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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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Erster Abschnitt. Aussicht in die Gärten
reifen, außerordentlich schön sind. Um das Schwelgerische dieser Scenen noch
mehr zu erhöhen, pflanzen sie neben den Bäumen verschiedene Weinstöcke mit Trau-
ben von allerley Farben, deren Reben die Stämme hinauf kriechen, und von einem
Baume zum andern in Festons herabhängen. In alle ihre offene Haine setzen sie
junge Brut von Fasanen, Rebhünern, Pfauen, welschen Hünern und allen Arten
schöner zahmer Geflügel, die zu gewissen Zeiten des Tages zusammenkommen, um
gefüttert zu werden. --

[Abbildung]
2.)
Gründe gegen die Wirklichkeit der chinesischen Gärten, wie sie
Chambers beschreibt.

Als ich zuerst diese Beschreibung der chinesischen Gärten las, gieng es mir,
wie vermuthlich manchem andern Leser mehr. Ich fand darin wahre und hohe
Schönheiten der Natur, nur das davon abgerechnet, was zu den Ausschweifungen
des morgenländischen Geschmacks gehört, das Uebertriebene und Spitzfündige,

wovon

Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten
reifen, außerordentlich ſchoͤn ſind. Um das Schwelgeriſche dieſer Scenen noch
mehr zu erhoͤhen, pflanzen ſie neben den Baͤumen verſchiedene Weinſtoͤcke mit Trau-
ben von allerley Farben, deren Reben die Staͤmme hinauf kriechen, und von einem
Baume zum andern in Feſtons herabhaͤngen. In alle ihre offene Haine ſetzen ſie
junge Brut von Faſanen, Rebhuͤnern, Pfauen, welſchen Huͤnern und allen Arten
ſchoͤner zahmer Gefluͤgel, die zu gewiſſen Zeiten des Tages zuſammenkommen, um
gefuͤttert zu werden. —

[Abbildung]
2.)
Gruͤnde gegen die Wirklichkeit der chineſiſchen Gaͤrten, wie ſie
Chambers beſchreibt.

Als ich zuerſt dieſe Beſchreibung der chineſiſchen Gaͤrten las, gieng es mir,
wie vermuthlich manchem andern Leſer mehr. Ich fand darin wahre und hohe
Schoͤnheiten der Natur, nur das davon abgerechnet, was zu den Ausſchweifungen
des morgenlaͤndiſchen Geſchmacks gehoͤrt, das Uebertriebene und Spitzfuͤndige,

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[94/0108] Erſter Abſchnitt. Ausſicht in die Gaͤrten reifen, außerordentlich ſchoͤn ſind. Um das Schwelgeriſche dieſer Scenen noch mehr zu erhoͤhen, pflanzen ſie neben den Baͤumen verſchiedene Weinſtoͤcke mit Trau- ben von allerley Farben, deren Reben die Staͤmme hinauf kriechen, und von einem Baume zum andern in Feſtons herabhaͤngen. In alle ihre offene Haine ſetzen ſie junge Brut von Faſanen, Rebhuͤnern, Pfauen, welſchen Huͤnern und allen Arten ſchoͤner zahmer Gefluͤgel, die zu gewiſſen Zeiten des Tages zuſammenkommen, um gefuͤttert zu werden. — [Abbildung] 2.) Gruͤnde gegen die Wirklichkeit der chineſiſchen Gaͤrten, wie ſie Chambers beſchreibt. Als ich zuerſt dieſe Beſchreibung der chineſiſchen Gaͤrten las, gieng es mir, wie vermuthlich manchem andern Leſer mehr. Ich fand darin wahre und hohe Schoͤnheiten der Natur, nur das davon abgerechnet, was zu den Ausſchweifungen des morgenlaͤndiſchen Geſchmacks gehoͤrt, das Uebertriebene und Spitzfuͤndige, wovon

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/108>, abgerufen am 19.04.2024.