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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780.

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Anhang. Beschreibungen
Um den untern Theil des Luststückes windet sich eine Allee von Linden in einem halben
Zirkel, und stößt auf die linke Seite der äußersten Hauptallee dieses Ostreviers, oder
der Reitallee, die weiter oben bey der Kirche des Schlosses anfängt, und sich nach un-
ten hinab mit einer sehr malerischen Durchsicht fortzieht.

An die Lindenallee, welche den halben Zirkel unten an den Hecken umschreibt,
stoßen zwo andere Partien.

Die zur Rechten besteht aus vier Rasenstücken, die mit niedrigen Hecken, zwi-
schen welchen Gänge laufen, eingefaßt sind. Zwo kurze Alleen von Linden kommen
von der Gegend des Schlosses durch diese Partie. Das obere Ende nach dem Schlosse
ist mit einer Reihe Statüen in lebhaften und fliegenden Stellungen geziert, die auf
Fußgestellen vor einem kleinen Rasenrand stehen, an welchen sich ein Gang herum-
windet. Die untere Seite drängt sich an den Wald, hat auf jeder Ecke eine Säule,
und in der Mitte ein treffliches Werk der Bildhauerkunst von Wiedewelts Erfin-
dung, das auf einem kleinen runden erhöheten mit Linden umkränzten Rasenplatz stehet.
Es stellet in einer Gruppe von sechs halb erhobenen Figuren, auf einer weißen Mar-
mortafel, mit beystimmenden Verzierungen, das Fest der Weinlese im antiken Ge-
schmack vor. Die Tafel ist an einem aus rohen nordischen Marmorblöcken zusam-
mengesetzten Werk, das mit einer weißen marmornen Vase gekrönt ist, befestigt.
Beyde Lindenalleen laufen auf dieses Monument hin. Hinter dieser Partie erscheint
eine anmuthige waldigte Scene mit offenen Grasplätzen.

Die andere Partie liegt zur Linken, und wird von dieser durch eine hinablaufen-
de Hauptallee, die hier anfängt, getrennt. Sie ist ein schöner runder Platz mit einer
niedrigen Hecke umzogen. In der Mitte liegt eine Erhöhung, worauf sich eine hohe
marmorne Säule (columna rostrata) erhebt, die unten nahe am Säulenfuß auf zwo
Seiten in einer runden mit Lorbeerblättern umkränzten Tafel Inschriften mit goldenen
Buchstaben zeigt. Auf der Seite nach dem Schlosse:

Fortissima
Consilia
Tutissima

Auf der andern Seite:

Anno
MDCCLXII.

Unten an dieser Erhöhung laufen zwey niedrige Absätze herum, die mit einer einfa-
chen Reihe von Linden, zwischen welchen kleine Rosengebüsche blühen, umgeben sind.

Auf

Anhang. Beſchreibungen
Um den untern Theil des Luſtſtuͤckes windet ſich eine Allee von Linden in einem halben
Zirkel, und ſtoͤßt auf die linke Seite der aͤußerſten Hauptallee dieſes Oſtreviers, oder
der Reitallee, die weiter oben bey der Kirche des Schloſſes anfaͤngt, und ſich nach un-
ten hinab mit einer ſehr maleriſchen Durchſicht fortzieht.

An die Lindenallee, welche den halben Zirkel unten an den Hecken umſchreibt,
ſtoßen zwo andere Partien.

Die zur Rechten beſteht aus vier Raſenſtuͤcken, die mit niedrigen Hecken, zwi-
ſchen welchen Gaͤnge laufen, eingefaßt ſind. Zwo kurze Alleen von Linden kommen
von der Gegend des Schloſſes durch dieſe Partie. Das obere Ende nach dem Schloſſe
iſt mit einer Reihe Statuͤen in lebhaften und fliegenden Stellungen geziert, die auf
Fußgeſtellen vor einem kleinen Raſenrand ſtehen, an welchen ſich ein Gang herum-
windet. Die untere Seite draͤngt ſich an den Wald, hat auf jeder Ecke eine Saͤule,
und in der Mitte ein treffliches Werk der Bildhauerkunſt von Wiedewelts Erfin-
dung, das auf einem kleinen runden erhoͤheten mit Linden umkraͤnzten Raſenplatz ſtehet.
Es ſtellet in einer Gruppe von ſechs halb erhobenen Figuren, auf einer weißen Mar-
mortafel, mit beyſtimmenden Verzierungen, das Feſt der Weinleſe im antiken Ge-
ſchmack vor. Die Tafel iſt an einem aus rohen nordiſchen Marmorbloͤcken zuſam-
mengeſetzten Werk, das mit einer weißen marmornen Vaſe gekroͤnt iſt, befeſtigt.
Beyde Lindenalleen laufen auf dieſes Monument hin. Hinter dieſer Partie erſcheint
eine anmuthige waldigte Scene mit offenen Grasplaͤtzen.

Die andere Partie liegt zur Linken, und wird von dieſer durch eine hinablaufen-
de Hauptallee, die hier anfaͤngt, getrennt. Sie iſt ein ſchoͤner runder Platz mit einer
niedrigen Hecke umzogen. In der Mitte liegt eine Erhoͤhung, worauf ſich eine hohe
marmorne Saͤule (columna roſtrata) erhebt, die unten nahe am Saͤulenfuß auf zwo
Seiten in einer runden mit Lorbeerblaͤttern umkraͤnzten Tafel Inſchriften mit goldenen
Buchſtaben zeigt. Auf der Seite nach dem Schloſſe:

Fortiſſima
Conſilia
Tutiſſima

Auf der andern Seite:

Anno
MDCCLXII.

Unten an dieſer Erhoͤhung laufen zwey niedrige Abſaͤtze herum, die mit einer einfa-
chen Reihe von Linden, zwiſchen welchen kleine Roſengebuͤſche bluͤhen, umgeben ſind.

Auf
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[176/0187] Anhang. Beſchreibungen Um den untern Theil des Luſtſtuͤckes windet ſich eine Allee von Linden in einem halben Zirkel, und ſtoͤßt auf die linke Seite der aͤußerſten Hauptallee dieſes Oſtreviers, oder der Reitallee, die weiter oben bey der Kirche des Schloſſes anfaͤngt, und ſich nach un- ten hinab mit einer ſehr maleriſchen Durchſicht fortzieht. An die Lindenallee, welche den halben Zirkel unten an den Hecken umſchreibt, ſtoßen zwo andere Partien. Die zur Rechten beſteht aus vier Raſenſtuͤcken, die mit niedrigen Hecken, zwi- ſchen welchen Gaͤnge laufen, eingefaßt ſind. Zwo kurze Alleen von Linden kommen von der Gegend des Schloſſes durch dieſe Partie. Das obere Ende nach dem Schloſſe iſt mit einer Reihe Statuͤen in lebhaften und fliegenden Stellungen geziert, die auf Fußgeſtellen vor einem kleinen Raſenrand ſtehen, an welchen ſich ein Gang herum- windet. Die untere Seite draͤngt ſich an den Wald, hat auf jeder Ecke eine Saͤule, und in der Mitte ein treffliches Werk der Bildhauerkunſt von Wiedewelts Erfin- dung, das auf einem kleinen runden erhoͤheten mit Linden umkraͤnzten Raſenplatz ſtehet. Es ſtellet in einer Gruppe von ſechs halb erhobenen Figuren, auf einer weißen Mar- mortafel, mit beyſtimmenden Verzierungen, das Feſt der Weinleſe im antiken Ge- ſchmack vor. Die Tafel iſt an einem aus rohen nordiſchen Marmorbloͤcken zuſam- mengeſetzten Werk, das mit einer weißen marmornen Vaſe gekroͤnt iſt, befeſtigt. Beyde Lindenalleen laufen auf dieſes Monument hin. Hinter dieſer Partie erſcheint eine anmuthige waldigte Scene mit offenen Grasplaͤtzen. Die andere Partie liegt zur Linken, und wird von dieſer durch eine hinablaufen- de Hauptallee, die hier anfaͤngt, getrennt. Sie iſt ein ſchoͤner runder Platz mit einer niedrigen Hecke umzogen. In der Mitte liegt eine Erhoͤhung, worauf ſich eine hohe marmorne Saͤule (columna roſtrata) erhebt, die unten nahe am Saͤulenfuß auf zwo Seiten in einer runden mit Lorbeerblaͤttern umkraͤnzten Tafel Inſchriften mit goldenen Buchſtaben zeigt. Auf der Seite nach dem Schloſſe: Fortiſſima Conſilia Tutiſſima Auf der andern Seite: Anno MDCCLXII. Unten an dieſer Erhoͤhung laufen zwey niedrige Abſaͤtze herum, die mit einer einfa- chen Reihe von Linden, zwiſchen welchen kleine Roſengebuͤſche bluͤhen, umgeben ſind. Auf

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 3. Leipzig, 1780, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst3_1780/187>, abgerufen am 23.04.2024.