brechen: es ist ja Graf Viktorin, denn auf wunderbare Weise glaubte ich nun wirklich Viktorin zu seyn, und ich fühlte mein Blut heftiger wallen und aufsteigend meine Wan¬ gen höher färben. -- Ich baute auf Rein¬ hold, der mich ja als den Pater Medardus kannte, unerachtet mir das eine Lüge zu seyn schien: nichts konnte meinen verworrenen Zu¬ stand lösen.
Nach dem Willen des Barons sollte ich sogleich Hermogens Bekanntschaft machen, er war aber nirgends zu finden; man hatte ihn nach dem Gebürge wandeln gesehen und war deshalb nicht besorgt um ihn, weil er schon mehrmals Tagelang auf diese Weise entfernt gewesen. Den ganzen Tag über blieb ich in Reinholds und des Barons Ge¬ sellschaft, und nach und nach faßte ich mich so im Innern, daß ich mich am Abend voll Muth und Kraft fühlte, keck all' den wun¬ derlichen Ereignissen entgegen zu treten, die meiner zu harren schienen. In der einsamen
brechen: es iſt ja Graf Viktorin, denn auf wunderbare Weiſe glaubte ich nun wirklich Viktorin zu ſeyn, und ich fuͤhlte mein Blut heftiger wallen und aufſteigend meine Wan¬ gen hoͤher faͤrben. — Ich baute auf Rein¬ hold, der mich ja als den Pater Medardus kannte, unerachtet mir das eine Luͤge zu ſeyn ſchien: nichts konnte meinen verworrenen Zu¬ ſtand loͤſen.
Nach dem Willen des Barons ſollte ich ſogleich Hermogens Bekanntſchaft machen, er war aber nirgends zu finden; man hatte ihn nach dem Gebuͤrge wandeln geſehen und war deshalb nicht beſorgt um ihn, weil er ſchon mehrmals Tagelang auf dieſe Weiſe entfernt geweſen. Den ganzen Tag uͤber blieb ich in Reinholds und des Barons Ge¬ ſellſchaft, und nach und nach faßte ich mich ſo im Innern, daß ich mich am Abend voll Muth und Kraft fuͤhlte, keck all' den wun¬ derlichen Ereigniſſen entgegen zu treten, die meiner zu harren ſchienen. In der einſamen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0152"n="136"/>
brechen: es iſt ja Graf Viktorin, denn auf<lb/>
wunderbare Weiſe glaubte ich nun wirklich<lb/>
Viktorin zu ſeyn, und ich fuͤhlte mein Blut<lb/>
heftiger wallen und aufſteigend meine Wan¬<lb/>
gen hoͤher faͤrben. — Ich baute auf Rein¬<lb/>
hold, der mich ja als den Pater Medardus<lb/>
kannte, unerachtet mir das eine Luͤge zu ſeyn<lb/>ſchien: nichts konnte meinen verworrenen Zu¬<lb/>ſtand loͤſen.</p><lb/><p>Nach dem Willen des Barons ſollte ich<lb/>ſogleich Hermogens Bekanntſchaft machen,<lb/>
er war aber nirgends zu finden; man hatte<lb/>
ihn nach dem Gebuͤrge wandeln geſehen und<lb/>
war deshalb nicht beſorgt um ihn, weil er<lb/>ſchon mehrmals Tagelang auf dieſe Weiſe<lb/>
entfernt geweſen. Den ganzen Tag uͤber<lb/>
blieb ich in Reinholds und des Barons Ge¬<lb/>ſellſchaft, und nach und nach faßte ich mich<lb/>ſo im Innern, daß ich mich am Abend voll<lb/>
Muth und Kraft fuͤhlte, keck all' den wun¬<lb/>
derlichen Ereigniſſen entgegen zu treten, die<lb/>
meiner zu harren ſchienen. In der einſamen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[136/0152]
brechen: es iſt ja Graf Viktorin, denn auf
wunderbare Weiſe glaubte ich nun wirklich
Viktorin zu ſeyn, und ich fuͤhlte mein Blut
heftiger wallen und aufſteigend meine Wan¬
gen hoͤher faͤrben. — Ich baute auf Rein¬
hold, der mich ja als den Pater Medardus
kannte, unerachtet mir das eine Luͤge zu ſeyn
ſchien: nichts konnte meinen verworrenen Zu¬
ſtand loͤſen.
Nach dem Willen des Barons ſollte ich
ſogleich Hermogens Bekanntſchaft machen,
er war aber nirgends zu finden; man hatte
ihn nach dem Gebuͤrge wandeln geſehen und
war deshalb nicht beſorgt um ihn, weil er
ſchon mehrmals Tagelang auf dieſe Weiſe
entfernt geweſen. Den ganzen Tag uͤber
blieb ich in Reinholds und des Barons Ge¬
ſellſchaft, und nach und nach faßte ich mich
ſo im Innern, daß ich mich am Abend voll
Muth und Kraft fuͤhlte, keck all' den wun¬
derlichen Ereigniſſen entgegen zu treten, die
meiner zu harren ſchienen. In der einſamen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/152>, abgerufen am 25.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.