Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

der Alten und der Neuen.
Schönheiten, wovon man träumt, aber viel Dürftigkeit und geschmacklose Einfalt
herrscht, und die näher betrachtet weder etwas zu bewundern, noch zu verwundern
geben.

[Abbildung]
9.
Verschiedene Gärten und Lustplätze in andern entfernten
Weltgegenden.

Die Gärten der Türken scheinen nicht zu verdienen, daß wir sie ganz überse-
hen, so wenig Ansprüche sie auch auf den Ruhm einer besondern Schönheit haben.
Die Annehmlichkeiten des Canals bey Constantinopel sind den Muselmännern so
reizend, daß sie alle ihre Lusthäuser an seinen Ufern bauen, und also zugleich die schön-
sten Aussichten in Europa und Asien haben. Einige Meilen von Adrianopel be-
steht das ganze Land aus Gärten, und die Ufer der Flüsse sind mit Reihen von Frucht-
bäumen besetzt, unter welchen die angesehensten Türken sich jeden Abend belustigen;
zwar nicht mit Spazieren, das sie nicht lieben; sondern kleine Gesellschaften wählen

sich

der Alten und der Neuen.
Schoͤnheiten, wovon man traͤumt, aber viel Duͤrftigkeit und geſchmackloſe Einfalt
herrſcht, und die naͤher betrachtet weder etwas zu bewundern, noch zu verwundern
geben.

[Abbildung]
9.
Verſchiedene Gaͤrten und Luſtplaͤtze in andern entfernten
Weltgegenden.

Die Gaͤrten der Tuͤrken ſcheinen nicht zu verdienen, daß wir ſie ganz uͤberſe-
hen, ſo wenig Anſpruͤche ſie auch auf den Ruhm einer beſondern Schoͤnheit haben.
Die Annehmlichkeiten des Canals bey Conſtantinopel ſind den Muſelmaͤnnern ſo
reizend, daß ſie alle ihre Luſthaͤuſer an ſeinen Ufern bauen, und alſo zugleich die ſchoͤn-
ſten Ausſichten in Europa und Aſien haben. Einige Meilen von Adrianopel be-
ſteht das ganze Land aus Gaͤrten, und die Ufer der Fluͤſſe ſind mit Reihen von Frucht-
baͤumen beſetzt, unter welchen die angeſehenſten Tuͤrken ſich jeden Abend beluſtigen;
zwar nicht mit Spazieren, das ſie nicht lieben; ſondern kleine Geſellſchaften waͤhlen

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <p><pb facs="#f0117" n="103"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Alten und der Neuen.</hi></fw><lb/>
Scho&#x0364;nheiten, wovon man tra&#x0364;umt, aber viel Du&#x0364;rftigkeit und ge&#x017F;chmacklo&#x017F;e Einfalt<lb/>
herr&#x017F;cht, und die na&#x0364;her betrachtet weder etwas zu bewundern, noch zu verwundern<lb/>
geben.</p><lb/>
              <figure/>
            </div>
          </div>
          <div n="4">
            <head> <hi rendition="#b">9.<lb/>
Ver&#x017F;chiedene Ga&#x0364;rten und Lu&#x017F;tpla&#x0364;tze in andern entfernten<lb/>
Weltgegenden.</hi> </head><lb/>
            <p>Die Ga&#x0364;rten der <hi rendition="#fr">Tu&#x0364;rken</hi> &#x017F;cheinen nicht zu verdienen, daß wir &#x017F;ie ganz u&#x0364;ber&#x017F;e-<lb/>
hen, &#x017F;o wenig An&#x017F;pru&#x0364;che &#x017F;ie auch auf den Ruhm einer be&#x017F;ondern Scho&#x0364;nheit haben.<lb/>
Die Annehmlichkeiten des Canals bey <hi rendition="#fr">Con&#x017F;tantinopel</hi> &#x017F;ind den Mu&#x017F;elma&#x0364;nnern &#x017F;o<lb/>
reizend, daß &#x017F;ie alle ihre Lu&#x017F;tha&#x0364;u&#x017F;er an &#x017F;einen Ufern bauen, und al&#x017F;o zugleich die &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten Aus&#x017F;ichten in <hi rendition="#fr">Europa</hi> und <hi rendition="#fr">A&#x017F;ien</hi> haben. Einige Meilen von <hi rendition="#fr">Adrianopel</hi> be-<lb/>
&#x017F;teht das ganze Land aus Ga&#x0364;rten, und die Ufer der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind mit Reihen von Frucht-<lb/>
ba&#x0364;umen be&#x017F;etzt, unter welchen die ange&#x017F;ehen&#x017F;ten <hi rendition="#fr">Tu&#x0364;rken</hi> &#x017F;ich jeden Abend belu&#x017F;tigen;<lb/>
zwar nicht mit Spazieren, das &#x017F;ie nicht lieben; &#x017F;ondern kleine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften wa&#x0364;hlen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0117] der Alten und der Neuen. Schoͤnheiten, wovon man traͤumt, aber viel Duͤrftigkeit und geſchmackloſe Einfalt herrſcht, und die naͤher betrachtet weder etwas zu bewundern, noch zu verwundern geben. [Abbildung] 9. Verſchiedene Gaͤrten und Luſtplaͤtze in andern entfernten Weltgegenden. Die Gaͤrten der Tuͤrken ſcheinen nicht zu verdienen, daß wir ſie ganz uͤberſe- hen, ſo wenig Anſpruͤche ſie auch auf den Ruhm einer beſondern Schoͤnheit haben. Die Annehmlichkeiten des Canals bey Conſtantinopel ſind den Muſelmaͤnnern ſo reizend, daß ſie alle ihre Luſthaͤuſer an ſeinen Ufern bauen, und alſo zugleich die ſchoͤn- ſten Ausſichten in Europa und Aſien haben. Einige Meilen von Adrianopel be- ſteht das ganze Land aus Gaͤrten, und die Ufer der Fluͤſſe ſind mit Reihen von Frucht- baͤumen beſetzt, unter welchen die angeſehenſten Tuͤrken ſich jeden Abend beluſtigen; zwar nicht mit Spazieren, das ſie nicht lieben; ſondern kleine Geſellſchaften waͤhlen ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/117
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/117>, abgerufen am 28.03.2024.