte doch Herr v. G. nicht
umhin, wiewohl ohne ihnen dieſe Saladiere
anzubieten, gelegentlich anzumerken, daß
derjenige, der nicht bezahlen koͤnnte, ſehr
hoͤflich waͤre, welches geſtern mit alten Maͤn-
nern, wenn ſie junge Weiber zur Ehe haͤt-
ten, bewieſen ſey.

Wie denn Herr v. G. ſich wider alle Ge-
burtstags Gluͤckwuͤnſche erklaͤrte. — Wer
wird, ſagt er, gratuliren, daß man ſchwaͤ-
cher geworden? Zum Geburtstage muß
man nur bis zum dreyßigſten, und da in
der Weichlichkeit der Juͤnger immer ſtaͤrker,
als der Meiſter iſt, nach unſerm Weltlauf
bis zum fuͤnf und zwanzigſten, ein und zwan-
zigſten, und wohl neunzehnten Lebensjahre
Gluͤck wuͤnſchen — es waͤre denn, daß
man auf die andere Welt Ruͤckſicht nehmen
wolte, nach der aber in geſunden Tagen
wenig Nachfrag’ iſt. —

Noch eins! Mein Vater haͤtte geſagt,
ſagte Herr v. G., wer einen Brief ſchreibt,

muß
Zweiter Th. F
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[81/0087] Obgleich wir ein Trauerfeſt hatten, und der Herr v. W., ſein Waffentraͤger, und Herr v. G. ſehr hoͤflich gegen einander wa- ren, welches gemeinhin bey Trauerfeſten zu ſeyn pflegt; ſo konnte doch Herr v. G. nicht umhin, wiewohl ohne ihnen dieſe Saladiere anzubieten, gelegentlich anzumerken, daß derjenige, der nicht bezahlen koͤnnte, ſehr hoͤflich waͤre, welches geſtern mit alten Maͤn- nern, wenn ſie junge Weiber zur Ehe haͤt- ten, bewieſen ſey. Wie denn Herr v. G. ſich wider alle Ge- burtstags Gluͤckwuͤnſche erklaͤrte. — Wer wird, ſagt er, gratuliren, daß man ſchwaͤ- cher geworden? Zum Geburtstage muß man nur bis zum dreyßigſten, und da in der Weichlichkeit der Juͤnger immer ſtaͤrker, als der Meiſter iſt, nach unſerm Weltlauf bis zum fuͤnf und zwanzigſten, ein und zwan- zigſten, und wohl neunzehnten Lebensjahre Gluͤck wuͤnſchen — es waͤre denn, daß man auf die andere Welt Ruͤckſicht nehmen wolte, nach der aber in geſunden Tagen wenig Nachfrag’ iſt. — Noch eins! Mein Vater haͤtte geſagt, ſagte Herr v. G., wer einen Brief ſchreibt, muß Zweiter Th. F

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/87>, abgerufen am 24.04.2024.