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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785.

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Lustschlössern, Landhäusern, Gartengebäuden etc.

Das schönste Landhaus in Irland ist Castletown, dessen Mittelgebäude
durch eine Colonnade von neun Säulen auf jeder Seite mit den Flügeln verbunden
sind. Es liegt in der Provinz Leinster mitten in einer Ebne, die mit den herrlich-
sten Pflanzungen umgeben ist; gegen Norden vereinigen sie sich mit einem Walde,
worinn viele schlängelnde Gänge zu verschiedenen Sitzen und Cabinetten führen.

Der Sitz des Grafen von Charlemont ist nur zwey Meilen von der Haupt-
stadt entfernt. In dem Park ist vor wenig Jahren ein Lusthaus in schönem Stil
nach der Zeichnung des Architecten Adams aufgeführt, und von Rooker in Kupfer
gestochen. Es zeigt eine herrliche Aussicht über die Stadt, die Bay, die See und
die umliegende Landschaft.

Die Gegend um den Sitz des Lord Conynghany, Slaine-Castle, ist sehr
schön und abwechselnd; sie erhebt sich um das Haus in Hügeln und Ungleichheiten
der Oberfläche mit einer Einfassung blühender Baumpflanzungen. Unter dem Land-
hause fließt die Boyne; auf einer Seite ist Felsenufer, auf der andern Wald.
Durch die untern Pflanzungen laufen Wege mit Aussichten auf verschiedene schöne
Scenen, die vom Flusse gebildet werden und weit ins Land hineingehen.

Noch sieht man in dieser Provinz Leinster das große Landgut Mount-Ken-
nedy,
dem General Cuningham zugehörig. Die Grundstücke um das Wohn-
haus sind ungemein schön; man sieht keine Gleichheit, sondern jeder Platz zeigt eine
Abwechselung von Berg und Thal. In einigen wilden und romantischen Gegenden
dieses Landsitzes sind geschmackvolle Anlagen gemacht. Nicht weit von hier liegt Po-
verscourt,
der Sitz des Lords dieses Namens. Das Haus scheint bey dem Zu-
gange die schönste Lage von der Welt zu haben. Der Park ist vortrefflich.

In der Provinz Ulster bemerkt man des Bischofs von Kilmore Palast auf
einem ansehnlichen Hügel mit Gehölze. Von hier fallen die Wälder von Farnham
sehr schön in die Augen. Außerdem ist Farnham, der Sitz des Grafen dieses Na-
mens, einer der reizendsten Plätze in Irland, wo Berge, Wälder und Wasser in
großer Schönheit erscheinen. Die abwechselnden Prospecte des dazu gehörigen
Sees können nicht schöner seyn. Die Wiesen sind wellenförmig, und zeigen sich in
mancherley Gestalten. Sie erheben sich oberhalb des Sees, stoßen bald an ihn,
und ziehen sich bald davon zurück. *)



VI. Dänne-
*) Man sehe ferner 1sten B. S. 71. 4ten B. S. 75 -- 80. 97. 129 u. s. w.
V Band. N n
Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc.

Das ſchoͤnſte Landhaus in Irland iſt Caſtletown, deſſen Mittelgebaͤude
durch eine Colonnade von neun Saͤulen auf jeder Seite mit den Fluͤgeln verbunden
ſind. Es liegt in der Provinz Leinſter mitten in einer Ebne, die mit den herrlich-
ſten Pflanzungen umgeben iſt; gegen Norden vereinigen ſie ſich mit einem Walde,
worinn viele ſchlaͤngelnde Gaͤnge zu verſchiedenen Sitzen und Cabinetten fuͤhren.

Der Sitz des Grafen von Charlemont iſt nur zwey Meilen von der Haupt-
ſtadt entfernt. In dem Park iſt vor wenig Jahren ein Luſthaus in ſchoͤnem Stil
nach der Zeichnung des Architecten Adams aufgefuͤhrt, und von Rooker in Kupfer
geſtochen. Es zeigt eine herrliche Ausſicht uͤber die Stadt, die Bay, die See und
die umliegende Landſchaft.

Die Gegend um den Sitz des Lord Conynghany, Slaine-Caſtle, iſt ſehr
ſchoͤn und abwechſelnd; ſie erhebt ſich um das Haus in Huͤgeln und Ungleichheiten
der Oberflaͤche mit einer Einfaſſung bluͤhender Baumpflanzungen. Unter dem Land-
hauſe fließt die Boyne; auf einer Seite iſt Felſenufer, auf der andern Wald.
Durch die untern Pflanzungen laufen Wege mit Ausſichten auf verſchiedene ſchoͤne
Scenen, die vom Fluſſe gebildet werden und weit ins Land hineingehen.

Noch ſieht man in dieſer Provinz Leinſter das große Landgut Mount-Ken-
nedy,
dem General Cuningham zugehoͤrig. Die Grundſtuͤcke um das Wohn-
haus ſind ungemein ſchoͤn; man ſieht keine Gleichheit, ſondern jeder Platz zeigt eine
Abwechſelung von Berg und Thal. In einigen wilden und romantiſchen Gegenden
dieſes Landſitzes ſind geſchmackvolle Anlagen gemacht. Nicht weit von hier liegt Po-
verscourt,
der Sitz des Lords dieſes Namens. Das Haus ſcheint bey dem Zu-
gange die ſchoͤnſte Lage von der Welt zu haben. Der Park iſt vortrefflich.

In der Provinz Ulſter bemerkt man des Biſchofs von Kilmore Palaſt auf
einem anſehnlichen Huͤgel mit Gehoͤlze. Von hier fallen die Waͤlder von Farnham
ſehr ſchoͤn in die Augen. Außerdem iſt Farnham, der Sitz des Grafen dieſes Na-
mens, einer der reizendſten Plaͤtze in Irland, wo Berge, Waͤlder und Waſſer in
großer Schoͤnheit erſcheinen. Die abwechſelnden Proſpecte des dazu gehoͤrigen
Sees koͤnnen nicht ſchoͤner ſeyn. Die Wieſen ſind wellenfoͤrmig, und zeigen ſich in
mancherley Geſtalten. Sie erheben ſich oberhalb des Sees, ſtoßen bald an ihn,
und ziehen ſich bald davon zuruͤck. *)



VI. Daͤnne-
*) Man ſehe ferner 1ſten B. S. 71. 4ten B. S. 75 — 80. 97. 129 u. ſ. w.
V Band. N n
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[281/0289] Luſtſchloͤſſern, Landhaͤuſern, Gartengebaͤuden ꝛc. Das ſchoͤnſte Landhaus in Irland iſt Caſtletown, deſſen Mittelgebaͤude durch eine Colonnade von neun Saͤulen auf jeder Seite mit den Fluͤgeln verbunden ſind. Es liegt in der Provinz Leinſter mitten in einer Ebne, die mit den herrlich- ſten Pflanzungen umgeben iſt; gegen Norden vereinigen ſie ſich mit einem Walde, worinn viele ſchlaͤngelnde Gaͤnge zu verſchiedenen Sitzen und Cabinetten fuͤhren. Der Sitz des Grafen von Charlemont iſt nur zwey Meilen von der Haupt- ſtadt entfernt. In dem Park iſt vor wenig Jahren ein Luſthaus in ſchoͤnem Stil nach der Zeichnung des Architecten Adams aufgefuͤhrt, und von Rooker in Kupfer geſtochen. Es zeigt eine herrliche Ausſicht uͤber die Stadt, die Bay, die See und die umliegende Landſchaft. Die Gegend um den Sitz des Lord Conynghany, Slaine-Caſtle, iſt ſehr ſchoͤn und abwechſelnd; ſie erhebt ſich um das Haus in Huͤgeln und Ungleichheiten der Oberflaͤche mit einer Einfaſſung bluͤhender Baumpflanzungen. Unter dem Land- hauſe fließt die Boyne; auf einer Seite iſt Felſenufer, auf der andern Wald. Durch die untern Pflanzungen laufen Wege mit Ausſichten auf verſchiedene ſchoͤne Scenen, die vom Fluſſe gebildet werden und weit ins Land hineingehen. Noch ſieht man in dieſer Provinz Leinſter das große Landgut Mount-Ken- nedy, dem General Cuningham zugehoͤrig. Die Grundſtuͤcke um das Wohn- haus ſind ungemein ſchoͤn; man ſieht keine Gleichheit, ſondern jeder Platz zeigt eine Abwechſelung von Berg und Thal. In einigen wilden und romantiſchen Gegenden dieſes Landſitzes ſind geſchmackvolle Anlagen gemacht. Nicht weit von hier liegt Po- verscourt, der Sitz des Lords dieſes Namens. Das Haus ſcheint bey dem Zu- gange die ſchoͤnſte Lage von der Welt zu haben. Der Park iſt vortrefflich. In der Provinz Ulſter bemerkt man des Biſchofs von Kilmore Palaſt auf einem anſehnlichen Huͤgel mit Gehoͤlze. Von hier fallen die Waͤlder von Farnham ſehr ſchoͤn in die Augen. Außerdem iſt Farnham, der Sitz des Grafen dieſes Na- mens, einer der reizendſten Plaͤtze in Irland, wo Berge, Waͤlder und Waſſer in großer Schoͤnheit erſcheinen. Die abwechſelnden Proſpecte des dazu gehoͤrigen Sees koͤnnen nicht ſchoͤner ſeyn. Die Wieſen ſind wellenfoͤrmig, und zeigen ſich in mancherley Geſtalten. Sie erheben ſich oberhalb des Sees, ſtoßen bald an ihn, und ziehen ſich bald davon zuruͤck. *) VI. Daͤnne- *) Man ſehe ferner 1ſten B. S. 71. 4ten B. S. 75 — 80. 97. 129 u. ſ. w. V Band. N n

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 5. Leipzig, 1785, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst5_1785/289>, abgerufen am 23.04.2024.