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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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gewahr wurde, lachend: Sieh da! eine hei¬
lige Familie, das ist etwas für meine Map¬
pe! -- Er zog wirklich Papier und Crayon
hervor und schickte sich an uns zu zeichnen,
da erhob der alte Pilger sein Haupt und
rief zornig: Elender Spötter, du willst ein
Künstler seyn und in deinem Innern brannte
nie die Flamme des Glaubens und der Liebe;
aber deine Werke werden todt und starr blei¬
ben wie du selbst, und du wirst wie ein
Verstoßener in einsamer Leere verzweifeln
und untergehen in deiner eignen Armseelig¬
keit. -- Die Jünglinge eilten bestürzt von
dannen. -- Der alte Pilger sagte zu meiner
Mutter: ich habe euch heute ein wunderba¬
res Kind gebracht, damit es in euerm Sohn
den Funken der Liebe entzünde, aber ich
muß es wieder von euch nehmen und ihr
werdet es wohl, so wie mich selbst, nicht mehr
schauen. Euer Sohn ist mit vielen Ga¬
ben herrlich ausgestattet, aber die Sünde
des Vaters kocht und gährt in seinem Blute,

gewahr wurde, lachend: Sieh da! eine hei¬
lige Familie, das iſt etwas fuͤr meine Map¬
pe! — Er zog wirklich Papier und Crayon
hervor und ſchickte ſich an uns zu zeichnen,
da erhob der alte Pilger ſein Haupt und
rief zornig: Elender Spoͤtter, du willſt ein
Kuͤnſtler ſeyn und in deinem Innern brannte
nie die Flamme des Glaubens und der Liebe;
aber deine Werke werden todt und ſtarr blei¬
ben wie du ſelbſt, und du wirſt wie ein
Verſtoßener in einſamer Leere verzweifeln
und untergehen in deiner eignen Armſeelig¬
keit. — Die Juͤnglinge eilten beſtuͤrzt von
dannen. — Der alte Pilger ſagte zu meiner
Mutter: ich habe euch heute ein wunderba¬
res Kind gebracht, damit es in euerm Sohn
den Funken der Liebe entzuͤnde, aber ich
muß es wieder von euch nehmen und ihr
werdet es wohl, ſo wie mich ſelbſt, nicht mehr
ſchauen. Euer Sohn iſt mit vielen Ga¬
ben herrlich ausgeſtattet, aber die Suͤnde
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[8/0024] gewahr wurde, lachend: Sieh da! eine hei¬ lige Familie, das iſt etwas fuͤr meine Map¬ pe! — Er zog wirklich Papier und Crayon hervor und ſchickte ſich an uns zu zeichnen, da erhob der alte Pilger ſein Haupt und rief zornig: Elender Spoͤtter, du willſt ein Kuͤnſtler ſeyn und in deinem Innern brannte nie die Flamme des Glaubens und der Liebe; aber deine Werke werden todt und ſtarr blei¬ ben wie du ſelbſt, und du wirſt wie ein Verſtoßener in einſamer Leere verzweifeln und untergehen in deiner eignen Armſeelig¬ keit. — Die Juͤnglinge eilten beſtuͤrzt von dannen. — Der alte Pilger ſagte zu meiner Mutter: ich habe euch heute ein wunderba¬ res Kind gebracht, damit es in euerm Sohn den Funken der Liebe entzuͤnde, aber ich muß es wieder von euch nehmen und ihr werdet es wohl, ſo wie mich ſelbſt, nicht mehr ſchauen. Euer Sohn iſt mit vielen Ga¬ ben herrlich ausgeſtattet, aber die Suͤnde des Vaters kocht und gaͤhrt in ſeinem Blute,

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/24>, abgerufen am 28.03.2024.