Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyter Abschnitt.
allmähligen Fortschreitung, nach dunkeln Zwischenräumen, in welchen die Seele sich
mit dem Nachgenuß erfreut, und noch keine neue Scene wieder erwartet, hervorbre-
chen lassen, hier in freyer, dort in verschleyerter Schönheit, mit allem Reiz der Ab-
wechselung und mit der vollen Stärke der Ueberraschung. Er soll dadurch in der
Seele eine Folge von Ruhe und Bewegung, von angenehmen, bald sanftern, bald lebhaf-
tern Empfindungen, von Behagung, von Freude, von Entzückung, von Bewunderung,
von Erstaunen, hervorbringen. Nach diesen Bemerkungen wird man einsehen, daß das
Aushauen der Gehölze nicht blos eine Händearbeit gemeiner Gartenknechte ist; und
daß selbst ein Mann von Geschmack, der die Anordnung macht, lange überlegt, und
sich in die Charaktere der Landschaft und ihre Wirkungen auf die menschliche Seele
hineingedacht haben muß.

[Abbildung]
6.
Gebüsch.

Gebüsch ist nach unsrer Eintheilung die erste Art von Zusammensetzung von
Sträuchern, die einzeln von geringer Wirkung sind, wie schon oben bemerkt worden.
Allein durch Verbindung werden sie wichtiger. Sie können zwar zur Verzierung ein-
zelne Bäume, die zerstreut unter ihnen erscheinen, zulassen, ohne daß dadurch ihr
Charakter merklich verändert wird. Indessen macht doch die Zusammensetzung der
Sträucher den wesentlichen Theil bey Gebüschen aus.

Bey

Zweyter Abſchnitt.
allmaͤhligen Fortſchreitung, nach dunkeln Zwiſchenraͤumen, in welchen die Seele ſich
mit dem Nachgenuß erfreut, und noch keine neue Scene wieder erwartet, hervorbre-
chen laſſen, hier in freyer, dort in verſchleyerter Schoͤnheit, mit allem Reiz der Ab-
wechſelung und mit der vollen Staͤrke der Ueberraſchung. Er ſoll dadurch in der
Seele eine Folge von Ruhe und Bewegung, von angenehmen, bald ſanftern, bald lebhaf-
tern Empfindungen, von Behagung, von Freude, von Entzuͤckung, von Bewunderung,
von Erſtaunen, hervorbringen. Nach dieſen Bemerkungen wird man einſehen, daß das
Aushauen der Gehoͤlze nicht blos eine Haͤndearbeit gemeiner Gartenknechte iſt; und
daß ſelbſt ein Mann von Geſchmack, der die Anordnung macht, lange uͤberlegt, und
ſich in die Charaktere der Landſchaft und ihre Wirkungen auf die menſchliche Seele
hineingedacht haben muß.

[Abbildung]
6.
Gebuͤſch.

Gebuͤſch iſt nach unſrer Eintheilung die erſte Art von Zuſammenſetzung von
Straͤuchern, die einzeln von geringer Wirkung ſind, wie ſchon oben bemerkt worden.
Allein durch Verbindung werden ſie wichtiger. Sie koͤnnen zwar zur Verzierung ein-
zelne Baͤume, die zerſtreut unter ihnen erſcheinen, zulaſſen, ohne daß dadurch ihr
Charakter merklich veraͤndert wird. Indeſſen macht doch die Zuſammenſetzung der
Straͤucher den weſentlichen Theil bey Gebuͤſchen aus.

Bey
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <p><pb facs="#f0050" n="46"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweyter Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
allma&#x0364;hligen Fort&#x017F;chreitung, nach dunkeln Zwi&#x017F;chenra&#x0364;umen, in welchen die Seele &#x017F;ich<lb/>
mit dem Nachgenuß erfreut, und noch keine neue Scene wieder erwartet, hervorbre-<lb/>
chen la&#x017F;&#x017F;en, hier in freyer, dort in ver&#x017F;chleyerter Scho&#x0364;nheit, mit allem Reiz der Ab-<lb/>
wech&#x017F;elung und mit der vollen Sta&#x0364;rke der Ueberra&#x017F;chung. Er &#x017F;oll dadurch in der<lb/>
Seele eine Folge von Ruhe und Bewegung, von angenehmen, bald &#x017F;anftern, bald lebhaf-<lb/>
tern Empfindungen, von Behagung, von Freude, von Entzu&#x0364;ckung, von Bewunderung,<lb/>
von Er&#x017F;taunen, hervorbringen. Nach die&#x017F;en Bemerkungen wird man ein&#x017F;ehen, daß das<lb/>
Aushauen der Geho&#x0364;lze nicht blos eine Ha&#x0364;ndearbeit gemeiner Gartenknechte i&#x017F;t; und<lb/>
daß &#x017F;elb&#x017F;t ein Mann von Ge&#x017F;chmack, der die Anordnung macht, lange u&#x0364;berlegt, und<lb/>
&#x017F;ich in die Charaktere der Land&#x017F;chaft und ihre Wirkungen auf die men&#x017F;chliche Seele<lb/>
hineingedacht haben muß.</p><lb/>
            <figure/>
          </div>
          <div n="4">
            <head> <hi rendition="#b">6.<lb/><hi rendition="#g">Gebu&#x0364;&#x017F;ch</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Gebu&#x0364;&#x017F;ch i&#x017F;t nach un&#x017F;rer Eintheilung die er&#x017F;te Art von Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung von<lb/>
Stra&#x0364;uchern, die einzeln von geringer Wirkung &#x017F;ind, wie &#x017F;chon oben bemerkt worden.<lb/>
Allein durch Verbindung werden &#x017F;ie wichtiger. Sie ko&#x0364;nnen zwar zur Verzierung ein-<lb/>
zelne Ba&#x0364;ume, die zer&#x017F;treut unter ihnen er&#x017F;cheinen, zula&#x017F;&#x017F;en, ohne daß dadurch ihr<lb/>
Charakter merklich vera&#x0364;ndert wird. Inde&#x017F;&#x017F;en macht doch die Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der<lb/>
Stra&#x0364;ucher den we&#x017F;entlichen Theil bey Gebu&#x0364;&#x017F;chen aus.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0050] Zweyter Abſchnitt. allmaͤhligen Fortſchreitung, nach dunkeln Zwiſchenraͤumen, in welchen die Seele ſich mit dem Nachgenuß erfreut, und noch keine neue Scene wieder erwartet, hervorbre- chen laſſen, hier in freyer, dort in verſchleyerter Schoͤnheit, mit allem Reiz der Ab- wechſelung und mit der vollen Staͤrke der Ueberraſchung. Er ſoll dadurch in der Seele eine Folge von Ruhe und Bewegung, von angenehmen, bald ſanftern, bald lebhaf- tern Empfindungen, von Behagung, von Freude, von Entzuͤckung, von Bewunderung, von Erſtaunen, hervorbringen. Nach dieſen Bemerkungen wird man einſehen, daß das Aushauen der Gehoͤlze nicht blos eine Haͤndearbeit gemeiner Gartenknechte iſt; und daß ſelbſt ein Mann von Geſchmack, der die Anordnung macht, lange uͤberlegt, und ſich in die Charaktere der Landſchaft und ihre Wirkungen auf die menſchliche Seele hineingedacht haben muß. [Abbildung] 6. Gebuͤſch. Gebuͤſch iſt nach unſrer Eintheilung die erſte Art von Zuſammenſetzung von Straͤuchern, die einzeln von geringer Wirkung ſind, wie ſchon oben bemerkt worden. Allein durch Verbindung werden ſie wichtiger. Sie koͤnnen zwar zur Verzierung ein- zelne Baͤume, die zerſtreut unter ihnen erſcheinen, zulaſſen, ohne daß dadurch ihr Charakter merklich veraͤndert wird. Indeſſen macht doch die Zuſammenſetzung der Straͤucher den weſentlichen Theil bey Gebuͤſchen aus. Bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/50
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/50>, abgerufen am 28.03.2024.