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Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783.

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Auftrag.

1776.


Ihr Freunde, hänget, wann ich gestorben bin,
Die kleine Harfe hinter dem Altar auf,
Wo an der Wand die Todtenkränze
Manches verstorbenen Mädchens schimmern.
Der Küster zeigt dann freundlich dem Reisenden
Die kleine Harfe, rauscht mit dem rothen Band,
Das, an der Harfe festgeschlungen,
Unter den goldenen Saiten flattert.
Oft, sagt er staunend, tönen im Abendroth
Von selbst die Saiten, leise wie Bienenton;
Die Kinder, auf dem Kirchhof spielend,
Hörtens, und sahn, wie die Kränze bebten.

Auftrag.

1776.


Ihr Freunde, hänget, wann ich geſtorben bin,
Die kleine Harfe hinter dem Altar auf,
Wo an der Wand die Todtenkränze
Manches verſtorbenen Mädchens ſchimmern.
Der Küſter zeigt dann freundlich dem Reiſenden
Die kleine Harfe, rauſcht mit dem rothen Band,
Das, an der Harfe feſtgeſchlungen,
Unter den goldenen Saiten flattert.
Oft, ſagt er ſtaunend, tönen im Abendroth
Von ſelbſt die Saiten, leiſe wie Bienenton;
Die Kinder, auf dem Kirchhof ſpielend,
Hörtens, und ſahn, wie die Kränze bebten.

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[191/0231] Auftrag. 1776. Ihr Freunde, hänget, wann ich geſtorben bin, Die kleine Harfe hinter dem Altar auf, Wo an der Wand die Todtenkränze Manches verſtorbenen Mädchens ſchimmern. Der Küſter zeigt dann freundlich dem Reiſenden Die kleine Harfe, rauſcht mit dem rothen Band, Das, an der Harfe feſtgeſchlungen, Unter den goldenen Saiten flattert. Oft, ſagt er ſtaunend, tönen im Abendroth Von ſelbſt die Saiten, leiſe wie Bienenton; Die Kinder, auf dem Kirchhof ſpielend, Hörtens, und ſahn, wie die Kränze bebten.

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Zitationshilfe: Hölty, Ludwig Christoph Heinrich: Gedichte. Hamburg, 1783, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelty_gedichte_1783/231>, abgerufen am 19.04.2024.