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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

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nach dem Unterschied der Jahreszeiten.

Nach diesem Charakter verstattet der herbstliche Garten noch in abgesonderten
Gegenden, wo er nichts als die letzten Scenen des Unterganges zeigt, Gegenstände,
die ihrem Eindruck beystimmen, oder ihn selbst zu verstärken fähig sind. Ruinen
von Gebäuden, zerbrochene Säulen, ein halb mit Moos überwachsenes Grabmal,
eine zerfallene Hütte, die einem abgestorbenen Greise zur letzten Wohnung diente,
alles, was auf die Hinfälligkeit der Dinge hinweiset, was bey ihrer Vorstellung Ernst,
Nachdenken und sanfte Melancholie vermehren kann, schickt sich zu einem solchen rüh-
renden Schauplatz der Vergänglichkeit.

[Abbildung]
IV.
Wintergarten.
1.

Unterdessen daß der Winter über so viele Reiche seine eiserne Herrschaft ausgestreckt
hat, beglückt die Natur einige Lieblingslandschaften mit der Gunst der Frühlings-
milde. Die Gegend um die Stadt Hieres in Frankreich ist besonders von dieser

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IV Band. X
nach dem Unterſchied der Jahreszeiten.

Nach dieſem Charakter verſtattet der herbſtliche Garten noch in abgeſonderten
Gegenden, wo er nichts als die letzten Scenen des Unterganges zeigt, Gegenſtaͤnde,
die ihrem Eindruck beyſtimmen, oder ihn ſelbſt zu verſtaͤrken faͤhig ſind. Ruinen
von Gebaͤuden, zerbrochene Saͤulen, ein halb mit Moos uͤberwachſenes Grabmal,
eine zerfallene Huͤtte, die einem abgeſtorbenen Greiſe zur letzten Wohnung diente,
alles, was auf die Hinfaͤlligkeit der Dinge hinweiſet, was bey ihrer Vorſtellung Ernſt,
Nachdenken und ſanfte Melancholie vermehren kann, ſchickt ſich zu einem ſolchen ruͤh-
renden Schauplatz der Vergaͤnglichkeit.

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IV.
Wintergarten.
1.

Unterdeſſen daß der Winter uͤber ſo viele Reiche ſeine eiſerne Herrſchaft ausgeſtreckt
hat, begluͤckt die Natur einige Lieblingslandſchaften mit der Gunſt der Fruͤhlings-
milde. Die Gegend um die Stadt Hieres in Frankreich iſt beſonders von dieſer

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[161/0165] nach dem Unterſchied der Jahreszeiten. Nach dieſem Charakter verſtattet der herbſtliche Garten noch in abgeſonderten Gegenden, wo er nichts als die letzten Scenen des Unterganges zeigt, Gegenſtaͤnde, die ihrem Eindruck beyſtimmen, oder ihn ſelbſt zu verſtaͤrken faͤhig ſind. Ruinen von Gebaͤuden, zerbrochene Saͤulen, ein halb mit Moos uͤberwachſenes Grabmal, eine zerfallene Huͤtte, die einem abgeſtorbenen Greiſe zur letzten Wohnung diente, alles, was auf die Hinfaͤlligkeit der Dinge hinweiſet, was bey ihrer Vorſtellung Ernſt, Nachdenken und ſanfte Melancholie vermehren kann, ſchickt ſich zu einem ſolchen ruͤh- renden Schauplatz der Vergaͤnglichkeit. [Abbildung] IV. Wintergarten. 1. Unterdeſſen daß der Winter uͤber ſo viele Reiche ſeine eiſerne Herrſchaft ausgeſtreckt hat, begluͤckt die Natur einige Lieblingslandſchaften mit der Gunſt der Fruͤhlings- milde. Die Gegend um die Stadt Hieres in Frankreich iſt beſonders von dieſer Seite IV Band. X

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/165>, abgerufen am 25.04.2024.