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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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einzelner Theile eines Landsitzes.

Hügel, die sanft aufschwellen, sich in allmälige Vertiefungen senken, und dann
wieder aufsteigen, stellen, von einer Höhe betrachtet, eine reizende Scene dar. Noch
mehr gewinnt sie an Schönheit, wenn die hintern Anhöhen in mannichfaltigen Lagen
sich über einander erheben, in ihren verschiedenen Absätzen, Flächen und Einbuchten
die wandelbaren Lichter und Schatten sich brechen, und auf der obern Spitze ein dunk-
ler Wald sich mit ernster Stirne an den Wolken mißt.

Von der Höhe des Landhauses der Blick auf eine Sammlung von Haynen und
kleinen Wäldern, mit hellen grasvollen Zwischenräumen, hier zur Seite auf einen See,
wohin sich die Gehölze von ihren Anhöhen herabneigen, dort auf eine Reihe von Wie-
sen, worinn einzelne Hütten sich im Schatten blühender Obstbäume verhüllen --
welch eine entzückende Aussicht!

Die herrlichsten Hintergründe der Landschaft in der Ferne sind hohe dunkle Wal-
dungen, blaue in den Duft sich verlierende Gebirge, das Meer mit seinen schwimmen-
den Palästen, deren weiße Segel zwischen dämmernden Wolken umher flattern. Der
Charakter dieser Hintergründe reicht an das Erhabene.

[Abbildung]

II. Feld-
Q 3
einzelner Theile eines Landſitzes.

Huͤgel, die ſanft aufſchwellen, ſich in allmaͤlige Vertiefungen ſenken, und dann
wieder aufſteigen, ſtellen, von einer Hoͤhe betrachtet, eine reizende Scene dar. Noch
mehr gewinnt ſie an Schoͤnheit, wenn die hintern Anhoͤhen in mannichfaltigen Lagen
ſich uͤber einander erheben, in ihren verſchiedenen Abſaͤtzen, Flaͤchen und Einbuchten
die wandelbaren Lichter und Schatten ſich brechen, und auf der obern Spitze ein dunk-
ler Wald ſich mit ernſter Stirne an den Wolken mißt.

Von der Hoͤhe des Landhauſes der Blick auf eine Sammlung von Haynen und
kleinen Waͤldern, mit hellen grasvollen Zwiſchenraͤumen, hier zur Seite auf einen See,
wohin ſich die Gehoͤlze von ihren Anhoͤhen herabneigen, dort auf eine Reihe von Wie-
ſen, worinn einzelne Huͤtten ſich im Schatten bluͤhender Obſtbaͤume verhuͤllen —
welch eine entzuͤckende Ausſicht!

Die herrlichſten Hintergruͤnde der Landſchaft in der Ferne ſind hohe dunkle Wal-
dungen, blaue in den Duft ſich verlierende Gebirge, das Meer mit ſeinen ſchwimmen-
den Palaͤſten, deren weiße Segel zwiſchen daͤmmernden Wolken umher flattern. Der
Charakter dieſer Hintergruͤnde reicht an das Erhabene.

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II. Feld-
Q 3
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[125/0133] einzelner Theile eines Landſitzes. Huͤgel, die ſanft aufſchwellen, ſich in allmaͤlige Vertiefungen ſenken, und dann wieder aufſteigen, ſtellen, von einer Hoͤhe betrachtet, eine reizende Scene dar. Noch mehr gewinnt ſie an Schoͤnheit, wenn die hintern Anhoͤhen in mannichfaltigen Lagen ſich uͤber einander erheben, in ihren verſchiedenen Abſaͤtzen, Flaͤchen und Einbuchten die wandelbaren Lichter und Schatten ſich brechen, und auf der obern Spitze ein dunk- ler Wald ſich mit ernſter Stirne an den Wolken mißt. Von der Hoͤhe des Landhauſes der Blick auf eine Sammlung von Haynen und kleinen Waͤldern, mit hellen grasvollen Zwiſchenraͤumen, hier zur Seite auf einen See, wohin ſich die Gehoͤlze von ihren Anhoͤhen herabneigen, dort auf eine Reihe von Wie- ſen, worinn einzelne Huͤtten ſich im Schatten bluͤhender Obſtbaͤume verhuͤllen — welch eine entzuͤckende Ausſicht! Die herrlichſten Hintergruͤnde der Landſchaft in der Ferne ſind hohe dunkle Wal- dungen, blaue in den Duft ſich verlierende Gebirge, das Meer mit ſeinen ſchwimmen- den Palaͤſten, deren weiße Segel zwiſchen daͤmmernden Wolken umher flattern. Der Charakter dieſer Hintergruͤnde reicht an das Erhabene. [Abbildung] II. Feld- Q 3

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/133>, abgerufen am 19.04.2024.