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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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fromme Lieder, die inbrünstigen Seufzer der
Büssenden, das Gelächter der Fröhlichen,
Klagen, Jauchzen, Jubel, Scherze, Ge¬
bet erfüllen wie in wunderbarem betäu¬
bendem Conzert die Lüfte! -- Aber, so wie
die Glocke des Klosters anschlägt, verhallt
das Getöse plötzlich -- so weit das Auge nur
reicht, ist alles in dichte Reihen gedrängt
auf die Knie gesunken, und nur das dumpfe
Murmeln des Gebets unterbricht die heilige
Stille. Der letzte Schlag der Glocke tönt
aus, die bunte Menge strömt wieder durch
einander, und aufs neue erschallt der nur
Minuten lang unterbrochene Jubel. -- Der Bi¬
schoff selbst, welcher in der benachbarten
Stadt residirt, hielt an dem Bernardustage
in der Kirche des Klosters, bedient von der
untern Geistlichkeit des Hochstifts, das fei¬
erliche Hochamt, und seine Kapelle führte
auf einer Tribune, die man zur Seite des
Hochaltars errichtet, und mit reicher, sel¬
tener Hautelisse behängt hatte, die Musik

fromme Lieder, die inbruͤnſtigen Seufzer der
Buͤſſenden, das Gelaͤchter der Froͤhlichen,
Klagen, Jauchzen, Jubel, Scherze, Ge¬
bet erfuͤllen wie in wunderbarem betaͤu¬
bendem Conzert die Luͤfte! — Aber, ſo wie
die Glocke des Kloſters anſchlaͤgt, verhallt
das Getoͤſe ploͤtzlich — ſo weit das Auge nur
reicht, iſt alles in dichte Reihen gedraͤngt
auf die Knie geſunken, und nur das dumpfe
Murmeln des Gebets unterbricht die heilige
Stille. Der letzte Schlag der Glocke toͤnt
aus, die bunte Menge ſtroͤmt wieder durch
einander, und aufs neue erſchallt der nur
Minuten lang unterbrochene Jubel. — Der Bi¬
ſchoff ſelbſt, welcher in der benachbarten
Stadt reſidirt, hielt an dem Bernardustage
in der Kirche des Kloſters, bedient von der
untern Geiſtlichkeit des Hochſtifts, das fei¬
erliche Hochamt, und ſeine Kapelle fuͤhrte
auf einer Tribune, die man zur Seite des
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[19/0035] fromme Lieder, die inbruͤnſtigen Seufzer der Buͤſſenden, das Gelaͤchter der Froͤhlichen, Klagen, Jauchzen, Jubel, Scherze, Ge¬ bet erfuͤllen wie in wunderbarem betaͤu¬ bendem Conzert die Luͤfte! — Aber, ſo wie die Glocke des Kloſters anſchlaͤgt, verhallt das Getoͤſe ploͤtzlich — ſo weit das Auge nur reicht, iſt alles in dichte Reihen gedraͤngt auf die Knie geſunken, und nur das dumpfe Murmeln des Gebets unterbricht die heilige Stille. Der letzte Schlag der Glocke toͤnt aus, die bunte Menge ſtroͤmt wieder durch einander, und aufs neue erſchallt der nur Minuten lang unterbrochene Jubel. — Der Bi¬ ſchoff ſelbſt, welcher in der benachbarten Stadt reſidirt, hielt an dem Bernardustage in der Kirche des Kloſters, bedient von der untern Geiſtlichkeit des Hochſtifts, das fei¬ erliche Hochamt, und ſeine Kapelle fuͤhrte auf einer Tribune, die man zur Seite des Hochaltars errichtet, und mit reicher, ſel¬ tener Hauteliſſe behaͤngt hatte, die Muſik

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/35>, abgerufen am 18.04.2024.