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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782.

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Dritter Abschnitt. Gärten
verwahrt wider Schlagflüsse, erhält die Gesundheit, verlängert die Tage des Alters;
und die guten Leute wissen am Ende des Tages nichts von Langerweile und Verdruß,
die nur zu oft das Theil und die Plage des Reichthums und der Größe sind.

Aber es ist Zeit, unsern Spatzierweg zu endigen. Ein Baumgarten oder viel-
mehr ein Wald von Fruchtsträuchern führt uns zum Hause zurück. Man hat nur ein
schwaches Muster von den Schönheiten und Mannigfaltigkeiten, die man in der Na-
tur finden kann, geben wollen; umsonst würde man alle diejenigen, deren sie fähig ist,
zu schildern versuchen. Die Verschiedenheit des Anbaues, die Ungleichheiten des
Erdreichs, der Unterschied einerley Gegenstände, von verschiedenen Punkten und unter
verschiedenen Ansichten erblickt, endlich alle die Fruchtbarkeit des Schauplatzes der
Welt, müssen, auf eine oder die andre Art, allerley kleine Partien in solchem Ueber-
fluß gewähren, daß man noch in der Wahl unschlüssig seyn wird. Aber man handle
in den Theilen, wie in dem Ganzen, nie der Natur zuwider.

b.
Studley.
*)

Der Park zu Studley, der werth ist von Reisenden besucht zu werden, liegt
in einer angenehmen Landschaft, vier (engl.) Meilen von Ripon. Das Gebäude ist
zwar artig und gut eingerichtet, aber die dabey befindlichen Anlagen sind das vornehm-
ste. Zuerst führte man uns nach dem Speisesaal, an welchen ein freyer grüner Platz
stößt, an dessen Ende Ruinen eines ionischen Tempels stehen, von welchem man schöne
Prospecte hat. Zwey stellen das Wasser in verschiedenen Lagen und mit Waldung
umgeben dar; auf einer reizenden Anhöhe steht ein gothischer Thurm; an einem
vierten Ort liegt ein ansehnliches Bassin, und hinter ihm eine bedeckte Gallerie.

Wenn
*) [Spaltenumbruch] Diese fünf ersten Beschreibungen
von Studley, Worksop, Luton, Raby-
Castle und Hestercomb in England sind aus
Arthur Youngs Reise durch die nördlichen
und östlichen Provinzen dieses Landes.
Studley gehört dem Herrn William Als-
labie, Esq. in Yorkshire. Man hat von
den Partien dieses Parks vier Blätter in
Folio, von Walker gezeichnet und gesto-
chen. Das erste stellt ein länglichtrundes
Wasser mit Statüen umgeben, die Vor-
[Spaltenumbruch] derseite von dem Tempel der Frömmigkeit,
und einen Theil von Waldung und Gebü-
schen vor. Auf dem zweyten Blatt er-
scheint ein gemachter Berg mit einem her-
abhangenden Walde, einem hervorragen-
den Pavillon und Wasser in der Tiefe.
In der dritten Vorstellung sieht man ein
Gebäude für die Tafel, einen schönen run-
den Tempel, Rasen und Wald. Die vier-
te Partie ist ein schöner See mit Sitzen
umher, und von Waldung umgeben.

Dritter Abſchnitt. Gaͤrten
verwahrt wider Schlagfluͤſſe, erhaͤlt die Geſundheit, verlaͤngert die Tage des Alters;
und die guten Leute wiſſen am Ende des Tages nichts von Langerweile und Verdruß,
die nur zu oft das Theil und die Plage des Reichthums und der Groͤße ſind.

Aber es iſt Zeit, unſern Spatzierweg zu endigen. Ein Baumgarten oder viel-
mehr ein Wald von Fruchtſtraͤuchern fuͤhrt uns zum Hauſe zuruͤck. Man hat nur ein
ſchwaches Muſter von den Schoͤnheiten und Mannigfaltigkeiten, die man in der Na-
tur finden kann, geben wollen; umſonſt wuͤrde man alle diejenigen, deren ſie faͤhig iſt,
zu ſchildern verſuchen. Die Verſchiedenheit des Anbaues, die Ungleichheiten des
Erdreichs, der Unterſchied einerley Gegenſtaͤnde, von verſchiedenen Punkten und unter
verſchiedenen Anſichten erblickt, endlich alle die Fruchtbarkeit des Schauplatzes der
Welt, muͤſſen, auf eine oder die andre Art, allerley kleine Partien in ſolchem Ueber-
fluß gewaͤhren, daß man noch in der Wahl unſchluͤſſig ſeyn wird. Aber man handle
in den Theilen, wie in dem Ganzen, nie der Natur zuwider.

b.
Studley.
*)

Der Park zu Studley, der werth iſt von Reiſenden beſucht zu werden, liegt
in einer angenehmen Landſchaft, vier (engl.) Meilen von Ripon. Das Gebaͤude iſt
zwar artig und gut eingerichtet, aber die dabey befindlichen Anlagen ſind das vornehm-
ſte. Zuerſt fuͤhrte man uns nach dem Speiſeſaal, an welchen ein freyer gruͤner Platz
ſtoͤßt, an deſſen Ende Ruinen eines ioniſchen Tempels ſtehen, von welchem man ſchoͤne
Proſpecte hat. Zwey ſtellen das Waſſer in verſchiedenen Lagen und mit Waldung
umgeben dar; auf einer reizenden Anhoͤhe ſteht ein gothiſcher Thurm; an einem
vierten Ort liegt ein anſehnliches Baſſin, und hinter ihm eine bedeckte Gallerie.

Wenn
*) [Spaltenumbruch] Dieſe fuͤnf erſten Beſchreibungen
von Studley, Workſop, Luton, Raby-
Caſtle und Heſtercomb in England ſind aus
Arthur Youngs Reiſe durch die noͤrdlichen
und oͤſtlichen Provinzen dieſes Landes.
Studley gehoͤrt dem Herrn William Als-
labie, Eſq. in Yorkſhire. Man hat von
den Partien dieſes Parks vier Blaͤtter in
Folio, von Walker gezeichnet und geſto-
chen. Das erſte ſtellt ein laͤnglichtrundes
Waſſer mit Statuͤen umgeben, die Vor-
[Spaltenumbruch] derſeite von dem Tempel der Froͤmmigkeit,
und einen Theil von Waldung und Gebuͤ-
ſchen vor. Auf dem zweyten Blatt er-
ſcheint ein gemachter Berg mit einem her-
abhangenden Walde, einem hervorragen-
den Pavillon und Waſſer in der Tiefe.
In der dritten Vorſtellung ſieht man ein
Gebaͤude fuͤr die Tafel, einen ſchoͤnen run-
den Tempel, Raſen und Wald. Die vier-
te Partie iſt ein ſchoͤner See mit Sitzen
umher, und von Waldung umgeben.
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[68/0072] Dritter Abſchnitt. Gaͤrten verwahrt wider Schlagfluͤſſe, erhaͤlt die Geſundheit, verlaͤngert die Tage des Alters; und die guten Leute wiſſen am Ende des Tages nichts von Langerweile und Verdruß, die nur zu oft das Theil und die Plage des Reichthums und der Groͤße ſind. Aber es iſt Zeit, unſern Spatzierweg zu endigen. Ein Baumgarten oder viel- mehr ein Wald von Fruchtſtraͤuchern fuͤhrt uns zum Hauſe zuruͤck. Man hat nur ein ſchwaches Muſter von den Schoͤnheiten und Mannigfaltigkeiten, die man in der Na- tur finden kann, geben wollen; umſonſt wuͤrde man alle diejenigen, deren ſie faͤhig iſt, zu ſchildern verſuchen. Die Verſchiedenheit des Anbaues, die Ungleichheiten des Erdreichs, der Unterſchied einerley Gegenſtaͤnde, von verſchiedenen Punkten und unter verſchiedenen Anſichten erblickt, endlich alle die Fruchtbarkeit des Schauplatzes der Welt, muͤſſen, auf eine oder die andre Art, allerley kleine Partien in ſolchem Ueber- fluß gewaͤhren, daß man noch in der Wahl unſchluͤſſig ſeyn wird. Aber man handle in den Theilen, wie in dem Ganzen, nie der Natur zuwider. b. Studley. *) Der Park zu Studley, der werth iſt von Reiſenden beſucht zu werden, liegt in einer angenehmen Landſchaft, vier (engl.) Meilen von Ripon. Das Gebaͤude iſt zwar artig und gut eingerichtet, aber die dabey befindlichen Anlagen ſind das vornehm- ſte. Zuerſt fuͤhrte man uns nach dem Speiſeſaal, an welchen ein freyer gruͤner Platz ſtoͤßt, an deſſen Ende Ruinen eines ioniſchen Tempels ſtehen, von welchem man ſchoͤne Proſpecte hat. Zwey ſtellen das Waſſer in verſchiedenen Lagen und mit Waldung umgeben dar; auf einer reizenden Anhoͤhe ſteht ein gothiſcher Thurm; an einem vierten Ort liegt ein anſehnliches Baſſin, und hinter ihm eine bedeckte Gallerie. Wenn *) Dieſe fuͤnf erſten Beſchreibungen von Studley, Workſop, Luton, Raby- Caſtle und Heſtercomb in England ſind aus Arthur Youngs Reiſe durch die noͤrdlichen und oͤſtlichen Provinzen dieſes Landes. Studley gehoͤrt dem Herrn William Als- labie, Eſq. in Yorkſhire. Man hat von den Partien dieſes Parks vier Blaͤtter in Folio, von Walker gezeichnet und geſto- chen. Das erſte ſtellt ein laͤnglichtrundes Waſſer mit Statuͤen umgeben, die Vor- derſeite von dem Tempel der Froͤmmigkeit, und einen Theil von Waldung und Gebuͤ- ſchen vor. Auf dem zweyten Blatt er- ſcheint ein gemachter Berg mit einem her- abhangenden Walde, einem hervorragen- den Pavillon und Waſſer in der Tiefe. In der dritten Vorſtellung ſieht man ein Gebaͤude fuͤr die Tafel, einen ſchoͤnen run- den Tempel, Raſen und Wald. Die vier- te Partie iſt ein ſchoͤner See mit Sitzen umher, und von Waldung umgeben.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 4. Leipzig, 1782, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst4_1782/72>, abgerufen am 25.04.2024.