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Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.

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Der
rechte Gebrauch des Lebens.

Wer hemmt den Flug der Stunden? Sie rauschen hin
Wie Pfeile Gottes! Jeder Sekundenschlag
Reisst uns dem Sterbebette näher,
Näher dem eisernen Todesschlafe!
Dir blüht kein Frühling, wann du gestorben bist;
Dir weht kein Schatten, tönet kein Becherklang;
Dir lacht kein süsses Mädchenlächeln,
Strömet kein Scherz von des Freundes Lippe!
Noch rauscht der schwarze Flügel des Todes nicht!
Drum hasch die Freuden, eh sie der Sturm verweht,
Die Gott, wie Sonnenschein und Regen,
Aus der vergeudenden Urne schüttet!
Ein
Der
rechte Gebrauch des Lebens.

Wer hemmt den Flug der Stunden? Sie rauſchen hin
Wie Pfeile Gottes! Jeder Sekundenſchlag
Reiſst uns dem Sterbebette näher,
Näher dem eiſernen Todesſchlafe!
Dir blüht kein Frühling, wann du geſtorben biſt;
Dir weht kein Schatten, tönet kein Becherklang;
Dir lacht kein ſüſſes Mädchenlächeln,
Strömet kein Scherz von des Freundes Lippe!
Noch rauſcht der ſchwarze Flügel des Todes nicht!
Drum haſch die Freuden, eh ſie der Sturm verweht,
Die Gott, wie Sonnenſchein und Regen,
Aus der vergeudenden Urne ſchüttet!
Ein
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[82/0122] Der rechte Gebrauch des Lebens. Wer hemmt den Flug der Stunden? Sie rauſchen hin Wie Pfeile Gottes! Jeder Sekundenſchlag Reiſst uns dem Sterbebette näher, Näher dem eiſernen Todesſchlafe! Dir blüht kein Frühling, wann du geſtorben biſt; Dir weht kein Schatten, tönet kein Becherklang; Dir lacht kein ſüſſes Mädchenlächeln, Strömet kein Scherz von des Freundes Lippe! Noch rauſcht der ſchwarze Flügel des Todes nicht! Drum haſch die Freuden, eh ſie der Sturm verweht, Die Gott, wie Sonnenſchein und Regen, Aus der vergeudenden Urne ſchüttet! Ein

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Zitationshilfe: Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/122>, abgerufen am 24.04.2024.