Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite
Anhang. Beschreibungen

VI.
Wandsbeck.
*)

Der Flecken Wandsbeck liegt in einer ausgedehnten und fruchtbaren Ebene. Er
blühet durch mancherley Manufacturen und Arten des Gewerbes, und ist seit
verschiedenen Jahren mit vielen Gebäuden, die eine Stadt zieren würden, mit Baum-
pflanzungen und Gärten verschönert.

Das herrschaftliche Wohngebäude liegt frey vor dem Eingange des Parks.
Es macht ein Viereck, und besteht aus zwey Stockwerken, die eine Menge reich und
fein verzierter Gemächer enthalten, mit den heitersten Aussichten über den Park und
die weiten Landschaften umher. Der Thurm, der das Gebäude ziert, ist den Gelehr-
ten noch ehrwürdig, weil der berühmte Tycho Brahe hier Ruhe und Bequemlichkeit
fand, seine astronomischen Beobachtungen fortzusetzen.

Vor dem Gebäude liegt ein sehr langer Vorplatz, und in seiner Mitte ein schö-
ner, mit Werken der Bildhauerkunst verzierter, Rasen, an dessen Außenlinie die Zu-
fahrt geschiehet. Außer dem Weg für die Wagen, laufen an den Seiten noch zwey
breite mit Linden besetzte Gänge hin, die sich so weit von einander entfernen, daß der
Vorderseite des Gebäudes, die nach dem blühenden Wandsbeck hingerichtet ist, da-
durch nichts von ihrem Ansehen entzogen wird.

Der Vorplatz ist auf beyden Seiten mit einer Mauer umzogen. Auf der rech-
ten Seite verbirgt sie die Gebäude für Pferde, Wagen und andre Bedürfnisse; an

die
*) [Spaltenumbruch] Ein Park in dem adelichen Gute und
bey dem Flecken dieses Namens in Holstein,
eine halbe Meile von Hamburg, vormals
dem sel. königlichdänischen Schatzmeister,
geheimen Rath, Minister beym niedersäch-
fischen Kreise, Ritter vom Elephantenor-
den, Grafen von Schimmelmann, Frey-
herrn von Lindenburg, und Erbherrn auf
Ahrensburg, zuständig. Diese Beschrei-
bung ward im Herbst 1780 aufgesetzt.
Sie enthält nicht allein manche Verände-
rungen des Parks, die besonders auf die
Milderung der noch zu sichtbaren Symme-
trie der ersten Anlage giengen, sondern
[Spaltenumbruch] auch viele Erweiterungen und ganz neue
Scenen und Gebäude. Alles dieses ward
damals, als ich das letztemal zu Wands-
beck war, verabredet und zur Ausführung
bestimmt. Und deswegen konnte die Be-
schreibung es aufnehmen und darstellen,
als wenn es wirklich schon vorhanden wä-
re; zumal da sie dienen sollte, die neuen
Anordnungen leiten zu helfen. Der Tod
hat den verdienstvollen Minister vor der
Vollendung übereilt. Ich darf indessen in
dieser unveränderten Beschreibung sagen,
was er thun wollte.
Anhang. Beſchreibungen

VI.
Wandsbeck.
*)

Der Flecken Wandsbeck liegt in einer ausgedehnten und fruchtbaren Ebene. Er
bluͤhet durch mancherley Manufacturen und Arten des Gewerbes, und iſt ſeit
verſchiedenen Jahren mit vielen Gebaͤuden, die eine Stadt zieren wuͤrden, mit Baum-
pflanzungen und Gaͤrten verſchoͤnert.

Das herrſchaftliche Wohngebaͤude liegt frey vor dem Eingange des Parks.
Es macht ein Viereck, und beſteht aus zwey Stockwerken, die eine Menge reich und
fein verzierter Gemaͤcher enthalten, mit den heiterſten Ausſichten uͤber den Park und
die weiten Landſchaften umher. Der Thurm, der das Gebaͤude ziert, iſt den Gelehr-
ten noch ehrwuͤrdig, weil der beruͤhmte Tycho Brahe hier Ruhe und Bequemlichkeit
fand, ſeine aſtronomiſchen Beobachtungen fortzuſetzen.

Vor dem Gebaͤude liegt ein ſehr langer Vorplatz, und in ſeiner Mitte ein ſchoͤ-
ner, mit Werken der Bildhauerkunſt verzierter, Raſen, an deſſen Außenlinie die Zu-
fahrt geſchiehet. Außer dem Weg fuͤr die Wagen, laufen an den Seiten noch zwey
breite mit Linden beſetzte Gaͤnge hin, die ſich ſo weit von einander entfernen, daß der
Vorderſeite des Gebaͤudes, die nach dem bluͤhenden Wandsbeck hingerichtet iſt, da-
durch nichts von ihrem Anſehen entzogen wird.

Der Vorplatz iſt auf beyden Seiten mit einer Mauer umzogen. Auf der rech-
ten Seite verbirgt ſie die Gebaͤude fuͤr Pferde, Wagen und andre Beduͤrfniſſe; an

die
*) [Spaltenumbruch] Ein Park in dem adelichen Gute und
bey dem Flecken dieſes Namens in Holſtein,
eine halbe Meile von Hamburg, vormals
dem ſel. koͤniglichdaͤniſchen Schatzmeiſter,
geheimen Rath, Miniſter beym niederſaͤch-
fiſchen Kreiſe, Ritter vom Elephantenor-
den, Grafen von Schimmelmann, Frey-
herrn von Lindenburg, und Erbherrn auf
Ahrensburg, zuſtaͤndig. Dieſe Beſchrei-
bung ward im Herbſt 1780 aufgeſetzt.
Sie enthaͤlt nicht allein manche Veraͤnde-
rungen des Parks, die beſonders auf die
Milderung der noch zu ſichtbaren Symme-
trie der erſten Anlage giengen, ſondern
[Spaltenumbruch] auch viele Erweiterungen und ganz neue
Scenen und Gebaͤude. Alles dieſes ward
damals, als ich das letztemal zu Wands-
beck war, verabredet und zur Ausfuͤhrung
beſtimmt. Und deswegen konnte die Be-
ſchreibung es aufnehmen und darſtellen,
als wenn es wirklich ſchon vorhanden waͤ-
re; zumal da ſie dienen ſollte, die neuen
Anordnungen leiten zu helfen. Der Tod
hat den verdienſtvollen Miniſter vor der
Vollendung uͤbereilt. Ich darf indeſſen in
dieſer unveraͤnderten Beſchreibung ſagen,
was er thun wollte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0216" n="212"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Anhang. Be&#x017F;chreibungen</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi><lb/><hi rendition="#g">Wandsbeck</hi>.</hi> <note place="foot" n="*)"><cb/>
Ein Park in dem adelichen Gute und<lb/>
bey dem Flecken die&#x017F;es Namens in Hol&#x017F;tein,<lb/>
eine halbe Meile von Hamburg, vormals<lb/>
dem &#x017F;el. ko&#x0364;niglichda&#x0364;ni&#x017F;chen Schatzmei&#x017F;ter,<lb/>
geheimen Rath, Mini&#x017F;ter beym nieder&#x017F;a&#x0364;ch-<lb/>
fi&#x017F;chen Krei&#x017F;e, Ritter vom Elephantenor-<lb/>
den, Grafen von Schimmelmann, Frey-<lb/>
herrn von Lindenburg, und Erbherrn auf<lb/>
Ahrensburg, zu&#x017F;ta&#x0364;ndig. Die&#x017F;e Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung ward im Herb&#x017F;t 1780 aufge&#x017F;etzt.<lb/>
Sie entha&#x0364;lt nicht allein manche Vera&#x0364;nde-<lb/>
rungen des Parks, die be&#x017F;onders auf die<lb/>
Milderung der noch zu &#x017F;ichtbaren Symme-<lb/>
trie der er&#x017F;ten Anlage giengen, &#x017F;ondern<lb/><cb/>
auch viele Erweiterungen und ganz neue<lb/>
Scenen und Geba&#x0364;ude. Alles die&#x017F;es ward<lb/>
damals, als ich das letztemal zu Wands-<lb/>
beck war, verabredet und zur Ausfu&#x0364;hrung<lb/>
be&#x017F;timmt. Und deswegen konnte die Be-<lb/>
&#x017F;chreibung es aufnehmen und dar&#x017F;tellen,<lb/>
als wenn es wirklich &#x017F;chon vorhanden wa&#x0364;-<lb/>
re; zumal da &#x017F;ie dienen &#x017F;ollte, die neuen<lb/>
Anordnungen leiten zu helfen. Der Tod<lb/>
hat den verdien&#x017F;tvollen Mini&#x017F;ter vor der<lb/>
Vollendung u&#x0364;bereilt. Ich darf inde&#x017F;&#x017F;en in<lb/>
die&#x017F;er unvera&#x0364;nderten Be&#x017F;chreibung &#x017F;agen,<lb/>
was er thun wollte.</note>
          </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Flecken <hi rendition="#fr">Wandsbeck</hi> liegt in einer ausgedehnten und fruchtbaren Ebene. Er<lb/>
blu&#x0364;het durch mancherley Manufacturen und Arten des Gewerbes, und i&#x017F;t &#x017F;eit<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Jahren mit vielen Geba&#x0364;uden, die eine Stadt zieren wu&#x0364;rden, mit Baum-<lb/>
pflanzungen und Ga&#x0364;rten ver&#x017F;cho&#x0364;nert.</p><lb/>
          <p>Das herr&#x017F;chaftliche Wohngeba&#x0364;ude liegt frey vor dem Eingange des Parks.<lb/>
Es macht ein Viereck, und be&#x017F;teht aus zwey Stockwerken, die eine Menge reich und<lb/>
fein verzierter Gema&#x0364;cher enthalten, mit den heiter&#x017F;ten Aus&#x017F;ichten u&#x0364;ber den Park und<lb/>
die weiten Land&#x017F;chaften umher. Der Thurm, der das Geba&#x0364;ude ziert, i&#x017F;t den Gelehr-<lb/>
ten noch ehrwu&#x0364;rdig, weil der beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Tycho Brahe</hi> hier Ruhe und Bequemlichkeit<lb/>
fand, &#x017F;eine a&#x017F;tronomi&#x017F;chen Beobachtungen fortzu&#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>Vor dem Geba&#x0364;ude liegt ein &#x017F;ehr langer Vorplatz, und in &#x017F;einer Mitte ein &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ner, mit Werken der Bildhauerkun&#x017F;t verzierter, Ra&#x017F;en, an de&#x017F;&#x017F;en Außenlinie die Zu-<lb/>
fahrt ge&#x017F;chiehet. Außer dem Weg fu&#x0364;r die Wagen, laufen an den Seiten noch zwey<lb/>
breite mit Linden be&#x017F;etzte Ga&#x0364;nge hin, die &#x017F;ich &#x017F;o weit von einander entfernen, daß der<lb/>
Vorder&#x017F;eite des Geba&#x0364;udes, die nach dem blu&#x0364;henden <hi rendition="#fr">Wandsbeck</hi> hingerichtet i&#x017F;t, da-<lb/>
durch nichts von ihrem An&#x017F;ehen entzogen wird.</p><lb/>
          <p>Der Vorplatz i&#x017F;t auf beyden Seiten mit einer Mauer umzogen. Auf der rech-<lb/>
ten Seite verbirgt &#x017F;ie die Geba&#x0364;ude fu&#x0364;r Pferde, Wagen und andre Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e; an<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0216] Anhang. Beſchreibungen VI. Wandsbeck. *) Der Flecken Wandsbeck liegt in einer ausgedehnten und fruchtbaren Ebene. Er bluͤhet durch mancherley Manufacturen und Arten des Gewerbes, und iſt ſeit verſchiedenen Jahren mit vielen Gebaͤuden, die eine Stadt zieren wuͤrden, mit Baum- pflanzungen und Gaͤrten verſchoͤnert. Das herrſchaftliche Wohngebaͤude liegt frey vor dem Eingange des Parks. Es macht ein Viereck, und beſteht aus zwey Stockwerken, die eine Menge reich und fein verzierter Gemaͤcher enthalten, mit den heiterſten Ausſichten uͤber den Park und die weiten Landſchaften umher. Der Thurm, der das Gebaͤude ziert, iſt den Gelehr- ten noch ehrwuͤrdig, weil der beruͤhmte Tycho Brahe hier Ruhe und Bequemlichkeit fand, ſeine aſtronomiſchen Beobachtungen fortzuſetzen. Vor dem Gebaͤude liegt ein ſehr langer Vorplatz, und in ſeiner Mitte ein ſchoͤ- ner, mit Werken der Bildhauerkunſt verzierter, Raſen, an deſſen Außenlinie die Zu- fahrt geſchiehet. Außer dem Weg fuͤr die Wagen, laufen an den Seiten noch zwey breite mit Linden beſetzte Gaͤnge hin, die ſich ſo weit von einander entfernen, daß der Vorderſeite des Gebaͤudes, die nach dem bluͤhenden Wandsbeck hingerichtet iſt, da- durch nichts von ihrem Anſehen entzogen wird. Der Vorplatz iſt auf beyden Seiten mit einer Mauer umzogen. Auf der rech- ten Seite verbirgt ſie die Gebaͤude fuͤr Pferde, Wagen und andre Beduͤrfniſſe; an die *) Ein Park in dem adelichen Gute und bey dem Flecken dieſes Namens in Holſtein, eine halbe Meile von Hamburg, vormals dem ſel. koͤniglichdaͤniſchen Schatzmeiſter, geheimen Rath, Miniſter beym niederſaͤch- fiſchen Kreiſe, Ritter vom Elephantenor- den, Grafen von Schimmelmann, Frey- herrn von Lindenburg, und Erbherrn auf Ahrensburg, zuſtaͤndig. Dieſe Beſchrei- bung ward im Herbſt 1780 aufgeſetzt. Sie enthaͤlt nicht allein manche Veraͤnde- rungen des Parks, die beſonders auf die Milderung der noch zu ſichtbaren Symme- trie der erſten Anlage giengen, ſondern auch viele Erweiterungen und ganz neue Scenen und Gebaͤude. Alles dieſes ward damals, als ich das letztemal zu Wands- beck war, verabredet und zur Ausfuͤhrung beſtimmt. Und deswegen konnte die Be- ſchreibung es aufnehmen und darſtellen, als wenn es wirklich ſchon vorhanden waͤ- re; zumal da ſie dienen ſollte, die neuen Anordnungen leiten zu helfen. Der Tod hat den verdienſtvollen Miniſter vor der Vollendung uͤbereilt. Ich darf indeſſen in dieſer unveraͤnderten Beſchreibung ſagen, was er thun wollte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/216
Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/216>, abgerufen am 25.04.2024.